Ab heute ist Google+ für Privatanwender Vergangenheit. Den meisten Nutzern dürfte der Abschied nicht schwerfallen, meint Daniel Gräfe. Google+ war schon lange am Ende.

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Mountain View - Als Google+ im Jahr 2011 mit dem Ziel startete, die aufstrebende Macht Facebooks zu begrenzen, waren alle Voraussetzungen gegeben. Google bot die größte Suchmaschine der Welt und war mit seinem System Android tief mit den Smartphones vernetzt. Wer eine Google-Mail-Adresse hatte, galt als Teil von Google+. Wohl auch deshalb täuschte der starke Nutzeranstieg und der Medienhype um den „Facebook-Killer“ eine Größe vor, die das soziale Netzwerk nie hatte. Wenn es überhaupt ein soziales Netzwerk war. Ein „Mediennetzwerk“ nannten es andere, weil sich dort die üblichen Verdächtigen tummelten: Medienschaffende, Marketingleute, Nerds.

 

Die jüngste Datenpanne besiegelte das schleichende Ende von Google+

Der Scheinriese wurde von den Facebook-Jüngern in Grund und Boden getreten. Facebook expandierte, kaufte 2012 Instagram und zwei Jahre später Whatsapp und stellte die Weichen für die Zukunft. Spätestens dann war klar, dass Googles Kurs aufs Abstellgleis führte. Am Ende ging es schnell: Google verschwieg lange eine Sicherheitslücke, die vermutlich seit 2015 bestand. Als sie im vergangenen Jahr bekannt wurde, beschloss der Internetriese, sein angeschlagenes Netzwerk zu schließen.

Wenn auch das Aus von Google+ kaum Trennungsschmerzen bereiten wird, stimmt es doch nachdenklich. Es zeigt, wie schwierig es selbst Tech-Giganten haben, mit Facebook zu konkurrieren. Die Nutzer sind geblieben, wo ihre Facebook-Freunde waren. Dort war mehr los, außerdem war es bequem. Und wer weiterzog oder sich erstmals für ein soziales Netzwerk anmeldete, blieb meist im Facebook-Kosmos, sei es auf Instagram oder Whatsapp. Der Herden-Trieb, so scheint es, ist im Netz sogar noch größer als in der Offline-Welt.