Sängerin, Schauspielerin und ewige Diva: Grace Jones wird an diesem Samstag siebzig Jahre alt.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - An den misslichen Umstand, dass die Stuttgarter Messehallen am Flughafen auch mal als Konzertgelände genutzt wurden, denken vermutlich nur wenige gerne zurück. An ihr letztes Gastspiel in Stuttgart, das Grace Jones mit einem feinen Konzert dort zum Auftakt der Jazzopen 2009 gab, erinnern sich hingegen vermutlich viele gerne. Bald zehn Jahre ist das auch schon wieder her, seitdem war die Jamaikanerin und Wahl-New-Yorkerin allerdings nicht untätig. Vor drei Jahren erschien ihre Autobiografie mit dem köstlichen Titel „I’ll never write my Memoirs“, im vergangenen Jahr bilanzierte Sophie Fiennes’ mittlerweile auch auf DVD erhältlicher Dokumentarfilm „Grace Jones: Bloodlight and Bami“ ihr umtriebiges Leben, und ein neues Album von Grace Jones ist gerade in Arbeit.

 

Es wäre ihr elftes, und es würde abermals nach einer längeren Pause erscheinen. Mit dem feinen Comebackalbum „Hurricane“ und illustren Mitmusikern (Sly & Robbie, Brian Eno, Tricky) verblüffte sie 2008, prägnant bis heute bleibt sie aber mit den längst zu Klassikern gereiften Langspielalben „Warm Leatherette“, „Nightclubbing“ und „Slave to the Rhythm“. Letzteres enthielt ihren gleichnamigen großen Hit, auf dem schon 1981 erschienenen „Nightclubbing“ mit seinem ikonografischen Cover findet sich ihr zweiter großer Erfolg „Pull up to the bumper“.

Aus Jamaika nach New York

Geboren 1948 in Spanish Town vor den Toren Kingstons, zog die Priestertochter schon in jungen Jahren mit ihren Eltern nach New York. Grace Jones studierte Schauspiel, wurde für erste Fernsehrollen engagiert, bekam bald auch einen Plattenvertrag und erwarb sich sowohl mit ihrem androgynen Auftreten wie auch ihrem gerne mal überschäumenden Temperament rasch einen gewissen Ruf. Nebenbei begann die Modelkarriere, für „Vogue“-Coverfotos stand sie ebenso vor der Linse wie für Stars der Branche wie Helmut Newton.

Legion sind die Abende in der legendären New Yorker Disco Studio 54, in der sie mit Andy Warhol und Keith Haring ihre Zeit verbrachte. Beiden war sie auch künstlerisch verbunden, wie so vielen anderen Kunstschaffenden auch. Und doch wird sich Grace Jones den meisten besonders als Schauspielerin ins Gedächtnis gebrannt haben, genauer gesagt mit ihrer Rolle als May Day in dem James-Bond-Film „Im Angesicht des Todes“ an der Seite von Roger Moore.

Divenhaften Allüren soll sie bis heute treu gebleiben sein. Vor Anbruch der Dunkelheit steht sie für Interviews und Auftritte nicht zur Verfügung, Austern und Champagner zählen noch immer zu ihren Hauptnahrungsmitteln, verreist wird nur mit einem Dutzend Koffern. Und gealtert wird natürlich sowieso nicht. „Alter“, so Grace Jones jüngst in einem Interview mit dem britischen „Guardian“, sei ein Wort, das sie nicht benutze: „Ich nenne es Weisheit.“