Die Grillstelle im Wolfe wurde von Jugendlichen mit Graffiti verschönert. Geholfen hat ihnen dabei ein Künstler aus der Szene. Das neue Bild soll Schmierer abhalten.

Ludwigsburg : Emanuel Hege (ehe)

Plieningen - Ahmet Özcelik sprüht ein pinkfarbenes A auf blauen Hintergrund an die Halfpipe der Plieninger Skateranlage. „Das ist jetzt nichts geworden“, sagt er dann. Und schon im nächsten Moment hat Ahmet Özcelik in runder Schrift das Wort Peace, auf Deutsch Frieden, daneben gezaubert. Jetzt sind die Jugendlichen um ihn herum dran. Er fordert sie auf, die Buchstaben mit Farbe zu füllen. Ahmet Özcelik ist ein professioneller Sprayer und so etwas wie ein Graffiti-Lehrer.

 

Nicht selten entstehen Graffiti illegal und über Nacht. Anders in Plieningen, dort war es vergangenen Samstag erwünscht, dass die Jugendlichen Dosenfarbe an die Wand bringen. Nämlich am Grillplatz im Wolfer. Und der Sprayer Ahmet Özcelik hat ihnen gezeigt, wie es funktioniert.

Die Stadt war begeistert von der Idee

Die Plieninger und Birkacher Jugendräte haben den Workshop organisiert. Der Anlass ist ein trauriger: Unbekannte hatten den Grillplatz immer wieder mit Schmierereien verschandelt. Die Graffiti sollen ihn wieder hübsch machen. „Es gab keine Probleme bei der Planung, das Gartenamt war sogar richtig begeistert von der Idee“, sagt Isabelle Wörner, die Sprecherin des Jugendrats. Zumal die Graffiti die Missetäter abschrecken sollen, dem Platz wieder übel mitzuspielen.

Es gibt offenbar Leute, die sich nicht über den Grillplatz freuen. Seit er 2011 fertiggebaut worden ist, haben sich im Wolfer wiederholt Zerstörungswütige ausgetobt. „Es ist eine Schande, dass es hier so aussieht“, sagt Isabelle Wörner. „Die Leute gehen respektlos mit diesem Ort um.“ So sind unter anderem die Tische am Grillplatz kaputt. „Es scheint niemand zu verstehen, dass der Jugendrat durch diese Aktionen nichts mehr finanziert bekommt“, sagt sie. Auch die 17-jährige Workshop-Teilnehmerin Ann-Kathrin Kirdorf teilt diese Meinung: „Es ist traurig, wie der Grillplatz nach so kurzer Zeit schon wieder aussieht.“

In Birkach bereits die Grundschule verschönert

Der Graffiti-Samstag und Ahmet Özcelik sollen nun wieder Farbe in die triste Szene bringen. Der Profi-Sprayer aus Stuttgart hat nicht nur für die Dose ein Händchen, sondern auch für Jugendliche. Seit vier Jahren hat er die kleine Firma Artwork. Özcelik bietet Workshops für Kinder und Jugendliche an, aber er gestaltet Fassaden auf Bestellung mit seiner Graffitikunst auch selbst. Birkach und Plieningen sind ihm übrigens nicht fremd. Mit Birkacher Grundschülern hat er die Turnhalle verschönert. „Neben Fassaden von Privatpersonen haben wir zum Beispiel auch in Antalya ein Tierheim gestaltet und hatten Aufträge vom Tiefbauamt, um Unterführungen oder Ähnliches zu besprühen“, sagt er.

Özcelik sagt Graffiti eine rosige Zukunft voraus. „Durch das Internet erfahren die Jugendlichen viel schneller und mehr über das Sprayen, außerdem gibt es mittlerweile eine richtige Industrie.“ Die Kehrseite sei allerdings, dass es nicht nur mehr legale Graffiti gibt, sondern auch mehr illegale. „Das Schlimmste dabei ist, dass die Quantität steigt und die Qualität sinkt“, sagt Ahmet Özcelik. Beispiele gebe es gerade genug. Er zeigt auf die Schmierereien an der Skateanlage und am Hallenbad.

Dafür ist das Graffiti am Grillplatz ein Kunstwerk. Nachdem das Bild mit der Aufschrift „Grill House Plieningen“ vollendet ist, sind alle Teilnehmer glücklich.