Nicht einmal zwei Monate nach seinem Wahlkampfauftritt hat es Gregor Gysi schon wieder nach Stuttgart gezogen. Dieses Mal als Gastredner bei der Montagsdemo – und der Linken-Politiker hat viel Kritik im Gepäck.

Stuttgart - Ja, er ist schon wieder da. Nicht einmal zwei Monate nach seinem Wahlkampfauftritt hat es Gregor Gysi schon wieder nach Stuttgart gezogen. Diesmal tritt das wohl bekannteste Gesicht der Linken als Gastredner bei der Montagsdemo auf. Vielleicht steckte ihm der harte Wahlkampf noch in den Knochen, in dem er seiner Partei mit seinem gewonnenen Direktmandat neben zwei weiteren Parteikollegen gerade noch so zum Einzug in den Bundestag verholfen hat, vielleicht war es ihm auch zu kalt - jedenfalls kam der 73-Jährige diesmal nicht ganz so vergnügt und selbstironisch rüber wie sonst. Und manches klang so ein bisschen wie aus der Konserve.

 

Den Satz, die Wirtschaft müsse für die Politik und nicht die Politik für die Wirtschaft da sein, hat man jedenfalls nicht zum ersten Mal gehört. Aber zumindest war die Gruppe dank des prominenten Redners beim 587. Montagstreffen deutlich größer als sonst, und die Demonstranten durften sich der Wertschätzung ihres Gastes sicher sein: „Ja, es ist alles längst entschieden, aber es ist gut, dass ihr demonstriert, weil man sich erinnern muss“, sagt Gysi.

Kritik an den ersten Entscheidungen der möglichen Ampel

Und dann kritisiert er im Schnelldurchlauf Leiharbeit und Werkverträge sowie die ersten Entscheidungen der möglichen Ampelkoalition. Eine Nullrunde hätten die künftigen Partner beim Thema Steuern erreicht: die einen wollten Senkungen, die anderen Erhöhungen. „Und jetzt bleibt es wie es ist.“ Das gelte auch für die Autobahnen, auf denen es wohl auch weiter kein generelles Tempolimit geben wird. Und als Gysi den Rasern empfiehlt, sich dann doch lieber auf dem Nürburgring auszutoben, hat er die Lacher auf seiner Seite. Zwischendrin streut er eben doch seinen Sprachwitz ein.

„Viel erwarte ich jedenfalls nicht von der Ampel“, sagt Gysi. Zu ihm sei durchgesickert, dass die Bahn ein großer Brocken bei den Koalitionsverhandlungen sein soll. Er fordert eine Rückkehr zur Flächenbahn, statt unbezahlbare Tunnel zu bauen und eine Abkehr von klimaschädlichen Großprojekten. Die Landeshauptstadt sei mit Stuttgart 21 auf dem Weg, das Projekt mit der größten Verschwendung und Baudauer zu werden. Er rechnet vor, dass es 2035 werden könne, bis das Mammutprojekt fertig ist. Die ersten Pläne habe es 1995 gegeben. „Das sind dann 40 Jahre – das überfliegt sogar die DDR in jeder Hinsicht.“