Eine Vereinigung von mehreren feministischen Gruppen hat den „Goldenen Gaul“, den Preis für den Sexisten des Jahres 2022, an OB Frank Nopper verliehen. Warum er ihn bekommen hat – und wie der OB darauf reagiert.

Psychologie/Partnerschaft: Florian Gann (fga)

Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper hat am vergangenen Wochenende den „Goldenen Gaul“ verliehen bekommen. Der Negativpreis zeichnet den „größten Sexisten des Jahres 2022“ aus, wie es von den Organisatorinnen heißt. Der Preis wurde von einer Vereinigung feministischer Gruppen aus Stuttgart vergeben. Anwärter für den „Goldenen Gaul“ konnten auch via Social Media nominiert werden, darunter etwa Bordellbesitzer John Heer, Trottwar-Geschäftsführer Helmut Schmid und Alexander Kotz, Vorsitzender der Stuttgarter CDU-Gemeinderatsfraktion. Eine von der Vereinigung eingesetzte Jury traf die Entscheidung für Nopper.

 

Schon in Noppers Wahlkampf war Gendern Thema

Nopper habe „eine offen anti-feministische Agenda“, begründet Bärbel Wolf, eine der Organisatorinnen, die Wahl. Mehrere Beispiele seien ausschlaggebend gewesen. Im OB-Wahlkampf 2020 warb Nopper mit dem Slogan „Schaffen statt gendern“. Im Vorjahr schaltete sich Nopper in die Debatte um sexistische Bilder auf Schaustellerbuden am Frühlingsfest ein. „Konzentrieren wir uns auf die Themen, die wirklich wichtig sind“, äußerte er sich damals etwa auf Facebook.

Nopper wird von der Vereinigung etwa auch vorgehalten, dass er sich gegen Tamponspender für trans Menschen auf Herrentoiletten aussprach und sich anlässlich des Fußball-EM-Spiels gegen Ungarn weigerte, eine Regenbogenflagge am Rathaus hissen zu lassen. Bärbel Wolf sagt: „Nopper sollte als OB für alle Menschen der Stadt stehen, aber er lässt Flinta und queere Menschen außer Acht.“ Flinta steht für Frauen, Lesben und Menschen, die sich keinem oder nicht dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht zuordnen.

Noppers Sprecherin verweist auf positive Zuschriften

Nopper selbst äußerte sich unserer Zeitung gegenüber nicht zu dem Negativpreis. Man sei nicht über den Preis informiert worden und habe keine Begründung vorliegen, sagte Noppers Sprecherin Susanne Kaufmann. Den Preis habe zudem eine sehr kleine Gruppierung vergeben. „Es gibt durchaus bedeutende Negativpreise. Der ‚Goldene Gaul’ zählt nicht dazu“, sagt Kaufmann. OB Nopper habe zudem sehr viele positive Zuschriften zu seiner Haltung bezüglich der genannten Themen erhalten.

Bundesweit gibt es mehrere Sexismus-Negativpreise, etwa den „Sexiest Man Alive“ der feministischen Zeitschrift Emma oder den „Goldenen Kaktus“ des Vereins Terre des Femmes. Der „Goldene Gaul“ ist der einzige derartige Negativpreis dezidiert für Stuttgart. Hinter der Vereinigung, die den Preis vergeben hat, steht das Feministische Frauengesundheitszentrum (FF*GZ), das Frauenkollektiv Stuttgart, Queerfeminismus Stuttgart, Frauenstreik Stuttgart und eine feministischen Gruppierung der Partei Die Linke. Bei der Verleihung seien 250 Menschen dabei gewesen, sagt Bärbel Wolf vom FF*GZ. Auch sonst sei man sehr zufrieden mit der Resonanz gewesen. Man hätte gegenüber den Mächtigen in der Stadt ein Statement setzen wollen: „Wir sehen und beobachten euch.“