Das erlebnispädagogische Graffiti-Projekt der Schulsozialarbeit kommt bei der Jugend gut an.

Renningen - Sollen wir noch Outlines sprühen?“, fragt Max Frank in die Runde. Der Graffiti-Künstler und Jugendsozialarbeiter aus Weil der Stadt hat am Wochenende gleich drei Kunstwerke geschaffen – zusammen mit Schülern des Schulzentrums in Renningen. Dort fand in der zurückliegenden Woche das Graffitiprojekt zum Thema „Kinder- und Jugend(t)räume“ statt.

 

Graffiti sind in Renningen ein großes Thema. „Es wird leider viel illegal gesprüht, zum Beispiel in den Unterführungen am Bahnhof“, erzählt die Sozialarbeiterin Peggy Simmert. Die Intention der Sprayer sei meist nicht, dabei etwas kaputt machen zu wollen, sondern sich einfach mal mit einem Graffito auszuprobieren: „Wir veranstalten dieses Projekt, um den Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, ganz legal mit den Spraydosen zu experimentieren.“

Strafrechtlichen Konsequenzen illegalen Sprühens

Jedoch wird auch hier nicht einfach losgelegt. Wer ein ansehnliches Ergebnis erzielen will, muss sich davor die Theorie anhören. „Der präventive Aspekt war uns ganz wichtig“, betont Peggy Simmert. „Dafür haben wir uns Unterstützung von einem Polizisten geholt.“ Der Präventionsbeauftragte Jürgen Hach erklärte den Jugendlichen die strafrechtlichen Konsequenzen illegalen Sprühens und zeigte auf, wo sie im Umkreis legale Flächen finden.

Auch Max Frank war bei der Theoriestunde dabei. Der Jugendsozialarbeiter erzählte von seiner Vergangenheit – denn er startete sein Dasein als Graffiti-Künstler mit illegalem Sprühen. Erst als er erwischt wurde, seien ihm die Konsequenzen seiner Taten bewusst geworden. „Wir versuchen, den Jugendlichen klarzumachen, was Graffiti für die Geschädigten, also beispielsweise für die Besitzer vollgeschmierter Hauswände, bedeutet“, erklärt er. Am Wochenende gestalteten die sprühbegeisterten Jugendlichen eine Bilderserie aus drei großen Leinwänden. Die Motive dafür haben die Schüler in einem schulübergreifenden Wettbewerb selbst entworfen und ausgesucht. Der kritische Aspekt in den Bildern ist klar zu erkennen. „Chillen – aber wo???“ steht groß auf einer der Leinwände, auf der außerdem ein Mädchen mit großen Kopfhörern abgebildet ist. „Die Jugendlichen brauchen einen Ort, wo sie dem Alltagsstress entkommen können. Leider werden sie meist überall weggeschickt“, erklärt Peggy Simmert die Bedeutung des Motives.

Die Jugendlichen entscheiden sich gegen die Outlines – deshalb werden auch keine gesprüht. „Es ist wichtig, dass die Jugendlichen die Entscheidung über das Bild haben und auch selbst 80 Prozent der Farbe selbst auf die Leinwand bringen“, betont Max Frank. Trotzdem muss der Profi ein Auge auf das Ergebnis haben. „Es bringt ja nichts, wenn es am Ende nicht geil aussieht“, betont der Experte.

Ausstellung in der Mediathek

Ziel ist es Franz zufolge, dass die Jugendlichen stolz auf ihr Kunstwerk seien und auch andere davon begeistern – sich sogar Respekt verschaffen könnten. Die fertigen Bilder werden vier Wochen in der Mediathek des Kunstforums ausgestellt und sollen danach in ausgewählten Gebäuden in Renningen ihren Platz finden. Finanziert hat das Projekt die Stadt.

Für die Jugendlichen selbst war das Projekt ein tolles Erlebnis. Die 13-jährige Yara konnte sogar der Theorie etwas abgewinnen: „Zum Glück haben wir nicht direkt angefangen zu sprühen. Das Ergebnis wäre bestimmt fleckig geworden.“ Auch der ein Jahr ältere Baset hat seine Leidenschaft im Sprühen entdeckt. „Max muss mich auf jeden Fall mal zum Sprühen mitnehmen, quasi als Praktikant“, sagt er lachend.