„Goldberg-Cup“ in Sindelfingen Seifenkisten, Bobbycars und Mülltonnen fahren um die Wette

Eine Riesengaudi hat dieser Pilot auf einer Mülltonne – die „Schrott“-Gefährten erwiesen sich beim größten Seifenkistenrennen des Landes als ganz schöne Turbovehikel. Foto: Eibner-Pressefoto/Sandy Dinkelacker

Bei Sindelfingens „Goldberg-Cup“ rasen Groß und Klein wie wild um die Wette. Auch der Hofmeister-Chef und Sindelfingens Sozialamt-Leiterin duellieren sich. Geschichten vom größten Seifenkistenrennen in Baden-Württemberg.

Wenn Seifenkisten, Bobbycars und Mülltonnen in Sindelfingen um die Wette rasen, kann das nur eines bedeuten: Der Goldberg-Cup ist zurück. Am Sonntag sind Groß und Klein am Goldberg in den kuriosesten Gefährten um die Wette gedüst. Mittlerweile ist es das größte Seifenkistenrennen in ganz Baden-Württemberg – und zieht die unterschiedlichsten Mitstreiter an.

 

Die VIPs

Ein wenig Lokal-Prominenz (so man sie denn so nennen möchte) hat der Seifenkistenverband Baden-Württemberg eingeladen: Möbelladen-Chef Frank Hofmeister und Sonja Katzmann, Leiterin des Sindelfinger Amts für Soziale Dienste, treten im VIP-Rennen gegeneinander an. Für Hofmeister ist das nichts Neues, er ist schon öfter gegen einen Vertreter der Stadt Sindelfingen angefahren. Seine Kontrahentin fährt zum ersten Mal. Sie hat großen Respekt vor der Abfahrt. Aber: „Wenn die Kiddies das hinbekommen, krieg ich es vielleicht auch hin.“

Sie rollen zum Start, schütteln noch einmal die Hände. Langsam geht es los, dann werden sie immer schneller. Bereits nach kurzer Zeit hat Sonja Katzmann ein wenig Vorsprung, den Frank Hofmeister trotz ungebremsten Fahrens nicht mehr aufholen kann. Sieben Hundertstel ist er langsamer. „Aber auf der Außenbahn“, betont er. In der zweiten Runde tauschen sie die Bahnen. Damit gewinnt Hofmeister das Rennen deutlich. Wie deutlich, lässt sich leider nicht beziffern, weil die Zeitmessung zum Zeitpunkt des Rennens nicht besetzt ist.

Der älteste Fahrer

„Heißer Ofen 2“ steht auf dem silbernen Gefährt von Franz Ahne. Der 83-Jährige sticht mit heraus, er ist der älteste Teilnehmer des Goldberg-Cups. Vor 15 Jahren ist er auf den Geschmack gekommen, erzählt er. In seiner Heimatstadt Kirchberg sei damals ein Rennen geplant worden – wegen zu wenig Mitstreitern fand es nicht statt. Da war Franz Ahne angefixt. Bis zu 100 Kilometer fährt er, um an Seifenkistenrennen teilzunehmen. Es geht ihm nicht unbedingt um die schnellste Zeit. „Ich will nur nicht gerade der Letzte sein“, sagt er. „Aber wenn doch, ist es auch nicht schlimm.“

Die Meister des Sports

Das größte Seifenkistenrennen Baden-Württembergs zieht auch einige Welt-, Europa- und Deutsche Meister an. Marius Werner etwa ist Weltmeister der „Elite XL“, der Klasse ab 13 Jahren. Kerstin Braun aus Nürnberg ist Europameister und Deutsche Vizemeisterin in der Elite XL (unter 18). Bei Rennen wie diesen qualifizieren sie sich in verschiedenen Klassen für die großen Wettkämpfe auf europäischer oder weltweiter Ebene. Trotzdem sind sie sich nicht zu schade, auch mal beim Zeitstoppen auszuhelfen, wie der Deutsche Vizemeister Armin Braun.

Die Sportfreunde

Melanie Techritz verteilt beim Goldberg-Cup in einem Zelt an der Rennbahn Flyer und Zettel für ein Gewinnspiel, bei dem man für ein Jahr eine Seifenkiste gewinnen kann. Ihr Sohn Amadeus fährt selbst auch beim Rennen mit. Seinetwegen ist sie hier – und völlig begeistert von diesem Sport. „Es ist wie in einer Familie“, sagt sie. Alle helfen sich gegenseitig aus. Als ihr Sohn keine passende Seifenkiste hatte, habe Tobias Werner vom Seifenkistenverband Baden-Württemberg, der den Goldberg-Cup begeistert moderiert, ihm mithilfe eines 3D-Druckers eine Kiste auf den Körper designt. „Das hat ihn viel Zeit gekostet“, sagt Melanie Techritz. Dabei habe man sich vorher noch gar nicht gekannt. Der Seifenkistensport sei etwas für jeden.

Die Kleinen

Auch die Vier- bis Siebenjährigen fahren auf Bobbycars um die Wette. Einige flitzen den Hügel zielstrebig herunter, andere bleiben auf der Bahn stehen oder biegen ab in Richtung der Bande, hinter der die Zuschauer stehen. Ein kleines Mädchen braucht Anschub-Hilfe von seinem Papa. Bei einer Runde gibt es eine kleine Massen-Karambolage. Doch der kleine Fahrer weint kurz, lässt sich von der Mama trösten – und fährt dann schnurstracks und unter Applaus der Menge weiter. Der Spaß ist groß, sowohl bei den Kindern als auch bei den Zuschauern. Und ein paar Erwachsene lassen sich den Spaß auch nicht nehmen.

Der Goldberg-Cup

Die Teilnehmer
 Knapp 40 Menschen haben beim Goldberg-Cup in verschiedenen Seifenkisten, auf Bobbycars oder auf Mülltonnen mitgemacht.

Die Strecke
 Circa 200 Meter lang ist die Rennstrecke in der Goldmühlestraße. Sie wird zweispurig befahren. Durch die Steigung kann man in einer Seifenkiste bis zu 50 Stundenkilometer erreichen.

Das Rahmenprogramm
 Der Bürgerverein Goldberg sorgt für das Rahmenprogramm. Flohmarkt, Kinderschminken und Bobbycar-Parcours gibt es neben Essen und Trinken. Kitas und Schulklassen vom Goldberg helfen auch mit.  

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