Kein Grippe-Impfstoff mehr, die Erkältungswelle rollt an. Die Ärzte der Notfallpraxis bereiten sich auf geschäftige Tage vor.

Leonberg - Es schnieft und schnauft im Altkreis: Nach den ersten Tagen mit Minustemperaturen rollt die Erkältungswelle nun richtig an. Egal, welchen Allgemeinmediziner oder Kinderarzt man zwischen Strudelbach und Würm anruft, die Wartezimmer sind voll, die Ärzte viel beschäftigt. So etwa bei Rainer Merk in Leonberg. „Die ganzen Erkältungskrankheiten kommen jetzt. Da ist aber vieles viraler Natur, da kann man recht wenig machen“, sagt der frühere Chef des DRK-Ortsvereins.

 

Bislang sei aber noch keine Virus-Grippe dabei gewesen. „Die Hochzeit für die Influenza ist meist im Februar und März“, sagt Merk. Wer sich dafür wappnen will, ist allerdings zu spät dran. „Es gibt seit drei Wochen keine Impfstoffe mehr. Man bekommt nur noch ganz vereinzelt Impfdosen“, berichtet der Leonberger Mediziner. Da es rund sechs Monate dauert, den Wirkstoff herzustellen, ist eine Nachlieferung praktisch ausgeschlossen.

Merk: „Wir sind eher vorsichtig mit Impfungen“

Der Andrang sei groß gewesen, weil diesmal Vierfach-Impfstoff verabreicht wurde. Zum ersten Mal haben die Krankenkassen das Präparat bezahlt, dass gegen vier statt nur drei Virenstämme immunisiert. Ein Ergebnis der großen Grippewelle im vergangenen Winter, als sich ausgerechnet der Influenza-Erreger am stärksten verbreitete, der nur im Vierfach-Impfstoff, aber nicht im dreifachen, enthalten war.

„In unserer Praxis sind wir eher vorsichtig mit Impfungen“, sagt Mediziner Merk. Die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut empfiehlt die Immunisierung nur für bestimmte Gruppen: Menschen über 60 Jahren, Erwachsene und Kinder mit chronischen Krankheiten, Schwangere, HIV-Infizierte sowie medizinisches oder Pflegepersonal.

In Leonberg erwartet man ruhige Feiertage

Einzelne Bestände gibt es derzeit noch im Klinikverbund Südwest. „Die sind aber nur für unsere Mitarbeiter bestimmt“, erklärt Ingo Matheus, der Pressesprecher des Klinikverbundes. Das Angebot haben diesmal mehr Beschäftigte angenommen als in den Vorjahren. „Bei uns gab es im Frühjahr einen hohen Krankenstand wegen der Grippe“, sagt er weiter.

Patienten mit Erkältungskrankheiten gebe es derzeit kaum, nur in Verbindung mit anderen Erkrankungen. Am Leonberger Krankenhaus erwartet man daher eher ruhige Feiertage. „Wir werden eine normale Besetzung wie an Wochenenden haben. Menschen mit kleineren Beschwerden nutzen eher die Notfallpraxis. Wir arbeiten da gut zusammen“, berichtet Matheus. Erst an Silvester, wenn Alkohol und Feuerwerk im Spiel sind, wird in der Ambulanz ordentlich was los sein.

Die Patientenzahlen steigen

Seit fünf Jahren wird der ärztliche Bereitschaftsdienst der niedergelassenen Ärzte zentral in der Notfallpraxis am Krankenhaus Leonberg organisiert. Der Hemminger Internist und Allgemeinmediziner Robin Maitra ist der Chef des Trägervereins.

Herr Doktor Maitra, wie wappnen Sie sich in der Notfallpraxis für die Feiertage?

Wir sind gut gerüstet und rund um die Uhr in Schichten mit mehreren Ärzten im Einsatz. Die Notfallpraxis selbst ist während der Stoßzeiten doppelt besetzt, darüber hinaus steht am Tag und in der Nacht ein Fahrdienst für Hausbesuche bereit.

Wie hat sich die Notfallpraxis in den vergangenen fünf Jahren entwickelt?

Die Patientenzahlen nehmen zu, das zeigt die steigende Akzeptanz der Notfallpraxis. 2016 sind 17 211 Patienten zu uns gekommen, 2017 mit 17 745 etwas mehr. Diesen Trend verzeichnen wir auch für dieses Jahr. Dazu kommen noch privat Versicherte und andere Patienten, sodass die Gesamtzahl knapp über 20 000 pro Jahr liegt.

Robin Maitra Foto: privat

Wer kommt zu Ihnen in die Notfallpraxis?

Die überwiegende Zahl ist im höheren Erwachsenenalter, da es eigene Kindernotfallpraxen in Ludwigsburg und Böblingen gibt. Es werden bei uns aber Patienten aller Altersgruppen mit Problemen aus dem gesamten und weiten Spektrum der allgemeinärztlichen Versorgung vorstellig.

Wie viele Ärzte sind am Verein beteiligt?

Derzeit sind bei uns über 150 Ärzte des Notfalldienstbereiches Leonberg. Wir organisieren unentgeltlich den hausärztlichen Bereitschaftsdienst für alle Kollegen, die zum Notfalldienst verpflichtet sind. Finanziert wird dies über die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg aus Notdienstbeiträgen, die alle niedergelassenen Kollegen aus ihrem Honorar entrichten.