Region: Andreas Pflüger (eas)

Ernsthafte Gedanken oder gar Sorgen um ihr körperliches Wohlbefinden müssen sich die Kursteilnehmer in Lorch dennoch nicht machen. „Einen unserer Steinadler bekommt hier niemand auf die Faust. Das wäre mir dann doch zu gefährlich“, sagt Gunter Pelz, der noch einen kurzen Überblick über den Charakter und das Handeln seiner Lieblinge gibt, ehe es schließlich nach draußen geht. Schnell wird dabei deutlich, dass die Falknerei mit Dressur oder gar mit Abrichten nichts zu tun hat, weil sich Greifvögel weder unterordnen noch – im eigentlichen Wortsinn – gehorsam sind.

 

„Sie tun nur, was sie für richtig erachten. Und weil die Vögel machen, was sie wollen, nutzen nicht wir ihr Tun aus, sondern sie das unsere“, sagt der Experte. Die Falknerei sei nichts anderes als eine Form der Kooperation. „Wir tragen die Tiere ja zu ihrem Futter, das ist sehr bequem und erspart ihnen die Beutesuche. Und weil sie profitieren, geben sie uns eben etwas zurück.“

Mit diesem Wissen und der Maßgabe, dass keiner muss, wenn er nicht will, dass es in keiner Weise darum geht, sich irgendetwas zu beweisen, und dass niemand den Macker heraushängen muss, spaziert die Gruppe hinüber zur Wohnstatt der Vögel. Auf dem abgezäunten Gelände scheinen einige der Flug- und vor allem Landepartner in spe bereits ungeduldig zu warten. „Ein wenig weiche Knie habe ich ja schon“, räumt Markus Blanz ein. Der Ingenieur aus Heilbronn ist sich noch nicht sicher, ob er das Experiment wirklich wagen wird. Angst zu haben wäre ein schlechter Ratgeber. Die Körpersprache sei entscheidend, betont Gunter Pelz. „Adler sind optisch ausgerichtete Tiere, die alles sehen. Alles!“

Pedro, der Wüstenbussard

Aus diesem Grund ist von Enttäuschung auch keine Spur, als der erste „Partner“ aus seiner überdimensionalen Voliere geholt wird. Der Wüstenbussard Pedro ist angesichts seiner überschaubaren Größe genau der richtige Kandidat, um die vorher erlernten Herangehensweisen umzusetzen und mit der praktischen Falknerei warm zu werden: seitlich stehen, möglichst wenig Körperfläche bieten, als Rechtshänder den linken Arm leicht gebeugt halten – und auf keinen Fall dem sich im Anflug befindlichen Vogel direkt in die Augen blicken, was dieser als pure Provokation auffassen würde.

Nach und nach kommen die – vermutlich pflegeleichtesten – Greifvögel zu ihrem Auftritt. Auf Pedro folgen die etwas größere Artgenossin Juma sowie die Steppenadler Momo und Pirat. Ja, und dann ist es so weit. Die Weißkopfseeadler Dakota und Watanka tippeln fast schon übermütig lässig aus ihren Häuschen und inspizieren, wer sie da heute so alles auf den Arm nehmen möchte. Die allermeisten wollen. Und nicht nur bei Sabrina Baumann kommt es zu dem krampfhaften Versuch, stabil zu bleiben und möglichst keine Ermüdung zu zeigen. Doch spätestens als sich Watanka und Dakota wieder kräftig von den Händen der Falknerei-Probanden abstoßen, um bei Erik Pelz ihre Belohnung einzukassieren, gibt jeder noch so kräftige Menschenarm unweigerlich nach.

Als sein Sohn Erik dann allerdings den Raum betritt mit einem stattlichen Steinadler auf dem Arm, ist die Ehrfurcht vor dem offenbar faulen König der Lüfte bei den Zuhörern sofort wieder da. „Das ist einfach gewaltig“, flüstert Sabrina Baumann ihrem Nebensitzer zu, der ebenfalls gebannt auf das Tier starrt. Zudem scheint Usuri, der vier Jahre alte Golden Eagle, ein wenig nervös zu sein. Mit scheinbar hektischen Kopfbewegungen mustert er die ihm unbekannten Gäste, hebt und senkt in einem geheimnisvollen Rhythmus seinen grauen Schnabel.

Doch Erik Pelz wirkt noch recht entspannt. Er würde es als Erster bemerken, wenn sich Usuri in dieser Gesellschaft unwohl fühlen würde. „Die entscheidenden Signale sendet ein Adler mittels seiner Krallen“, sagt er mit einem breiten Lächeln. Und sein Vater hat natürlich die entsprechenden Zahlen dazu parat: „Ein Steinadler kann mit seinen Klauen eine Griffkraft von bis zu zwei Tonnen aufbauen. Wenn der seine Fänge mal geschlossen hat, dann macht sie ihm keiner mehr auf.“

Steinadler sind zu gefährlich für Spielchen

Ernsthafte Gedanken oder gar Sorgen um ihr körperliches Wohlbefinden müssen sich die Kursteilnehmer in Lorch dennoch nicht machen. „Einen unserer Steinadler bekommt hier niemand auf die Faust. Das wäre mir dann doch zu gefährlich“, sagt Gunter Pelz, der noch einen kurzen Überblick über den Charakter und das Handeln seiner Lieblinge gibt, ehe es schließlich nach draußen geht. Schnell wird dabei deutlich, dass die Falknerei mit Dressur oder gar mit Abrichten nichts zu tun hat, weil sich Greifvögel weder unterordnen noch – im eigentlichen Wortsinn – gehorsam sind.

„Sie tun nur, was sie für richtig erachten. Und weil die Vögel machen, was sie wollen, nutzen nicht wir ihr Tun aus, sondern sie das unsere“, sagt der Experte. Die Falknerei sei nichts anderes als eine Form der Kooperation. „Wir tragen die Tiere ja zu ihrem Futter, das ist sehr bequem und erspart ihnen die Beutesuche. Und weil sie profitieren, geben sie uns eben etwas zurück.“

Mit diesem Wissen und der Maßgabe, dass keiner muss, wenn er nicht will, dass es in keiner Weise darum geht, sich irgendetwas zu beweisen, und dass niemand den Macker heraushängen muss, spaziert die Gruppe hinüber zur Wohnstatt der Vögel. Auf dem abgezäunten Gelände scheinen einige der Flug- und vor allem Landepartner in spe bereits ungeduldig zu warten. „Ein wenig weiche Knie habe ich ja schon“, räumt Markus Blanz ein. Der Ingenieur aus Heilbronn ist sich noch nicht sicher, ob er das Experiment wirklich wagen wird. Angst zu haben wäre ein schlechter Ratgeber. Die Körpersprache sei entscheidend, betont Gunter Pelz. „Adler sind optisch ausgerichtete Tiere, die alles sehen. Alles!“

Pedro, der Wüstenbussard

Aus diesem Grund ist von Enttäuschung auch keine Spur, als der erste „Partner“ aus seiner überdimensionalen Voliere geholt wird. Der Wüstenbussard Pedro ist angesichts seiner überschaubaren Größe genau der richtige Kandidat, um die vorher erlernten Herangehensweisen umzusetzen und mit der praktischen Falknerei warm zu werden: seitlich stehen, möglichst wenig Körperfläche bieten, als Rechtshänder den linken Arm leicht gebeugt halten – und auf keinen Fall dem sich im Anflug befindlichen Vogel direkt in die Augen blicken, was dieser als pure Provokation auffassen würde.

Nach und nach kommen die – vermutlich pflegeleichtesten – Greifvögel zu ihrem Auftritt. Auf Pedro folgen die etwas größere Artgenossin Juma sowie die Steppenadler Momo und Pirat. Ja, und dann ist es so weit. Die Weißkopfseeadler Dakota und Watanka tippeln fast schon übermütig lässig aus ihren Häuschen und inspizieren, wer sie da heute so alles auf den Arm nehmen möchte. Die allermeisten wollen. Und nicht nur bei Sabrina Baumann kommt es zu dem krampfhaften Versuch, stabil zu bleiben und möglichst keine Ermüdung zu zeigen. Doch spätestens als sich Watanka und Dakota wieder kräftig von den Händen der Falknerei-Probanden abstoßen, um bei Erik Pelz ihre Belohnung einzukassieren, gibt jeder noch so kräftige Menschenarm unweigerlich nach.

Zum Finale hüpft dann noch Caspar um die Ecke: kein Adler, sondern ein Mönchsgeier, stattliche zehn Kilogramm schwer. Und jeder erinnert sich spontan an die Worte von Gunter Pelz, dass „keiner muss, wenn er nicht will“. Allerdings haben sich die Profis ohnehin nur einen kleinen Spaß mit ihren Kursteilnehmern gegönnt, denn der sechs Jahre alte Caspar gehört nicht nur einer der größten flugfähigen Arten seiner Spezies an, er ist außerdem eher der wählerische Typ. So wird schnell deutlich, dass seine Zuneigung nicht mehr dem umtriebigen „Vater der Falknerei“, sondern eher dessen Sohn Erik gehört. Wie sagte Gunter Pelz vorhin noch gleich: „Der Vogel entscheidet, nicht der Mensch.“