Hunger-Ebenhöch profitiert vom aktuellen Handarbeitsboom. In der Idylle von Riethenau bietet sie Filzkurse an und erschafft mit Wolle wahre Märchenwelten.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

Großaspach - Das Stricken und das Erzählen sind für Andrea Hunger-Ebenhöch eng verwoben. Sie hat das Handarbeiten in der Grundschule gelernt, „wir Mädels haben gestrickt, gegackert und uns Kettengeschichten erzählt“. Beides zieht sich wie ein roter Faden durch Hunger-Ebenhöchs Biografie, nur ist er inzwischen ein bisschen verfilzt. Vor acht Jahren ist sie von der Strick- auf die Filznadel umgestiegen und hat das Trockenfilzen zu ihrem Beruf gemacht. Neben eigenen kunsthandwerklichen Produkten bietet sie Kurse an, in denen natürlich nebenbei immer geklönt wird. Auch Hunger-Ebenhöch profitiert vom aktuellen Handarbeitsboom. Ihre Kurse sind ohne viel Werbung und eigene Internetseite gut besucht. „Viele kommen, weil sie ein Geschenk filzen wollen, und wenn sie fertig sind, sagen sie: ‚Ach das ist mein allererstes Stück, das mag ich nicht hergeben’.“

 

In ihrem Unterrichtsraum stehen fantastische Miniaturmärchenlandschaften aus Filz, die von Pferden, Schweinen, Schafen, allerlei Vögeln, Eichhörnchen, Luchsen und anderem Getier bevölkert sind. In Erd- und Baumlöchern kauern Maulwürfe, Würmer, Katzen kuscheln sich in Kuhlen, Mäuse graben sich durch Äpfel und Schnecken gleiten über Salatblätter aus Wolle. „Ich werde beim Filzen immer kleiner“, sagt die 49-Jährige. Zu den kleinsten Objekten gehören Mäuse, die in echten Walnüssen hausen. Es ist – man kann es anders nicht sagen – entzückend!

Ihr eigenes Zuhause sieht ebenfalls so aus, als habe es sich Andrea Hunger-Ebenhöch aus Märchenerzählungen zusammengezwirbelt: Es ist ein übergrüntes eingeschossiges Hutzelhaus aus dem 19. Jahrhundert, in der abgelegenen Idylle von Rietenau, einem Flecken mit 1138 Einwohnern, der zur Aspach gehört.

Zu ihren Angeboten zählt auch ein Kindergeburtstagsprogramm, bei dem sich die kleinen Gäste selbst Tiere filzen dürfen. Die fertigen Öhrchen, vorgeformte Wollwürste sowie Ferkel, Häschen, Schäfchen und anderes Wollgetier als Anschauungsmaterial bringt sie mit. Selbst die sonst wenig handarbeitsbegeisterten Jungen seien dann ganz bei der Sache. „Anders als bei den Mädchen müssen die Tiere groß und gefährlich sein.“

Die beiden eigenen Buben können sich alllerdings nur sporadisch für das Filzen begeistern, gesteht Hunger-Ebenhöch. „Bei uns sind ja Spielzeugwaffen immer Tabu gewesen“, berichtet sie. Doch befand ihr Jüngster, dass sein Plastikpirat – wie jeder andere Pirat auf dieser Welt auch – Säbel und Pistole braucht. „Das hat er von uns nicht bekommen. Da hat er sich die Waffen eben selbst gefilzt.“ Und Mutti mit ihren eigenen Waffen geschlagen.