Stefan Apfelbach war seit seiner ersten Wahl vor 18 Jahren viermal der Stimmenkönig gewesen, das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters war bei ihm anerkanntermaßen in den besten Händen.

Großbottwar - Großbottwar - Das Leben ist das, was passiert, während man die Zukunft plant“ – mit dieser leicht abgewandelten Liedzeile von John Lennon begann die letzte Rede von Stefan Apfelbach bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats in Großbottwar. Geplant habe er gehabt, seine vierte Wahlperiode fristgerecht zu beenden und dann, im Jahr 2019, zu seiner Lebensgefährtin nach Oberstenfeld zu ziehen, sagte der Freie Wähler und Bürgermeister-Stellvertreter. „Äußere Umstände“ hätten ihn allerdings dazu veranlasst, sich zum jetzigen Jahresbeginn am neuen Wohnort anzumelden. Durch diesen Wegzug hat Stefan Apfelbach sein Bürgerrecht und damit laut der Gemeindeordnung seine Wählbarkeit in Großbottwar aufgegeben.

 

Nach 18 Jahren für die Freien Wähler im Gemeinderat muss der 48-jährige Kommunalpolitiker seinen Hut nehmen. Die „äußeren Umstände“, die Apfelbach diplomatisch umschrieb, war eine anonyme Anzeige beim Regierungspräsidium. Darin hieß es, Apfelbach wohne nicht in Großbottwar, sondern in Oberstenfeld. Damit begann ein bürokratisches Klein-Klein, das Apfelbach nun zu der Änderung seines Plans brachte.

Tagesgenau hatte er abrechnen müssen, in welcher seiner Wohnungen er mehr Zeit verbracht hat. Ob er die Stunden an einem Ort vornehmlich arbeitend und am anderen Ort vornehmlich schlafend verbracht habe, sei dabei nicht von Bedeutung gewesen – sonst wäre eines ganz klar gewesen: Stefan Apfelbachs Lebensmittelpunkt ist nach wie vor Großbottwar.

Als Ansprechpartner stets im Ort verfügbar gewesen

Sein Ratskollege Thomas Schwarz sagte bei der Verabschiedung, es habe am Ende keine Rolle gespielt, dass der Getränkehandel Apfelbachs in Großbottwar sei, dass er den Bürgern als Ansprechpartner stets zur Verfügung stehe, dass er als Stimmenkönig in der Stadt bestens vernetzt sei und sein Engagement für Vereine oder Schulen im Besonderen wahrgenommen werde. „4200 Wählerstimmen gegenüber einer anonymen Stimme. Und diese ist es nun, die die Kommunalaufsicht beim Landratsamt Ludwigsburg feststellen lässt, „dass die Voraussetzungen des Wohnens nach der Gemeindeordnung für die Wählbarkeit eines Gemeinderates nicht erfüllt sind“. Apfelbachs Entscheidung, schloss Schwarz seine Rede, nötige den Räten Respekt ab, von den Umständen, die zu dieser Entscheidung geführt hätten, seien sie aber enttäuscht.

„Der Stadt einen Bärendienst erwiesen“

In Großbottwar ist in den vergangenen Wochen viel über die Hintergründe der anonymen Anzeige und deren Verfasser spekuliert worden, Apfelbach hat sich daran nicht beteiligt. Bei seinem jüngsten Auftritt im Gemeinderat sagte er dazu nur: „Nach allen Gesprächen, die ich in den letzten Wochen mit Bürgern, Räten und Verwaltungsmitarbeitern geführt habe, hat derjenige, der mich angezeigt hat, der Stadt einen Bärendienst erwiesen.“

Stefan Apfelbach war seit seiner ersten Wahl vor 18 Jahren viermal der Stimmenkönig gewesen, das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters war bei ihm anerkanntermaßen in den besten Händen. Der hauptamtliche Großbottwarer Bürgermeister Ralf Zimmermann bedauert, einen „geradlinigen Kollegen“ zu verlieren. Der Applaus der nunmehr ehemaligen Ratskollegen belegte, was längst offensichtlich war: dass Apfelbach ihnen fehlen wird.