Warum musste das Grand Café Planie schließen? Die Stadt verweist in einer neuen Erklärung auf „eine lange Vorgeschichte und verschiedene Gründe“. In diesem Jahr hat das Ordnungsamt 16 Wirten in Stuttgart das Gewerbe untersagt.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Die genauen Gründe, warum das Ordnungsamt den Betreibern des Grand Café Planie die Konzession entzogen hat, nennt Stadtsprecher Sven Matis immer noch nicht. Doch am Dienstag erklärte er auf Anfrage unserer Zeitung, dass der Fall eine „lange Vorgeschichte“ habe. Die Behörde habe eine „bereits bestehende Gewerbeuntersagung durchgesetzt sowie eine zwischenzeitlich erteilte Gaststättenerlaubnis widerrufen“. Daher habe man den Betrieb untersagt. Die Betreiber hätten dem Folge geleistet und ihr Lokal geschlossen. „Zum weiteren laufenden Verfahren können wir keine öffentliche Stellungnahme abgegeben“, sagte Matis. Die Stadt sieht für ihre Entscheidung „verschiedene Gründe“ und teilt noch mit: „Ein Zusammenhang mit den Corona-Verordnungen besteht nicht.“

 

Wie außerdem zu erfahren war, hat das Amt für öffentliche Ordnung in diesem Jahr in Stuttgart bisher „eine Handvoll Konzessionen widerrufen in der Gastronomie und 16-mal das Gewerbe untersagt“.

Dehoga-Geschäftsführer warnt vor Mutmaßungen

Noch immer äußerten sich die Betreiber des Kaffeehauses an der Planie nicht zu den Vorwürfen. Sie gingen nicht ans Telefon und beantworteten auch Mails unserer Zeitung nicht. Abgetaucht, wie gerüchteweise zu hören ist, sind die beiden aber nicht. Zeugen haben sie nach der Schließung im Grand Café gesehen. Zeugen waren es auch, die berichteten, dass in der vorigen Woche am frühen Morgen Fahnder das Kaffeehaus durchsucht haben sollen. Man habe gesehen, wie sie Akten und Kassen des Cafés mitgenommen hätten. Etwa 40 Beschäftigte stehen nun ohne Arbeit da. Sie wissen nicht, wie es weitergeht.

Einem Wirt droht nur bei schwerwiegenden Verstößen und nach Vorwarnungen der Entzug der Erlaubnis, eine Gaststätte zu betreiben. Die Polizei, die Staatsanwaltschaft Stuttgart und das Hauptzollamt sind nicht in den Fall Grand Café Planie involviert, wie die jeweiligen Sprecher unserer Zeitung mitteilten. Nichts sagen wollen die Steuerfahndung und das Finanzministerium zu dieser Angelegenheit. Dort wird auf das Steuergeheimnis verwiesen. Jochen Alber, der Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes in Stuttgart, warnt „vor Spekulationen und Mutmaßungen“. Bei Steuervergehen müsse der „Vorgang abgeschlossen“ sein, bevor die Stadt die Konzession entziehen könne.

„Wegen eines Trauerfalls geschlossen“ – stimmt nicht immer

Ein Insider, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, wundert sich ebenso, dass die Stadt von einem „schwebenden Verfahren“ spricht. Bevor es zum Entzug einer Konzession komme, müsse eine genaue Prüfung abgeschlossen sein. Werde diese Zwangsmaßnahme angeordnet, müsse Gefahr für die Öffentlichkeit bestehen, so der Gastroexperte. Dies sei der Fall, wenn es etwa wiederholt Beanstandungen der Lebensmittelüberwachung gibt oder wenn der Allgemeinheit ein großer Schaden durch Steuerschulden entsteht. „Der Entzug der Konzession bleibt in vielen Fällen verborgen“, sagt der Insider, „weil der Wirt etwa an der Tür ,Wegen eines Trauerfalls geschlossen‘ schreibt.“ Wenn es Probleme mit den Kontrolleuren gibt, genüge oft eine dreitätige Schließung, um alles sauber zu machen und die Auflagen zu erfüllen.