Die Polizei geht mit Tränengas gegen Flüchtlinge vor, die aus dem umzäunten Bereich im Flüchtlingslager auf Lesbos ausbrechen wollen. Diese wiederum bewerfen die Polizisten mit Unrat. Die Stimmung ist aufgeheizt.

Athen - Wie gespannt die Stimmung im „Hotspot“ von Moria, dem Registrierungszentrum auf Lesbos ist, spürte der für die Migrations- und Flüchtlingspolitik zustände Vizeminister Giannis Mouzalas am Dienstag am eigenen Leib: Wütende Lagerinsassen bewarfen ihn mit Plastikflaschen und Müll.

 

Mouzalas war gemeinsam mit dem niederländischen Migrationsminister Klaas Dijkhoff auf die Insel gekommen, um sich ein Bild von den Zuständen zu machen. Sie sind schlecht. Fast 4400 Flüchtlinge und Migranten leben in dem Lager wie in einem Gefängnis hinter hohen Stahlgitterzäunen und Stacheldraht. Sie dürfen den Hotspot nicht verlassen. Mit Sprechchören wie „Freiheit, Freiheit“ machten die Menschen auf ihre Lage aufmerksam. Vielen von ihnen droht die Abschiebung in die Türkei.

Junge Männer zünden Müllcontainer an

Nachdem die Behörden am Dienstag 49 Migranten auf einem Schiff zum türkischen Hafen Dikili gebracht hatten, begannen die Unruhen in Moria. Junge Männer bewarfen die Polizei mit Steinen und zündeten Müllcontainer an. Als eine Gruppe Lagerinsassen versuchte auszubrechen, setzte die Polizei Tränengasgranaten ein. Die Unruhen dauerten die ganze Nacht an. Mindestens 15 Migranten wurden verletzt.

Minister Mouzalas äußerte sich besorgt über die Vorfälle. Die Unruhen hätten damit begonnen, dass junge Pakistaner und Afghanen in Streit geraten seien, sagte Mouzalas. Man müsse mit solchen Gewaltausbrüchen rechnen und tue alles, um mit solchen Situationen verantwortungsvoll umzugehen. In diesem Fall habe die Polizei Gewalt anwenden müssen, weil das nötig gewesen sei. Man werde prüfen, ob der Einsatz verhältnismäßig gewesen sei.

Die Behörden verteilen Flugblätter

Auch in anderen griechischen Flüchtlingsunterkünften gärt es. Im Elendslager von Idomeni an der mazedonischen Grenze, wo nach offiziellen Angaben gut 10 000 Menschen ausharren, verteilten die Behörden Flugblätter, mit denen die Menschen in mehreren Sprachen aufgefordert wurden, sich in organisierte Unterkünfte bringen zu lassen. Die Grenzen zum Balkan blieben geschlossen, hieß es. Aber nur wenige Migranten leisteten den Appellen Folge. Angespannt ist die Lage auch im Hafen von Piräus. Insgesamt sitzen in Griechenland nach offiziellen Angaben knapp 54 000 Flüchtlinge und Migranten fest.