Der deutsche Golfprofi Martin Kaymer will beim Major-Turnier in Augusta zu alter Stärke zurückfinden – und bei den Spielen in Rio wieder in Topform sein.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Der Auftritt des einstigen Großmeisters Tiger Woods in Augusta hat die Freunde des Golfsports bestimmt nicht vom Hocker gerissen – er kam nur zum Essen. Am Abend vor dem ersten Abschlag am Donnerstag fand beim US Masters nämlich das pickfeine Champions-Diner statt – und das ließ sich Amerikaner nicht entgehen. Danach zog sich Woods wegen anhaltender Rückenprobleme dann wieder zurück.

 

Die Passivität des „Tigers“ wird die Chancen des Deutschen Martin Kaymer auf einen Erfolg bei dem Major-Turnier allerdings nicht erhöhen. Um den üppigen Siegerscheck in Höhe von 1,8 Millionen Dollar streiten sich andere. Das sind Großkaliber wie der amerikanische Vorjahressieger Jordan Spieth, der die Weltrangliste anführende Australier Jason Day oder der Nordire Rory McIlroy. Auch den US-Mann Bubba Watson führen die Experten auf dem Zettel – die Wetten laufen.

In Augusta noch nicht aufgefallen

Und Kaymer? Der schleppt sich seit Monaten relativ erfolglos über den Platz. Sein bestes Resultat in diesem Jahr war der 16. Rang in Abu Dhabi, dabei hätte ihm das Geläuf in der Wüste doch liegen müssen, weil er das Turnier schon dreimal gewann. In Augusta, wo im National Golf Club die 80. Auflage des traditionsreichen Turniers stattfindet, ist Kaymer dagegen noch nicht aufgefallen. 2014 lochte er so ein, dass es zu Platz 31 reichte – sein bestes Ergebnis.

Seit 22 Monaten hat Martin Kaymer kein Turnier mehr gewonnen, das soll sich langfristig ändern. Zunächst einmal will der Westdeutsche sein Spiel wieder stabilisieren – insofern ist sein Masters-Auftritt auch als eine Art Training zu verstehen. „Es fällt mir im Moment einfach noch nicht ganz so leicht, alle Bereiche meines Spiels über ein komplettes Turnier hinweg auf hohem Niveau abzurufen“, sagt der Profi über seine Startschwierigkeiten in die Saison. Abschläge, Eisenschläge, das kurze Spiel wie auch das Putten funktionieren im Einzelnen aus Sicht des Golfers „schon sehr gut“. Doch die Teile fügen sich noch nicht in ein Ganzes; es fehlt die Konstanz.

Martin Kaymer ist immer auch einer, der über sich hinauswachsen kann – die Bedenken vor dem Masters-Start könnten sich auch als Irrtum erweisen. Trotzdem lässt die derzeitige Verfassung des gebürtigen Düsseldorfers keine allzu positiven Prognosen zu. Deshalb richtet der 31-Jährige den Blick auch schon weiter – und zwar auf die Olympischen Spiele im August in Rio de Janeiro. Spätestens bis dahin soll die Formkurve wieder nach oben zeigen, also ist Augusta eine Durchgangsstation auf dem Weg zu etwas ganz Großem – den Spielen in Brasilien. „Olympia steht bei mit in diesem Jahr an oberster Stelle“, sagt Kaymer, weil man so ein Major-Turnier ja auch jährlich gewinnen könne, eine olympische Medaille aber nur alle vier Jahre.

Vorfreude auf das olympische Dorf in Rio

Und so freut sich der mit stolzen Preisgeldern verwöhnte Golfer auf das Zusammensein mit Sportlern, die als Amateure auf ein paar Hunderter von der Sporthilfe angewiesen sind. Er hat sich immer wieder mit Olympia-Teilnehmern unterhalten, mit dem Ergebnis, dass er das aufregende Leben im olympischen Dorf kaum erwarten kann.

Sein deutlich älterer Landsmann Bernhard Langer kann mit olympischer Ferienlager-Romantik dagegen wenig anfangen. Also fiebert die 58 Jahre alte Legende dem Turnier in Augusta entgegen – Langer besitzt als Ex-Sieger des Masters ein lebenslanges Startrecht. Und wegen des Champions-Diners allein macht sich einer wie er ohnehin nicht auf den Weg – dafür ist die drahtige Mann viel zu ehrgeizig. Woods könnte noch von ihm lernen.