Weil die Balkanroute für Asylbewerber immer undurchlässiger wird, stranden viele von ihnen in Griechenland. Tausende harren bereits an der Grenze zu Mazedonien aus, das nun auch Afghanen die Durchreise verweigert.

Stuttgart - Seit Wochen warnen griechische Politiker vor einem drohenden Flüchtlingsstau in ihrem Land – jetzt bewahrheiten sich diese Befürchtungen: Am Montag harrten mehr als 5000 Menschen an der Grenze zu Mazedonien aus. Es handelt sich überwiegend um afghanische Flüchtlinge. Mazedonien hatte am Sonntag seine Grenze für Afghanen gesperrt und lässt nur noch Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak ins Land.

 

Um das Chaos an der mazedonischen Grenze nicht noch zu verschlimmern, hielten die griechischen Behörden im Hafen von Piräus etwa 4000 Flüchtlinge zunächst fest, die dort am Montagmorgen an Bord von drei Fährschiffen von den ostägäischen Inseln eingetroffen waren.

Immer mehr Länder erschweren die Einreise

„Was wir jetzt erleben, ist der seit langem gefürchtete Dominoeffekt“, sagt ein griechischer Regierungsbeamter. Amtliche Auskünfte zur Schließung der mazedonischen Grenze bekommt man zwar nicht. Aber am Montag ließ Mazedonien nach griechischen Angaben nur Syrer und Iraker ins Land, sofern sie gültige Pässe besitzen. Die von den griechischen Behörden und der EU-Grenzschutzagentur Frontex ausgestellten Registrierungspapiere akzeptieren die mazedonischen Grenzbeamten nicht mehr.

Inoffiziell heißt es, Mazedonien lasse keine anderen Nationalitäten mehr einreisen, weil weiter nördlich Serbien seine Grenze ebenfalls dicht gemacht habe. Serbische Stellen erklärten laut der Nachrichtenagentur Associated Press, diese Entscheidung gehe darauf zurück, dass weiter nördlich Österreich und Slowenien keine Ankömmlinge aus Afghanistan mehr einreisen ließen. Damit scheint die Ursache für den Flüchtlingsstau dort zu liegen.

4000 Flüchtlinge harren in Reisebussen aus

Der für Migration zuständige griechische Vizeminister Ioannis Mouzalas kritisierte, die Grenzschließungen stünden „nicht im Einklang mit den Vereinbarungen des jüngsten EU-Gipfels“. Die EU hatte vergangenen Donnerstag beschlossen, dass bis zum neuen Flüchtlingsgipfel am 6. März die Grenzen für Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und Afghanistan offen bleiben. Man habe diplomatische Schritte eingeleitet, um das Problem zu lösen, sagte Mouzalas. An der mazedonischen Grenze herrschten unterdessen chaotische Zustände. Etwa 1000 Menschen warteten am Grenzzaun, den die mazedonischen Behörden jetzt durch ein zweites Sperrwerk verstärken lassen. Etwa weitere 4000 Flüchtlinge harrten in rund 80 Reisebussen an einer Raststätte etwa 15 Kilometer vor der Grenze aus und warteten darauf, weiterreisen zu dürfen.

Zwar hatte sich die EU schon im November mit der Türkei darauf verständigt, dass Ankara den Strom der Flüchtlinge, die von der türkischen Küste zu den griechischen Inseln kommen, begrenzt. Zu merken ist davon bisher aber nichts, im Gegenteil: Seit Beginn des Jahres sind nach Angaben des Uno-Flüchtlingshilfswerks UNHCR bereits über 95 000 Menschen aus der Türkei über die Ägäis gekommen. Das sind fast zehnmal so viele wie im gesamten ersten Quartal 2015.