Papandreou will das Volk abstimmen lassen - geteiltes Echo bei Landsleuten aus Stuttgart. 

Stuttgart - Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou hat mit den Plänen für eine Volksabstimmung über die EU-Rettungspakete bei seinen Stuttgarter Landsleuten ein gespaltenes Echo ausgelöst. „Das hat doch nichts mehr mit Gerechtigkeit zu tun“, empörte sich Christos Chassilidis, Kundenbetreuer bei einer Versicherung. „Erst beschließen sie etwas, und dann sollen wir im Nachhinein darüber abstimmen. Das ist nicht unsere Aufgabe, sondern die der Regierung.“

 

Der normale Bürger sei gar nicht imstande darüber zu entscheiden, denn er wisse viel zu wenig, so der 56-Jährige. Im Alter von sieben Jahren verließ er sein Geburtsland Griechenland. „Normalerweise sollte man lieber die Deutschen fragen, ob sie Geld nach Griechenland schicken wollen.“

Rund 65.900 Griechen leben in Baden-Württemberg

Rund 65.900 Griechen lebten laut Statistischem Landesamt im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg. Griechenland kann seine Schulden nicht begleichen und steht vor der Pleite. Deswegen ist das Land auf Hilfszahlungen angewiesen, die aber an strenge Auflagen geknüpft sind. Papandreou erhofft sich von dem Referendum vor allem Klarheit über den Rückhalt in der Bevölkerung.

Der 60-jährige Stelios Filipitis, Vorstandsmitglied der griechischen Gemeinde Stuttgart, sieht die Volksabstimmung ebenfalls als unnötig an: „Das soll nicht sein, das braucht man nicht. Neuwahlen wären sinnvoller.“ Sollte durch das Referendum das Hilfspaket der EU abgelehnt werden, wäre das ein unglaublicher Rückschritt für das Land. Der Stuttgarter, der seit 40 Jahren in Deutschland lebt, sagte mit Blick auf Papandreou: „Wenn er nicht kann, soll er weggehen, nach Hause gehen.“

Griechischer Ministerpräsident Papandreou in der Kritik

Ganz anderer Ansicht ist ein griechischer Restaurantbesitzer, der seinen Namen nicht preisgeben möchte. Er finde die geplante Volksabstimmung gut und sei der Meinung, dass diese schon längst hätte stattfinden müssen. „Man hätte die griechischen Bürger über den EU-Beitritt abstimmen lassen sollen. Schließlich ist es die Bevölkerung, die alles ausbaden muss“, sagte der 29-Jährige.

Theodoros Kalaitsoglou ist in Deutschland geboren und hat wenig Verständnis für den Unmut der griechischen Bevölkerung. „Die Griechen sollen wieder Tomaten und Zwiebeln anpflanzen“, scherzt er. An der Volksabstimmung findet der 23 Jahre alte Gießereimechaniker nach eigener Aussage gut, dass endlich etwas passiert. In dem Referendum sehe er eine Chance, noch mal alles von vorne anfangen zu können.