Der junge Amerikaner Jordan Spieth ist beim Masters in Augusta nicht zu stoppen. Der 21-Jährige bricht Rekorde und gewinnt mit nur 21 Jahren das wichtigste Golfturnier der Welt.

Augusta - Geduld ist seine größte Stärke. Jordan Spieth ist ein ruhiges Gemüt, einer, der sich am Finalsonntag dieses US Masters nie hinreißen ließ zu unüberlegten Spielzügen, die auf dem schwierigen Platz des Augusta National Golf Club so schnell in Katastrophen ausarten können. „Die Nervenanspannung war riesig, ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen“, sagte der Texaner nach seinem Sieg mit 270 Schlägen. Tatsächlich aber wirkte der 21-Jährige bei seinem ersten Majorsieg am Sonntag derartig abgeklärt, dass die Konkurrenz nur staunen konnte.

 

„Es sieht nicht so aus, als wenn er sich das nehmen ließe“, hatte schon der Weltranglistenerste Rory McIlroy am Samstagabend prophezeit, als sich Spieth mit einem Rekordergebnis von 16 unter Par an die Spitze des Feldes setzte und damit das beste Masters-Ergebnis aller Zeiten nach 54 Löchern spielte.

Die Gruppe jener, die angesichts dieser Leistung überhaupt rein rechnerisch noch eine Chance auf den Sieg hatten, war klein. Sie umfasste einen inspiriert aufspielenden Phil Mickelson, der am Sonntag im Verlauf seiner 69er Runde nie aufhörte, von seinem vierten Masters-Sieg zu träumen. Charley Hoffmann gehörte dazu, dieser 38-jährige Amerikaner, der in 14 Jahren als Profi nie wirklich für Sensationen gesorgt hat und am Finalsonntag letztlich Neunter wurde. Schließlich noch Justin Rose, der frühere US-Open-Champion, der seit der British Open 2014 exzellent bei den Majorturnieren aufspielt.

Spieth stellt den Turnierrekord von Tiger Woods ein

Spieth aber konnten sie alle kein Paroli bieten. Zu viel hatte der Texaner aus seinen Erfahrungen des vergangenen Jahres mitgenommen, als er neun Löcher vor Schluss des US Masters führte. Dann wurde er ungeduldig, kassierte drei Bogeys und musste am Ende seinem Landsmann Bubba Watson den Sieg überlassen. Dieses Mal war alles anders: Mit einem Birdie am ersten Loch machte der junge Mann früh seine Ansprüche auf den Sieg klar. Mit einem Birdie am 13. Loch, zum Stand von 18 unter Par, besiegelte er seinen Sieg.

Davor und danach leistete er sich ab und an kleine Fehler, die ihn aber nie wirklich in Bedrängnis brachten. „Wenn er schon einen Ball schlecht schlägt, dann wenigstens an den richtigen Fleck“, sagte der frühere Masters-Champion und heutige TV-Kommentator Nick Faldo. „Es geht ja eigentlich nur darum, so viele Grüns wie möglich zu treffen und Rhythmus mit dem Putter zu entwickeln. Sobald das klappt, und ein paar Bälle reingehen, wird das Loch automatisch größer“, sagte Spieth über seinen Stil. Der sorgte dafür, dass er am Sonntag in Augusta nie die Kontrolle über dieses Finale verlor. Seine Führung auf Justin Rose und Phil Mickelson, die sich den zweiten Platz teilten, wurde nie kleiner als drei Schläge. „Das war ziemlich beeindruckend“, sagte Rory McIlroy.

Mit seinem Ergebnis von 18 unter Par egalisiert Spieth den Turnierrekord von Tiger Woods, den der Amerikaner bei seinem ersten Masters-Sieg 1997 aufgestellt hatte. Woods, der am Sonntag letztendlich den guten 17. Platz belegte, stellte 1997 insgesamt gleich 20 neue Rekorde auf und positionierte sich als der neue Superstar der Golfszene. An Rekorden mangelte es Jordan Spieth am Sonntagabend ebenfalls nicht. Er hatte unter anderem mit einer 64 die niedrigste Auftaktrunde geschossen. Zum Superstar im Stile von Woods eignet er sich allerdings nicht: Der neue Masters-Champion ist unscheinbar und freundlich. Nicht so draufgängerisch und verwegen wie etwa der nordirische Kollege Rory McIlroy, der sich nun mit dem Gedanken anfreunden muss, dass sich ein Konkurrent um seinen Spitzenplatz in der Weltrangliste gefunden hat. Spieth rückt durch seinen Erfolg in Augusta vor auf Position zwei.

Seine Bilanz der vergangenen Monate jedenfalls ist beeindruckend: Spieth gewann Ende 2014 die Australian Open, holte sich eine Woche später den Sieg bei der Hero World Challenge mit zehn Schlägen Abstand auf Henrik Stenson. Vor drei Wochen siegte er bei der Valspar Championship in Florida, in den folgenden zwei Wochen landete er zweimal auf Rang zwei. Kein anderer Spieler hat zuletzt auf ähnliche Weise dominiert. Jordan Spieth mag nicht aussehen wie ein Superstar und er mag sich auch nicht so geben – aber rein sportlich betrachtet ist der 21-Jährige längst auf dem besten Weg dahin.