Europas Währungshüter setzen ihre Strategie des extrem billigen Geldes fort. Vorerst hält die EZB auch Griechenlands Banken weiter am Leben.

Frankfurt/Main - Das Geld im Euroraum bleibt extrem billig: Die Europäische Zentralbank (EZB) hält den Leitzins auf dem Allzeittief von 0,05 Prozent. Das beschloss der Rat der Notenbank wie erwartet am Mittwoch in Frankfurt.

 

Seit März versuchen die Währungshüter zudem, die Konjunktur und den Preisauftrieb mit einem gewaltigen Kaufprogramm anzuschieben: Monatlich 60 Milliarden Euro sollen in Staatsanleihen und andere Vermögenswerte investiert werden, insgesamt 1,1 Billionen Euro bis September 2016. Bis zum 29. Mai erwarb die EZB in diesem Rahmen allein Staatsanleihen im Gesamtvolumen von fast 147 Milliarden Euro.

Das frische Geld kommt im Idealfall über Geschäftsbanken in Form von Krediten bei Unternehmen und Verbrauchern an. Das könnte Investitionen und Konsum anschieben und so die Konjunktur in Schwung bringen und die Inflation anheizen.

Noch ist die Teuerung im Euroraum weit vom EZB-Ziel von knapp unter 2,0 Prozent entfernt. Aber immerhin sinken die Verbraucherpreise nicht mehr: Im Mai stieg die jährliche Teuerungsrate nach vorläufigen Zahlen von 0,0 Prozent im April auf 0,3 Prozent. Zuvor war die Inflationsrate im Euroraum vor allem in Folge des Einbruchs der Ölpreise vier Monate in Folge negativ.

Auch die dramatische Finanznot Griechenlands dürfte die Währungshüter weiter beschäftigen. Seit Monaten hält die EZB griechische Banken mit Notkrediten am Leben - allerdings darf sie das streng genommen nur, solange die Institute im Grunde gesund sind und nur vorübergehend frisches Geld brauchen. Darum ist die Maßnahme auch im EZB-Rat umstritten, einer der Kritiker ist Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Zuletzt betrug das Volumen der sogenannten Ela-Kredite 80,7 Milliarden Euro. Die griechischen Banken sind darauf angewiesen, weil besorgte Bürger und Unternehmen ihre Konten leerräumen.

EZB-Präsident Mario Draghi will die Notkredite nur dann weiter genehmigen, wenn es zu Fortschritten in den Verhandlungen mit Griechenland kommt. Aus Sicht von Unicredit-Ökonom Marco Valli wird die EZB die Ela-Hilfen nicht kappen, solange die Verhandlungen laufen: „Griechenlands Schicksal muss auf politischer Ebene entschieden werden, nicht in Frankfurt.“