Die Aktionsgemeinschaft „Nein zu illegalen Graffitti“ will Hauseigentümern, Firmen und Kommunen helfen, die von Schmierereien an ihrem Eigentum betroffen sind.

Stuttgart - Die Gegensätze liegen nur ein paar Schritte von einander entfernt. Dort die graue, triste Fassade des Volkshochschulgebäudes am Rotebühlplatz. Die Wand ist bekritzelt mit schrägen Figuren, blöden Sprüchen und zusammenhanglosen Schmierereien. Kein schöner Anblick. Keine 50 Meter entfernt beginnt das Anwesen der Max-Eyth-Schule. Die Umgebungsmauern der Berufsschule erstrahlen in einem kunstvoll gestalteten, farbig-frischen Graffiti. Florian Schupp lächelt, als er dieses Projekt den Vertretern der Presse und der Aktionsgemeinschaft „Nein zu illegalen Graffiti“ vorstellt. Schupp ist städtischer Graffitibeauftragter und versucht seit 14 Jahren, den künstlerischen Drang der Sprayerszene in geordnete Bahnen zu lenken.

 

Das Verblüffende an diesem Beispiel: Kommen beim VHS-Gebäude trotz regelmäßiger Säuberung der Wände immer mal wieder neue Schmierereien dazu, sieht die Fassade der Schule, seit sie vor einem halben Jahr in Absprache mit der Schulleitung und der Stadt künstlerisch umgestaltet wurde, praktisch unverändert aus. „Gute Gestaltung gefällt nicht nur der Bevölkerung, sondern verhindert in aller Regel auch illegale Graffiti“, hat Claus-Peter Hauck vom städtischen Tiefbauamt festgestellt, dass qualitativ anspruchsvolle Kunstwerke sogar von jenen respektiert werden, die sonst heimlich den öffentlichen Raum mit Farbexzessen verunstalten.

Wer erwischt wird, muss tief in die Tasche greifen

Illegale Graffiti verursacht deutschlandweit Schäden in Millionenhöhe, und häufig bleiben Hauseigentümer, Firmen und Kommunen auf den Kosten für die Säuberung sitzen. Auch Stuttgart hat mit dem Problem zu kämpfen. Im vorigen Jahr wurden 1588 Taten bei der Polizei gemeldet, 8,5 Prozent mehr als noch 2016. „Wir raten jedem, der von illegalem Graffiti betroffen ist, dies bei der Polizei anzuzeigen. Wir sind auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen“, sagt Ulrich Sauter vom Polizeipräsidium Stuttgart.

Einen Großteil seiner Arbeit verbringt der Polizeibeamte im Bereich der Prävention. „Viele wissen gar nicht, dass es eine Straftat ist und es sehr teuer für sie werden kann“, warnt Sauter vor allem junge Leute vor den Folgen. „Wer als Täter ermittelt wird, kann bis zu 30 Jahre lang für die Tat finanziell haftbar gemacht werden.“ In Stuttgart wurden im vorigen Jahr 74 Tatverdächtige überführt, mehr als die Hälfte war unter 21 Jahren.

In Stuttgart versucht ein Partnerverbund, dem die Stadt, die Polizei, der Haus- und Grundbesitzerverein, die Maler- und Lackierer-Innung und der Förderverein Sicheres und Sauberes Stuttgart angehören, umfassende Hilfestellung für Betroffene zu leisten. Neu gestaltet wurde hierzu ein Onlineauftritt.

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