Bei einer Auseinandersetzung zwischen Flüchtlingen und Polizisten ist an der Grenze zwischen der Türkei und Bulgarien ein Migrant erschossen worden. Der Tote soll ersten Erkenntnissen zufolge aus Afghanistan stammen.

Sofia - Tödliche Schüsse an der EU-Außengrenze: Die bulgarische Polizei hat im Grenzgebiet zur Türkei einen Flüchtling getötet. Laut Polizei wurde der Mann von einem abgefälschtem Warnschuss getroffen. Es dürfte nach bisherigen Erkenntnissen der erste derartige Fall in der Europäischen Union sein.

 

Das Opfer gehörte demnach zu einer Gruppe von 54 Migranten vermutlich aus Afghanistan, die am späten Donnerstagabend bei Sredez gestellt wurden, etwa 30 Kilometer hinter der türkischen Grenze. Die Gruppe habe Widerstand geleistet, sagte am Freitag der Hauptkommissar im Innenministerium, Georgi Kostow.

Ende August war in der griechischen Ägäis ein 17-jähriger Migrant im Kreuzfeuer einer Schießerei zwischen einem Patrouillenboot und Schleppern getötet worden.

Ermittlungen zum Hergang angelaufen

In Bulgarien wurden die anderen Mitglieder der Gruppe festgenommen. Förmliche Ermittlungen zum Hergang liefen an. Es soll laut Regierung auch geprüft werden, ob es sich bei der Gruppe wirklich um Flüchtlinge handelt.

Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert sagte in Berlin, wenn es zum Tod eines Menschen an einer Grenze in Europa komme, sei dies „immer eine Tragödie“. Den konkreten Fall in Bulgarien könne er mangels genauer Kenntnisse nicht kommentieren.

Das UN-Flüchtlingskommissariat verurteilte den Vorfall. Gewaltanwendung sei nicht gerechtfertigt, sagte der Sprecher der Vertretung des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge in Sofia, Boris Tschschirkow, im Staatsradio. Dagegen hält es die bulgarische Polizeigewerkschaft für „recht früh, über Schuldige zu sprechen“.

Der bulgarische Regierungschef Bojko Borissow war am Donnerstagabend wegen des Vorfalls vorzeitig vom EU-Gipfel in Brüssel abgereist.

Das ärmste EU-Land Bulgarien liegt nicht auf der aktuellen Balkanroute von Flüchtlingen aus Krisengebieten nach Deutschland. Seit Jahresbeginn hat das Land 17 000 nicht-registrierte Migranten an den Grenzen und im Inneren des Landes aufgegriffen. In seinen Flüchtlingszentren sind nach amtlichen Angaben etwa 20 000 Menschen registriert und untergebracht.