Ein Ackerfeld am Greutterwald in Weilimdorf wurde in eine Wiese für Wildbienen umgewandelt. Momentan ist davon aber noch wenig zu sehen, was auch an der Trockenheit liegt.

Weilimdorf - Über den „verwilderten Acker“ am west-östlichen Rand des Naturschutzgebietes Greutterwald haben sich Passanten immer mal wieder gewundert. Jetzt aber wissen sie ohne Weiteres Bescheid: „Hier blüht es für Wildbienen“, kündet das große Schaubild gleich am Zugang von der Grefstraße her, und auch der größere Zusammenhang ist auf den ersten Blick offensichtlich: „Aktiver Naturschutz im Naturschutzgebiet Greutterwald“ sei hier angesagt, getragen vom Regierungspräsidium Stuttgart, das die Informationstafel kürzlich aufgestellt hat.

 

Vom Paradies für Wildbienen ist derzeit allerdings wenig direkt erkennbar, wofür auch der trockene Hitzesommer gesorgt hat: dunkelbraune Stengel allenthalben, soweit das Auge reicht über das 1,4 Hektar große Areal. Vereinsamende Schafgarben und wilder Dill mal da, ein Rest von Wiesenschaumkraut und hartnäckiger Kerbel mal dort. Die vorletzte Kornblume immerhin hat mit dem Jakobskreuzkraut zartgelbe Nachbarschaft. Und keine Wildbienen weit und breit! Zumal hier eben ein ordentlicher Gewitterguss niedergegangen ist. Angesichts prächtig gefüllter Fruchtbeutel allenthalben lässt sich das Paradies aber, das die Natur hier in aller Stille fürs kommende Frühjahr vorbereitet, leicht vorstellen.

Lebensbedingungen für Wildbienen verbessern

Andreas Abrell kennt es sowieso: „Mit dem Frühling beginnt hier ein fantastischer Wechsel der Farben, und es brummt und summt, dass es eine wahre Freude ist“, berichtet der Bio-Bauer und Leiter des landwirtschaftlichen Betriebs der Diakonie der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal. Bis vor drei Jahren wurden hier noch Mais und Getreide angebaut. Dann aber wurde Abrell von Hans Schwenninger angesprochen, der ausgewiesenen Koryphäe in Sachen Wildbienen. Der Weilimdorfer Biologe ist für das Naturschutzreferat des Regierungspräsidiums tätig. Für das Artenschutz-Programm des Landes hatte er mal wieder Ausschau gehalten, wo sich „Lebensbedingungen für Wildbienen verbessern ließen“, wie er sagt. Ein dringendes Anliegen, denn von den rund 500 bekannten Arten der Zartflügler sind schon viele ausgestorben – und nicht wenige weitere davon bedroht: „Es gibt landesweit einen generellen Mangel an blühenden Pflanzen und bunt blühenden Wiesen“, erklärt Schwenninger. Eine alarmierende Entwicklung, denn der Biologe weiß: „Es ist nachgewiesen, dass die Wildbienen für die Bestäubung von Kulturpflanzen mindestens so wichtig sind wie die Honigbienen.“

Mehr als 20 verschiedene, einheimische Sorten von Wildblumen

Im Gebiet Kräuterwald droht ihnen nach der Blüte auf den Streuobstwiesen die Nahrung auszugehen. Dabei wurden hier mit 63 verschiedenen Arten fast exakt so viele gezählt wie etwa im Naturschutzgebiet Feuerbachtal bei Zazenhausen. Der Acker nun eröffnet die Chance, hier mehr als nur einen Blühstreifen zu entwickeln, und mit Abrell hatte Schwenninger auch gleich einen Mitstreiter: „Das ist ökologisch sinnvoll, und das passt hierher“, sagt Abrell. Er sei gelegentlich sonntagmorgens extra hergekommen, um sich an der Pracht zu erfreuen „und schöne Bilder zu machen“. Wirtschaftlich sei der Ausfall des Ackers für den 80 Hektar bewirtschaftenden Bio-Betrieb verkraftbar. Zum Ausgleich gibt es vom Land 500 Euro pro Hektar, was hier „rund 700 Euro“ macht. Die erste Aussaat erfolgte im Frühjahr 2016, mit mehr als 20 verschiedenen, einheimischen Sorten von Wildblumen. Gemäht wird ein-, zweimal im Jahr, jeweils abschnittsweise. Dieses Jahr aber noch gar nicht: wegen der Trockenheit.

Die Dringlichkeit der Maßnahme rührt auch von den ausgeräumten Streuobstwiesen ringsum, deren Zustand im Bezirksbeirat zuletzt heftig beklagt wurde. Ein Befund, zu dem Schwenninger knapp feststellt: „Es gäbe Ideen, wie man diese vergrasten Streuobstwiesen entwickeln könnte.“ Nicht zuletzt der Wildbienen zuliebe.