Offenbar fürchten die Sprayer weder entdeckt noch bestraft zu werden: S-Bahn-Züge werden derzeit vollständig zu Silberpfeilen oder Litfaßsäulen für Schmähbotschaften umgestaltet. Tobt da sogar ein Konkurrenzkampf?

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Als ob die Signalstörungen der letzten Tage nicht schon schlimm genug wären: Zum Ende des Sommers haben nun auch noch die Graffiti-Sprayer zum Großangriff aufs S-Bahn-Netz angesetzt. Am Samstag wurde bereits der nächste ganzflächig bemalte S-Bahn-Zug gesichtet. Offenbar eine Schmähung unter Sprayer-Konkurrenten – so könnte man die Botschaft an eine Graffiti-Gruppierung verstehen, deren Buchstabenkürzel seit fünf Jahren an S-Bahnen und Autobahn-Brückenschildern prangen.

 

Die S-Bahn, die in der Nacht zum Samstag die unterirdische Haltestation Hauptbahnhof passierte, ist wohl eines der jüngsten zweifelhaften Werke. „Diese Sachbeschädigung ist weder bei uns noch bei der Bahn bisher registriert“, erklärt am Sonntag ein Sprecher der Bundespolizei. Dort häufen sich die Alarme – 393 Fälle in fünf Monaten. Am 26. August wurde ein mit silbernen Buchstaben beschmierter Zug entdeckt. Wohl das Werk mehrerer Täter – die Kürzel „W2D“ und „STU“ gelten bei Ermittlern als alte Bekannte.

Den Sprayern ist’s egal, wenn man sie nicht mag

Dass die Fahrgäste in solchen vollständig bemalten Zügen keinen Blick nach draußen haben, ist noch der geringste Ärger. Die Bahn muss zur Reinigung zwei bis drei Fachkräfte schrubben lassen, und eine Neulackierung eines Wagens kostet bis zu 15 000 Euro, so eine Bahnsprecherin. Dabei scheint es den Tätern nichts auszumachen, wenn sie gefasst werden: Laut Bahnsprecherin seien im vergangenen Jahr knapp 200 Verdächtige erwischt worden. Die kümmert’s nicht. Eine einschlägige Seite im Netz veröffentlichte am Sonntag eine bemalte S-Bahn mit dem Spruch: „No one likes us but we don’t care“ – keiner mag uns, aber uns ist’s egal.