Die Multi-Kulti-Feier am Gottlieb-Daimler-Gymnasium in Bad Cannstatt hat ohne Störungen stattgefunden. Im Netz gibt es dazu Triumphgeheul und weiteren Hass der Islamophoben.

Stuttgart - Nach der Aufregung um eine Multi-Kulti-Feier am Gottlieb-Daimler-Gymnasium in Bad Cannstatt ist das Fest am Freitagmorgen störungsfrei über die Bühne gegangen. Zuvor hatte die Schule wegen Drohungen per E-Mail und am Telefon die Veranstaltung absagen wollen, sich dann aber für eine bloße räumliche Verlegung entschieden.

 

„Für uns ist es eine Frage der Haltung“, teilte Schulleiterin Verena König am Donnerstag über die Initiative „Schule ohne Rassismus“ mit. Statt der gemeinsamen Feier für Schüler und Eltern aller Religionen sollte es am Freitag nur eine kleinere interne Feier geben.

Die Feier war in den Blick der Öffentlichkeit geraten, nachdem der islamophobe Blog pi-news.net den Termin und die Kontaktdaten der Schulleiterin ins Netz gestellt hatte. Dutzende Hass-Mails und Drohanrufe bei der Schule waren die Folge.

Triumphgeheul und neuer Hass

Nachdem zwischenzeitlich die Meldung durchgesickert war, die Multi-Kulti-Feier solle abgesagt werden, machte sich bei pi-news Triumphgeheul breit. „PI wirkt“, schrieben die – wie bei allen anderen Meldungen auf der Seite – anonymen Autoren als Titel über eine Medienschau. Viele der Kommentatoren, die darunter den „Erfolg“ bejubeln, wurden allerdings eines Besseren belehrt – eben weil die Feier ja trotzdem stattfand.

Die Kommentatoren bekräftigten sich selbst, auf der „richtigen“ Seite zu stehen. Außerdem fallen Stichworte wie „Meinungsfaschisten“, „Opferrhetorik“ und „linke Umerzieher“. In einem dritten Beitrag bezeichnet pi-news den Kommentar der Stuttgarter Zeitung zu dem Vorgang als „verleumderisch“.

Oberbürgermeister Fritz Kuhn hatte der Rektorin des Gottlieb-Daimler-Gymnasiums in einem Telefongespräch seine Solidarität bekundet.„Die Stadt steht hinter Ihnen und dem Gymnasium“, erklärte er. Er wäre gerne spontan zur Feier gekommen, sei leider aber mit Blick auf die ganztägigen Haushaltsberatungen im Gemeinderat nicht abkömmlich, fügte Kuhn zu Beginn der Sitzung hinzu. Er beklagte, dass „heute jeder seine Aggressionen im Internet öffentlich austoben kann“. Wichtig sei, sich davon nicht einschüchtern zu lassen.