Dass ein Theater sich nicht abschotten, dass es Teil der Stadtgesellschaft werden müsse – auch diese Idee prägt die Sanierung. Das derzeitige Karlsruher Haus wirkt wie ein Betonbollwerk. Auch die Stuttgarter Oper, findet Spuhler, sei „tagsüber einfach ein Palast, der abgeschlossen ist, bestimmte Bevölkerungsschichten fühlen sich da nicht eingeladen“. Auf den Plänen für das neue Badische Staatstheater sieht man deshalb weit geschwungene Glasfronten im Erdgeschoss und im ersten Stock, und zumindest auf dem Papier sieht das integrierte Restaurant ziemlich einladend aus. Ein Vorbild für all dies hat Spuhler beim Londoner National Theatre gefunden. Ähnlich wie dort stellt er sich das auch in Karlsruhe vor: mit WLAN zum Arbeiten im Foyer, mit Auftritten freier Ensembles, einsehbaren Werkstätten.

 

Im Großen Haus selbst sollen nur der Orchestergraben erweitert und der eiserne Vorhang versetzt werden. Ansonsten soll das Gebäude an drei Seiten aufgebrochen und erweitert werden, um Platz für Werkstätten, Probenräume und das Schauspielhaus zu schaffen. In vieler Hinsicht, betont der Intendant, sei der geplante Um- und Ausbau auch eine Rückbesinnung auf die nur aus Kostengründen veränderten ursprünglichen Pläne des „visionären“ Architekten Helmut Bätzner.

Der Karlsruher Intendant Peter Spuhler ist inzwischen ein Meister der Sanierung

Die Gesamtkosten veranschlagte man 2014 auf 125 Millionen Euro. Losgehen soll es 2019, mit der kompletten Inbetriebnahme wird aber frühestens 2027 gerechnet, weil man in Karlsruhe den Großteil der Maßnahmen im laufenden Betrieb durchführen will. Das dauert länger, ist für die Theaterleute anstrengender, erspart aber teure Interimslösungen. Nur in den letzten drei Jahren, wenn das Große Haus an der Reihe ist, wird man andernorts spielen. Wo das sein könnte, will Peter Spuhler jetzt noch nicht diskutieren. Schließlich endet sein Vertrag 2021, und falls er nicht sein eigener Nachfolger wird, solle der nächste Intendant nachdenken, ob er ein schon vorhandenes Gebäude oder lieber eine temporäre Interimsspielstätte nutzen will.

Spuhler hat schon das Heidelberger Theater bis 2012 als Intendant durch eine sechsjährige Schließungs- und Sanierungszeit begleitet. Dort entwickelte sich das Opernzelt zum Zuschauermagneten, und dort, sagt er, sei man (mit insgesamt 64 Millionen Euro) im Geld- und Zeitrahmen geblieben – „ja, das geht!“. Nützliche Erfahrungen hat Spuhler also von Heidelberg nach Karlsruhe mitgebracht. Zum Beispiel die, dass die Theaterleute unbedingt bei der Planung mitreden müssten, denn von ihren praktischen Erfahrungen könnten die Architekten nur profitieren, „und wir sind Meister der Improvisation“.

Außerdem müsse man das Projekt kommunizieren und dafür richtig Geld in die Hand nehmen: „Je mehr Informationen, desto besser!“ Die Theaterleute müssten außerdem rund um die Sanierung kreativ sein, also Geschichten erzählen und den Bau so vermitteln. Die Sanierung müsse zu einem Ereignis der Stadtgeschichte werden, „so wie in der letzten Bauphase der Elbphilharmonie. Da müssen die Leute hingehen und zuschauen wollen. Sonst denken sie immer nur an Kosten und Zeitverzögerungen.“

Die amtierende Intendantin verbringt ihre letzten Monate nach zehn Augsburger Jahren damit, den Notstand auf möglichst kreative Weise zu gestalten. Wie das genau mit ihrem geplanten monumentalen Abschlussprojekt zum Augsburger Religionsfrieden funktionieren soll, weiß sie jetzt noch nicht. Später, also nach etwa fünf Jahren Sanierung, wird das Haus aber womöglich toll sein. Mit Werkstätten, die Platz haben und sich auf derselben Ebene befinden wie die Bühne. Mit einem Großen Haus, dessen Bühnenturm der Akustik für Orchesterkonzerte nicht entgegensteht. Mit einem Multifunktionsbau anstelle der Brecht-Bühne, die – selbst schon als Interimsspielstätte errichtet – 2018 abgerissen wird. Offener soll das Haus werden, gastronomisch bewirtschaftet, mit Foyers und Seitenbühnen, in denen sich auch andere, Kleinere, künstlerisch austoben können.

Ein Bürgerbegehren gegen all das, ja, das gab es; Stein des Anstoßes war vor allem die Tatsache, dass die Stadt für die Sanierung Kredite aufnehmen muss. An der Vermittlung der Sanierung nach außen hat man darum gearbeitet. Jetzt vermittelt sie sich aus dem Notstand heraus selbst. Schlimm nur, dass es so weit hat kommen müssen.

Dahin soll es nicht kommen, sagt Peter Spuhler, seit 2011 Intendant des Badischen Staatstheaters Karlsruhe. Sein Haus, in den Siebzigern erbaut, soll ab 2019 saniert werden: weil die veränderte Gesetzeslage Verbesserungen beim Brandschutz und bei den Arbeitsbedingungen einfordert, weil Rohre und Elektrik in die Jahre gekommen sind, weil das Haus aus allen Nähten platze. Auch „ideologische Fehler“, sagt Spuhler, seien bei dem Bau gemacht worden. Weil man seinerzeit angenommen habe, dass die Oper als künstlerische Gattung ein Auslaufmodell sei, habe man das Schauspiel provisorisch schon mal auf der Opernprobebühne angesiedelt – aber eben nur dort – und überhaupt „viele Funktionen in viel zu kleinen Räumen untergebracht“. Auch die damalige Entscheidung für das raumsparende Drehbühnensystem im Großen Haus habe sich im Nachhinein als falsch erwiesen. Um- und ausgebaut müsse das Haus schließlich auch deshalb werden, weil in Karlsruhe endlich alles unter einem Dach sein solle. Dann könne effizienter gearbeitet werden, und die Kinder könnten dann ihr Theater an demselben Ort erleben, den auch die Erwachsenen besuchen.

Das Theater will sich nicht länger abschotten gegen die Stadt

Dass ein Theater sich nicht abschotten, dass es Teil der Stadtgesellschaft werden müsse – auch diese Idee prägt die Sanierung. Das derzeitige Karlsruher Haus wirkt wie ein Betonbollwerk. Auch die Stuttgarter Oper, findet Spuhler, sei „tagsüber einfach ein Palast, der abgeschlossen ist, bestimmte Bevölkerungsschichten fühlen sich da nicht eingeladen“. Auf den Plänen für das neue Badische Staatstheater sieht man deshalb weit geschwungene Glasfronten im Erdgeschoss und im ersten Stock, und zumindest auf dem Papier sieht das integrierte Restaurant ziemlich einladend aus. Ein Vorbild für all dies hat Spuhler beim Londoner National Theatre gefunden. Ähnlich wie dort stellt er sich das auch in Karlsruhe vor: mit WLAN zum Arbeiten im Foyer, mit Auftritten freier Ensembles, einsehbaren Werkstätten.

Im Großen Haus selbst sollen nur der Orchestergraben erweitert und der eiserne Vorhang versetzt werden. Ansonsten soll das Gebäude an drei Seiten aufgebrochen und erweitert werden, um Platz für Werkstätten, Probenräume und das Schauspielhaus zu schaffen. In vieler Hinsicht, betont der Intendant, sei der geplante Um- und Ausbau auch eine Rückbesinnung auf die nur aus Kostengründen veränderten ursprünglichen Pläne des „visionären“ Architekten Helmut Bätzner.

Der Karlsruher Intendant Peter Spuhler ist inzwischen ein Meister der Sanierung

Die Gesamtkosten veranschlagte man 2014 auf 125 Millionen Euro. Losgehen soll es 2019, mit der kompletten Inbetriebnahme wird aber frühestens 2027 gerechnet, weil man in Karlsruhe den Großteil der Maßnahmen im laufenden Betrieb durchführen will. Das dauert länger, ist für die Theaterleute anstrengender, erspart aber teure Interimslösungen. Nur in den letzten drei Jahren, wenn das Große Haus an der Reihe ist, wird man andernorts spielen. Wo das sein könnte, will Peter Spuhler jetzt noch nicht diskutieren. Schließlich endet sein Vertrag 2021, und falls er nicht sein eigener Nachfolger wird, solle der nächste Intendant nachdenken, ob er ein schon vorhandenes Gebäude oder lieber eine temporäre Interimsspielstätte nutzen will.

Spuhler hat schon das Heidelberger Theater bis 2012 als Intendant durch eine sechsjährige Schließungs- und Sanierungszeit begleitet. Dort entwickelte sich das Opernzelt zum Zuschauermagneten, und dort, sagt er, sei man (mit insgesamt 64 Millionen Euro) im Geld- und Zeitrahmen geblieben – „ja, das geht!“. Nützliche Erfahrungen hat Spuhler also von Heidelberg nach Karlsruhe mitgebracht. Zum Beispiel die, dass die Theaterleute unbedingt bei der Planung mitreden müssten, denn von ihren praktischen Erfahrungen könnten die Architekten nur profitieren, „und wir sind Meister der Improvisation“.

Außerdem müsse man das Projekt kommunizieren und dafür richtig Geld in die Hand nehmen: „Je mehr Informationen, desto besser!“ Die Theaterleute müssten außerdem rund um die Sanierung kreativ sein, also Geschichten erzählen und den Bau so vermitteln. Die Sanierung müsse zu einem Ereignis der Stadtgeschichte werden, „so wie in der letzten Bauphase der Elbphilharmonie. Da müssen die Leute hingehen und zuschauen wollen. Sonst denken sie immer nur an Kosten und Zeitverzögerungen.“