Beim Großbrand auf einem Bauernhof bei Leonberg kämpften 180 Einsatzkräfte am Dienstag stundenlang gegen das Feuer. 800 Ballen Stroh und Heu, zwei Mähdrescher und weitere Landmaschinen in einer Scheune gingen in Flammen auf.

Böblingen - Ein leichtes Surren geht durch die Luft. Nein, es ist nicht das Dröhnen der Flammen, die sich langsam durch den Dachstuhl fressen und bald die ganze Scheune verschlungen haben. Es ist eine Drohne, bestückt mit einer Kamera und einem Temperaturmesser. Hoch oben in der Luft zieht sie ihre Kreise über dem Falkenhof, während unten etwa 180 Kräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst, DRK, THW und Polizei im Einsatz sind. „Die Drohne verschafft uns einen Überblick über den Brand und misst außerdem die Temperatur. So sehen wir, wo es noch brennt, wo noch etwas zu machen ist“, erklärt Stefan Rometsch, der stellvertretende Kommandant der Leonberger Feuerwehr.

 

Aussiedlerhof auf einem Bergrücken

Schon als die ersten Wagen am Dienstag gegen 10.30 Uhr auf dem Bauernhof zwischen Leonberg und Rutesheim (Kreis Böblingen) eintreffen, ist die Scheune nicht mehr zu retten. Nur ein kleiner Teil ist gemauert, der Rest samt Dachstuhl ist aus Holz. Dazu lagern rund 800 Ballen Stroh und Heu in dem Gebäude, zwei Mähdrescher und weitere Landmaschinen sind dort untergebracht. Als das Feuer deren Gummireifen verzehrt, steigt eine pechschwarze Rauchsäule in den Himmel, die bis nach Weil der Stadt im Süden und Schwieberdingen im Nordosten zu sehen ist. Der Aussiedlerhof liegt gut sichtbar auf einem Bergrücken.

Besitzer Hans-Georg Schwarz war gerade nicht daheim, als das Feuer auf seinem Hof ausbrach. Seine Frau sowie die Mitarbeiter brachten Kühe und Kälber in Sicherheit, als die Flammen begannen, auf ein benachbartes Stallgebäude überzugreifen. „Zum Glück sind wir gerade von der Seite mit dem Löschwagen gekommen und konnten das gleich unterbinden“, berichtet der Leonberger Gesamtkommandant, Wolfgang Zimmermann. Vier Menschen werden mit einer Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht, ein Mitarbeiter verletzt sich außerdem bei einem Sturz. „Den meisten geht es aber soweit wieder gut“, berichtet Bauer Schwarz. Noch brauchen die Einsatzkräfte seinen Rat an allen Ecken, noch muss er das Geschehene wirklich realisieren. „Das Wichtigste ist, dass niemand wirklich verletzt wurde. Kein Mensch, kein Tier.“

Schaden von 750.000 Euro

Die Kühe werden durch die Aufregung vermutlich am Abend keine Milch geben. Ein paar Ziegen grasen dagegen keine 100 Meter von der brennenden Scheune entfernt und beäugen die Feuerwehrleute neugierig. Viel schwerwiegender ist dagegen der Verlust der Maschinen und von Stroh und Heu. Den Schaden beziffert die Polizei am Dienstagnachmittag auf rund 750.000 Euro. „Durch die trockene Witterung gibt es ohnehin fast nirgendwo Stroh zu kaufen. Ich muss sehen, wo ich noch etwas herbekomme. Stroh wird das ganze Jahr gebraucht, Heu auch“, berichtet der Milchbauer, der rund 400 Kühe hält und erst 2014 einen weiteren modernen Stall bauen ließ.

Über mehrere Stunden sind die 152 Feuerwehrleute aus Leonberg, Rutesheim, Renningen, Weissach und Weil der Stadt vor Ort und lassen die Scheune kontrolliert herunterbrennen. Zwischenzeitlich hatte es geheißen, dass auch Düngemittel in dem Gebäude gelagert würden, dem war glücklicherweise nicht so. Dennoch war ein Gefahrgutberater der Bosch-Werksfeuerwehr vor Ort. Wie es zu dem Brand kam, ist bislang ungeklärt. Laut Polizei gibt es „keine Hinweise auf strafbare Handlungen“, wie es in einer Mitteilung heißt.

Starker Wind verteilt den Rauch

Der Wind treibt den Brand immer wieder an, der Rauch weht Richtung Gebersheim, über Höfingen und setzt sich erst über Ditzingen. Wegen des dichten schwarzen Qualms werden die Anwohner zunächst aufgerufen, die Fenster geschlossen zu halten. Ein Messwagen der Feuerwehr Herrenberg gibt jedoch später Entwarnung für Gebersheim. Der starke Wind verteilt den schädlichen Rauch gut genug.

Später am Nachmittag gibt es noch einmal viel Qualm. Die Scheune ist mittlerweile zusammengebrochen. Mit einem Container tragen die Feuerwehrleute die Überreste nach und nach ab, bringen sie auf eine Wiese und löschen sie ab. „Wir rauchen hier gerade ganz Gebersheim ein, aber es geht leider nicht anders“, sagt der Kommandant Wolfgang Zimmermann. „Wir werden vermutlich noch bis Mittwochfrüh hier sein“, kündigt er an.