Im Rapp’schen Haus an der Stiftstraße verkehrten damals vor allem die ehemaligen Zöglinge der im Jahr 1793 aufgelösten Hohen Carlsschule: die Bildhauer Scheffauer und Dannecker, der Komponist Zumsteeg, der Architekt von Thouret, die Historienmaler Hetsch, Wächter und Schick sowie die Landschaftsmaler Harper und Steinkopf, ebenso der Kupferstecher Müller. Enge Kontakte pflegte Gottlob Rapp auch zu den Schriftstellern Ludwig Uhland, Jean Paul, Nikolaus Lenau und Ludwig Tieck, ebenso zum dänischen Bildhauer Berthel Thorvaldsen, der 1839 das Schillerdenkmal auf dem heutigen Schillerplatz schuf.

 

Aus Anna Marie Pfäfflins kluger Dissertation wird nun auch zum ersten Male deutlich, welche Wirkung von der so oft und heftig geschmähten Hohen Carlsschule in Wahrheit ausgegangen ist: Eine Gruppe ihrer hochbegabten Absolventen blieb zeitlebens eng verbunden, sie arbeiteten zusammen, bildeten sogar eine weit verzweigte Familie. Alle verehrten den Geheimrat Goethe sehr, weit mehr aber schwärmten sie für ihren einstigen Mitschüler Friedrich Schiller, der 1782 bei Nacht und Nebel nach Mannheim geflohen war, später jedoch wiederholt in seine alte Heimat zurückkehrte. Nicht zu vergessen: Cotta druckte Schiller und Goethe, Goethe wiederum lockte bei seinem Besuch anno 1797 den Baumeister Nikolaus von Thouret nach Weimar, gleichwohl nur mit mäßigem Erfolg. Danneckers Figuren gefielen dem Geheimrat über die Maßen, beim „Tonsetzer“ Zumsteeg bekam er „einige gute Musik zu hören“, wie er später urteilte.

Apropos Besuch. Neben dem fast lyrischen Vergleich zwischen Stuttgart und Rom berichtete Goethe hernach seinem Freund Schiller von einem unliebsamen „Wanzenabentheuer“ im Hotel Römischer Kaiser. Gottlob Heinrich Rapp soll darauf rasch reagiert und den hohen Gast zur Logis in sein Haus geladen haben. Historisch belegt ist das nicht, gleichwohl: durch die fulminante Doktorarbeit von Anna Marie Pfäfflin, wissenschaftlich fundiert und gut lesbar geschrieben, haben die historisch interessierten Zeitgenossen endlich Klarheit darüber, wer Gottlob Heinrich Rapp wirklich war, welche zentrale Figur seiner Zeit in der Stadtgeschichte. Im Jahr 1832 starben sowohl Rapp, Goethe als auch Cotta – es markiert auch für Stuttgart das Ende einer geistreichen Ära.

Anna Marie Pfäfflin, „Gottlob Heinrich Rapp – Goethes wohlunterrichteter Kunstfreund in Stuttgart 1761–1832“, Veröffentlichung des Stadtarchivs Band 107. 685 Seiten mit 101 Abbildungen. Hohenheim Verlag, 28 Euro.