Das älteste Pflegeheim der Caritas Stuttgart, das Haus Martinus, ist kernsaniert wurden. Nun haben die ersten Bewohner ihr neues Zuhause in der Olgastraße bezogen.

Stuttgart - Fröhlich blickt Claus Schmidt auf den Mozartplatz und die Olgastraße. Seinen Rollstuhl hat er vor dem türhohen Fenster platziert. „Hell, neu, luftig. Mir gefällt der Blick, Bäume, Straße – obwohl, nach hinten raus auf den Garten ist auch ok.“ Und das barrierefreie Bad sei klasse! Verschmitzt setzt er hinzu: „Ich durfte das Zimmer aussuchen.“

 

Schmidt gehört zu den ersten Bewohnerinnen und Bewohnern, die ihr neues Domizil im Haus Martinus des Stuttgarter Caritasverbands bezogen haben. Um sechs Uhr sei er in Stuttgart-Rot im Caritas-Haus Adam Müller-Guttenbrunn aufgestanden, um neun sei es dann per Rollstuhltaxi in die Innenstadt gegangen. „Mitten ins Leben, mit Sack und Pack.“ Und Ghettoblaster, die Boxen tönen rockig. „Ich mag es, wenn was los ist.“ Dass hier und da noch Handwerker zugange sind, stört ihn nicht. „Ich habe vor meinem Unfall selbst renoviert.“

Sanierungskosten: 27 Millionen Euro

Die Caritas ließ das Martinus, das 1968 als erstes Pflegeheim des Verbands in Stuttgart erbaut wurde, für rund 27 Millionen Euro kernsanieren; es ist ihr derzeit größte Bauprojekt. Vor fünf Jahren waren die letzten Bewohnenden ausgezogen, zwischenzeitlich wurden in dem Gebäude geflüchtete Menschen beherbergt, bevor im Januar 2019 der Spatenstich erfolgte. Auf vier Stockwerken entstanden 87 Pflegeplätze, im Erdgeschoss eine Kindertagesstätte des Stadtdekanats mit 60 Plätzen, in den oberen beiden Geschossen elf Sozialwohnungen sowie ein Konvent für indische Ordensschwestern.

„Wir haben sieben Hausgemeinschaften auf vier Stockwerken“, erläutert Sebastian Menne, stellvertretender Bereichsleiter Altenhilfe. Auf der Etage von Claus Schmidt würden bald zwei WGs mit neun und 15 Bewohnern zusammenleben. Die Hausgemeinschaft im zweiten Stock hat einen gesicherten Zugang zum Garten; sie ist für Menschen mit Demenzerkrankungen vorgesehen.

Allen Etagen gemeinsam sind große, helle Gemeinschaftsräume mit Sesseln und Couchecke an großen Fenstern sowie Ess- und Küchenbereich, in dem gemeinsam mit den Alltagshelferinnen frisch gekocht wird. „Wer mag, kann dabei helfen, das Tun und der Duft regen an“, beschreibt Hausleiterin Martina Wagner das Konzept.

Bis April sollen das Haus bezogen sein

Die Farben der WG-Wände, Tapeten und Polster sind seniorengerecht kräftiger gehalten – je zu ihrem Stuttgarter Namen passend. Eine Idee des ausführenden Büros GSP Architekten. So schwelgt das erste Stockwerk alias „Neckar“ und „Nesenbach“ in blau-grünen Tönen – und warmen Hölzern. In der zweiten Etage kommen die „Karlshöhe“ und „Weinsteige“ in Rottönen daher, ganz oben der „Schlossgarten“ in Rosa und Fuchsia.

Auch Bilder zu den Themen sind zu entdecken, etwa eine Darstellung des Nesenbachs oder ein Foto der Katharinenstaffel im Bereich „Stäffele“. Im multifunktionalen Kapellenraum findet sich zudem der Tabernakel und die Kirchenfenster des einstigen Martinus.

Bis Ende April sollen alle Bewohnerinnen und Bewohner eingezogen sein. Sie kommen aus den anderen Caritas-Häusern in Stuttgart. „Wir haben viele Gespräche geführt, wer umziehen will, wer welche Bedürfnisse hat. Nun wollen wir jeden Monat ein Stockwerk füllen.“ Kein einfaches Unterfangen in Zeiten einer Pandemie. „Wir testen ständig“, so Menne.

Claus Schmidt ist derweil beim Mittagessen im „Nesenbach“, wo die Pflegenden und Alltagsbetreuerinnen wirbeln. Es gibt Zucchinisuppe und Cannelloni mit Spinat. „Wie im Hotel“, schwärmt er. „Ich bin gespannt, wer noch einziehen wird.“