Statt der bisher angenommenen 39 Millionen Euro kostet der Neubau der Oscar-Paret-Schule die Stadt Freiberg am Neckar vermutlich mehr als 60 Millionen. Doch das neue Gebäude soll auch deutlich größer werden.

Freiberg am Neckar - Der geplante Neubau der Oscar-Paret-Schule wird für die Stadt Freiberg vermutlich deutlich teurer als zunächst angenommen. Bislang ging die Stadt – zumindest öffentlich – von Kosten in Höhe von rund 39 Millionen Euro aus. Doch vor der jüngsten Sitzung des Gemeinderates wurde nun eine deutlich höhere Summe bekannt: Über 60 Millionen Euro soll der neue Schulkomplex nach aktuellen Berechnungen kosten – eine Steigerung um mehr als 22 Millionen Euro.

 

Dieser Kostenrahmen sei zwar nur grob geschätzt, sagt die städtische Architektin Regina Göhringer – schließlich habe es noch nicht einmal einen Architekten-Wettbewerb gegeben, geschweige denn einen konkreten Entwurf. Doch dass die Kosten so hoch sein sollen, habe im Rathaus für große Überraschung gesorgt. Die neuen Pläne für das Schulgebäude stammen nicht von der Kommune, sondern kamen nun vom Regierungspräsidium in Stuttgart.

Das neue Gebäude soll 10 000 qm mehr haben

Dort hat man ein Raumprogramm für den Neubau der Oscar-Paret-Schule aufgestellt, basierend auf der aktuellen Schülerzahl (rund 1700) und den Zügen, die die Schule anbietet (elf). Herausgekommen ist ein Flächenbedarf, der sich erheblich von dem unterscheidet, was man in Freiberg vor gut anderthalb Jahren als Grundlage für die Kostenkalkulation genommen hatte. Der Stuttgarter Architekt Jörg Aldinger war im Frühjahr 2014 von einer Brutto-Geschoss-Fläche von rund 17 000 Quadratmetern ausgegangen, basierend auf dem Bestand plus einer neuen, vergrößerten Mensa. Die aktuellen Pläne aus Stuttgart sehen nun für den Neubau eine Fläche von rund 26 600 Quadratmetern vor – und damit rund ein Drittel mehr.

Helmut Fischer, der zuständige Referent im Regierungspräsidium, erklärt diesen Zuwachs vor allem mit den neuen pädagogischen Anforderungen an die Schule, sowie mit den gestiegenen Schülerzahlen. So seien in einigen umliegenden Kommunen in den vergangenen Jahren nach und nach Schulen geschlossen worden. Diese Schüler kämen nun nach Freiberg. Von ehemals neun Zügen sei die Oscar-Paret-Schule daher auf elf Züge angewachsen. Außerdem müsse mehr Platz für den Ganztagesbetrieb geschaffen werden. Auch müssten an der Schule Vorbereitungsklassen für Flüchtlinge eingerichtet werden, für die ebenfalls Räume benötigt würden. „Es handelt sich um eine Anpassung an die Realität“, sagt Fischer.

Eine Sanierung ist technisch wohl nicht möglich

Diese Anpassungen haben für die Stadt aber erhebliche finanzielle Konsequenzen, denn mehr Quadratmeter kosten auch mehr Geld – eben statt knapp 39 Millionen nun rund 61,5 Millionen Euro. Dabei sind die Kosten für den Abbruch des bestehenden Gebäudes noch gar nicht eingerechnet. Diese enorme Summe müsse die Kommune aber nicht alleine stemmen, sagt der RP-Referent Fischer: Sollte Freiberg tatsächlich in der von seiner Behörde angeregten Größenordnung bauen, schieße das Land rund 20 Millionen Euro zu.

In Freiberg mussten die Verantwortlichen angesichts dieser Summen erst einmal schlucken. Daher habe man auch eine Sanierung noch einmal geprüft, sagt die Projektleiterin Regina Göhringer. Doch statische Untersuchungen hätten ergeben, dass eine Aufstockung der bestehenden Gebäude technisch nicht möglich sei. Und noch einen Vorteil sieht die Architektin in einem Neubau: der Unterricht könnte während der Arbeiten weiterlaufen, da an anderer Stelle gebaut werden soll. Bei einer Sanierung müssten die Schüler dagegen in Container ausweichen. Für Willi Zimmer, den Fraktionschef der CDU im Freiberger Gemeinderat steht dagegen fest: „Die Alternativen sind nie richtig geprüft worden.“

Ein Baustart ist noch nicht abzusehen

Dass aber auch die Sanierung einer bestehenden Schule Kostenexplosionen zur Folge haben kann, zeigt das Beispiel Markgröningen: Die Arbeiten am dortigen Hans-Grüninger-Gymnasium fallen mit rund 27 Millionen Euro gut sieben Millionen teurer aus als geplant.

Helmut Fischer vom Regierungspräsidium sagt, er habe Verständnis für die Nöte der Stadt. In den vergangenen Monaten habe es daher auch Absprachen gegeben, an den Ausmaßen des Neubaus noch etwas zu verändern. So könnte die neue Schule etwa nur zehn statt der bisher elf Züge behalten, die Schüler müssten dann auf andere Kommunen verteilt werden.

Noch nicht abzusehen ist dagegen, wann tatsächlich die Bagger in Freiberg anrücken. Anfang des kommenden Jahres wird ein Architekten-Wettbewerb ausgerufen.