Der Täter, der mehrere Gräber auf dem Friedhof in Filderstadt-Bonlanden verunstaltet hat, ist noch nicht gefasst. Während sich viele mit der betroffenen Familie solidarisieren und die Stadtverwaltung alarmiert ist, macht die Polizei wenig Hoffnung – hat aber eine Bitte.

Bonlanden - Frank Laux ist zufrieden und dann auch wieder nicht. Zufrieden, dass erst mal Ruhe eingekehrt zu sein scheint auf dem Friedhof in Bonlanden. Seine 76-jährige Mutter Hannelore pflegt dort drei Familiengräber, und alle drei sind in der Vergangenheit geschändet worden, zudem das, das eine weitere Verwandte umsorgt. Nachdem das öffentlich geworden ist, solidarisieren sich im Ortsteil viele mit den Betroffenen. Seine Eltern werden auf der Straße angesprochen, berichtet Frank Laux. Im Ort werde fleißig diskutiert, „alle sind angewidert und sagen, so was geht gar nicht“.

 

Was den 45-Jährigen indes unzufrieden macht: Wer da um die Ruhestätten schleicht, Kot und Kartoffeln platziert und Blumen verätzt, ist weiter unklar. Trotz der Tatsache, dass der Täter die Familie gut kennen muss – die geschändeten Gräber liegen weit auseinander und sind mit unterschiedlichen Nachnamen versehen –, hat die keinen konkreten Verdacht. Einen landwirtschaftlichen Hintergrund, der etwa die Kartoffeln erklären könnte, habe die Familie nicht, sagt Frank Laux. Auch gebe es im direkten Umfeld keinen Streit.

Anzeige wegen Sachbeschädigung und Störung der Totenruhe

Die Polizei hat die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen, sagt der Sprecher Michael Schaal. Befragungen stehen laut ihm noch aus. Eine Anzeige wegen Sachbeschädigung und Störung der Totenruhe laufe derweil. Bei letzterem Tatbestand drohen eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder eine Geldbuße. Dieses Strafmaß bezieht sich zwar auf Extreme, doch laut Paragraf 168 des Strafgesetzbuches wird ebenso bestraft, „wer eine Aufbahrungsstätte, Beisetzungsstätte oder öffentliche Totengedenkstätte zerstört oder beschädigt oder wer dort beschimpfenden Unfug verübt“.

Bei Facebook ist die Geschichte vielfach geteilt und kommentiert worden. Die Leser sind entgeistert. „Gräber zu verunstalten ist das Allerletzte. Tiefer kann man nicht mehr sinken“, heißt es dort. „Krank“, „pietätlos“ und „dreist“ finden einige die Vorgänge in Bonlanden. „Wildtierkamera installieren, dann hat man den/die Täter als Bild“, wird angeregt. Ellen Schweizer, die Sprecherin der Stadtverwaltung Filderstadt, differenziert nach Rücksprache mit dem Rechtsreferat: „Videoüberwachung auf Friedhöfen ist zwar nicht gänzlich ausgeschlossen. Die Hürden hierfür sind aber, nicht zuletzt wegen der Persönlichkeitsrechte der Friedhofsbesucher, sehr hoch. Erforderlich wäre eine Einzelfallbetrachtung in Abstimmung mit dem Landesdatenschutzbeauftragten.“

Friedhöfe sollten jedem zugänglich sein

Ebenfalls schwierig umzusetzen sei ein Verschließen der Anlagen. „Aus unserer Sicht sind Friedhöfe öffentliche Grünanlagen, die jedem zugänglich sein sollten. Aus personellen Gründen ist das Schließen und Öffnen der Tore an den Eingängen nicht möglich“, so Ellen Schweizer. Die Öffnungszeiten seien überall ausgehängt. Das hält Strolche freilich nicht immer zuverlässig fern. Laut Michael Schaal hat es die Polizei landauf, landab immer wieder mit Vorfällen zu tun. „Das ist auf jedem Friedhof so, am häufigsten kommt es vor, dass Blumen oder Figuren entwendet werden.“ Viel Hoffnung, des Täters habhaft zu werden, macht sich der Polizist nicht. „Das wird natürlich schwer werden“, sagt er.

Stattdessen hofft Schaal auf Hinweise der Bürger. Immerhin kennen sich die Besucher oftmals persönlich. Er sagt: „Wir appellieren an die Leute, ruhig mal die Polizei zu rufen.“ Und auch Ellen Schweizer erklärt, dass man bei der Stadt ein Auge auf die Sache hat, „die Friedhofsmitarbeiter sind angehalten, bei ihren Rundgängen verstärkt zu kontrollieren“.