Am 9. Mai geht es bei der Katholischen Kirche wieder mit öffentlichen Gottesdiensten los, bei der Evangelischen Kirche am Tag danach. Es funktioniert nur mit ausgeklügelten Schutzkonzepten gegen das neuartige Coronavirus.

Stuttgart - Das kirchliche Leben in Zeiten der Corona-Epidemie setzt bald wieder ein, wird aber bis 31. August von besonderen Schutzregelungen geprägt sein. Im Evangelischen Kirchenkreis Stuttgart bereiten sich die Gemeinden mit individuellen Konzepten auf die Gottesdienste vor, die ab dem 10. Mai geplant sind. Stadtdekan Søren Schwesig sagt: „Wir werden die Gottesdienste anders feiern. Auf manch Selbstverständliches wie den Gemeindegesang müssen wir zunächst verzichten.“ Der Schutz der Gesundheit habe Vorrang.

 

Gottesdienstbesucher müssen zwei Meter Abstand halten, sofern sie nicht in einem Haushalt zusammenleben. An den Eingängen wird kontrolliert, damit die zulässige Höchstzahl nicht überschritten wird. Rein sollen nur Personen dürfen, die Gesichtsmasken zur Bedeckung von Mund und Nase tragen. Solche Masken sollen die Gemeinden nebst Desinfektionsmittel am Eingang bereithalten. Blasinstrumente und gemeinsames Singen wird es nicht geben, nur Solisten erheben die Stimme. Nicht notwendige Berührungen wie Begrüßung, Abschied, Handauflegen oder Friedensgruß sind tabu. Das Heilige Abendmahl, Ordinations-, Konfirmations- und Jubiläumsgottesdienste können nicht gefeiert werden, Kindergottesdienste vorläufig auch nicht. Bei Taufen darf der Mindestabstand unterschritten werden, neben dem Pfarrer und dem Täufling dürfen sich aber maximal zwei Personen am Taufstein aufhalten. An Bestattungen dürfen maximal 50 Personen teilnehmen.

Nur 60 Besucher dürfen in die Matthäuskirche

Wie sich die Abstandsregel auswirkt, ist in der Matthäuskirche in Heslach schon ausprobiert worden: Im Mittelschiff gibt es nun nur noch für 60 statt für 200 Personen Platz. Die Kirchengemeinden wollen zum Ausgleich aber weitere Gottesdienstzeiten anbieten. Man plane jeweils zwei Sonntagsgottesdienste von jeweils 35 bis 40 Minuten um 10 und um 11 Uhr, teilte der Kirchenkreis mit. Dazwischen wird in den Gotteshäusern gelüftet und desinfiziert. Zur weiteren Entzerrung soll es an Donnerstagen und Samstagen auch Mittagsgebete um 12.15 Uhr geben.

Die Katholische Kirche beginnt am 9. Mai mit einigen vergleichbaren Vorkehrungen, aber auch Besonderheiten. Sie setzt auf vorherige Anmeldung. In der Domkirche St. Eberhard und der Kirche St. Georg funktioniert das so: Dort werden eine Woche vor dem Gottesdienst Formulare ausgelegt, die man ausgefüllt mitbringen muss. Sind die Formulare weg, ist die zulässige Höchstzahl von Besuchern ausgeschöpft. Die Weihwasserbecken an den Türen bleiben leer. Die Kommunionspender desinfizieren ihre Hände. Die Hostie wird mittels Zange oder mit Hilfe einer Serviette ausgeteilt. Das sind zwar große Einschnitte, aber Stadtdekan Christian Hermes freut sich wie seine evangelischen Kollegen, dass überhaupt wieder öffentliche Gottesdienste möglich werden.