Für seine Verdienste um Gesellschaft und Kirche ist der frühere Oberbürgermeister ausgezeichnet worden. Besonders sein „unermüdliches Engagement“ um das Zusammenleben in einer multikulturellen Stadt wurde hervorgehoben.

Stuttgart - Der frühere Stuttgarter OB Wolfgang Schuster hat sich am Mittwochabend sichtlich ergriffen gezeigt. „Ich stehe hier mit einem Gefühl der tiefen Dankbarkeit“, sagte der 64-Jährige. An seinem Revers glänzte der Gregorius-Orden, den der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart Gebhard Fürst ihm gerade überreicht hatte. Die Ritterwürde des Gregorius-Ordens ist die vierthöchste Auszeichnung für Verdienste um die römisch-katholische Kirche und wird vom Papst verliehen. Der Orden wurde 1831 von Papst Gregor XVI. gestiftet. Schuster sei ein herausragendes Vorbild für einen Politiker mit christlicher Prägung, sagte Fürst in seiner Lobrede. „Wir alle brauchen Menschen, die sich in Politik und Gesellschaft engagieren.“ Er bezeichnete den früheren OB als „cives idem et christianus“ – einen Menschen, der zugleich Bürger und Christ ist.

 

Besonders hob Fürst das „unermüdliche Engagement“ Schusters um das Zusammenleben in einer multikulturellen und multireligiösen Stadt hervor. „Als Oberbürgermeister haben Sie Stuttgart vielfältig und abwechslungsreich gestaltet.“ In der Kirche habe er eine inspirierende und integrative Kraft gesehen. Fürst erinnerte auch an Schusters Beitrag zur Verwirklichung des Hauses der Katholischen Kirche an der Königstraße, in dem die Ordensübergabe stattfand. „Eine Stadt braucht solche Orte der Ruhe, Besinnung und Sinnstiftung.“

Gute Lösungen statt absoluter Wahrheit

Stadtdekan Christian Hermes betonte: „Ohne Sie hätte unsere gute Stube nicht verwirklicht werden können.“ Das große Lob machte Schuster, der von 1997 bis 2013 Oberbürgermeister war, fast verlegen: „Zu viel Weihrauch schwärzt den Heiligen“, sagte er und erntete damit einige Lacher. Beim politischen Handeln gehe es nie um absolute Wahrheiten, sondern um gute Lösungen. Wichtig seien drei Regeln: Fange bei dir selbst an, berücksichtige immer die Bedürfnisse der anderen und handle in Verantwortung für die kommenden Generationen. Die Stadt mit ihren Institutionen müsse Anwalt sein für die Würde des Menschen, für die Kinder und Familien, für soziale Gerechtigkeit und für den Schutz der Schöpfung. Sozialintegration bleibe eine der wichtigsten Aufgaben bei der voranschreitenden Globalisierung, sagte Wolfgang Schuster. Die Anlaufstelle der katholischen Kirche im Herzen der Stadt bedeute auch ihm viel, betonte er: „Jedes Mal, wenn ich hier vorbeikomme, freue ich mich über dieses Haus.“ Eine Stadt brauche mehr als „Fast Food und Fastshopping“.