Das Fahrgeschäft „Piraten in Batavia“ im Europa-Pakt Rust ist ein Raub der Flammen geworden. Unser Redakteur Kai Müller erklärt, warum für ihn die Attraktion etwas Besonderes war.

Stuttgart - Oh nein, nicht ausgerechnet die „Piraten in Batavia“. Der Autor dieses Textes wird das Fahrgeschäft vermissen, das ein Raub der Flammen geworden ist. Blick zurück ins Jahr 1987. Die Familie Müller fährt in den Europa-Park, „Piraten in Batavia“ heißt die neue Attraktion. Von Hotels ist weit und breit noch nichts zu sehen. Wozu auch: ein Tag im Europapark reicht damals völlig aus. Die schnellsten Fahrgeschäfte sind zu dieser Zeit der Enzian-Express und die Schweizer Bobbahn. Dann die erste Fahrt als neunjähriger Bub mit dem Boot durch die Piratenwelt und gleich zu Beginn die Überraschung.

 

Ein riesiger Gorilla funkelt die Besatzung mit großen Augen an, als das Boot um die Ecke biegt. Es blitzt, es donnert, eine goldene Maske leuchtet auf und plötzlich rauscht das Gefährt einen Wasserfall hinab. Dem ersten Schreck und einem wohligen Kribbeln in der Magengegend folgen viele Ohs und Ahs. Auf der einen Seite das Piratenschiff, auf der anderen Seite das Fort. Kanonendonner, Lichtblitze am Himmel! Ein Pirat auf einer Sau und dann tropft es von oben: ein betrunkener Seeräuber kippt aus einer Amphore Wasser auf die Bootspassagiere. Weiter geht’s durch Batavia. Vorbei an einer brennenden Stadt. Welch schlechtes Omen.

Batavia hat gebrannt – aber ohne Piraten geht es nicht

An diesem Tag im Jahr 1987 sitze ich noch weitere dreimal in dem Boot und entdecke immer Neues in der Piratenwelt. Die folgenden Jahre gibt es keinen Besuch mehr im Euro-Park ohne Piraten. Die Zeit vergeht, der Park wächst und die Fahrgeschäfte werden immer größer, schneller und spektakulärer. Längst haben andere Attraktionen den Piraten den Rang abgelaufen, die Figuren wirken ein wenig aus der Zeit gefallen, leicht angestaubt mit zischender Hydraulik. Und doch ist die Bootsfahrt immer wieder einfach nur schön.

Die Piraten in Batavia bleiben all die Jahre trotz Kanonendonner ein Ort der Ruhe im wuseligen Europark – bis zum Brand am 26. Mai. Lebt wohl, ihr übellaunigen und lauten Piraten. „Batavia brennt und ihr wollt da hin?“, hat einer von ihnen immer gerufen. Ja, Batavia hat gebrannt. Aber das muss nicht das Ende sein. Ohne Batavia ist der Europa-Park schließlich nur halb so schön!

Lesen Sie hier: Das müssen Besucher des Europa-Park Rust jetzt wissen