Vor Ort sind viele türkische Journalisten, einer von ihnen ist Mustafa Gemici, der für eine türkische Fernsehstation und für eine türkische Zeitung arbeitet. Er hat sich alles angehört in der Pressekonferenz mit Backnangs Oberbürgermeister Frank Nopper, dem Rems-Murr-Polizeichef Ralf Michelfelder, dem Einsatzleiter der Feuerwehr Daniel Köngeter und dem türkischen Generalkonsul Mustafa Türker Ari. Er hat notiert, dass die Beamten einen fremdenfeindlichen Hintergrund ausschließen. Doch Gemici sagt, er bleibe skeptisch: „Alles ist offen.“ Es sei doch noch viel zu früh, die Sache abschließend zu bewerten. Nicht nur die türkischen Medienvertreter sind wegen der NSU-Morde sensibilisiert. Ein Frankfurter Journalist fragt den Generalkonsul, ob er den deutschen Ermittlungsbehörden vertraue. Natürlich, antwortet dieser. Ein Landsmann von Gemici, der schon lange in Backnang wohnt, sagt: „In Backnang leben wir gut zusammen.“ Ein Anschlag? „Nein, auf keinen Fall.“

 

Polizei und Feuerwehr gehen davon aus, dass das Feuer in der Wohnung der Großfamilie ausgebrochen ist. Es gebe keinerlei Hinweise auf ein Einwirken von außen, wird immer wieder betont. Die Türen seien verschlossen gewesen. Ein Anwohner, der den Brand entdeckt hatte, habe die Haustür aufgebrochen, sagt der Kreisbrandmeister Andreas Schmidt. Da seien ihm die Flammen entgegengeschlagen. Alles deute darauf hin, dass der Brand bereits einige Stunden vor der Alarmierung der Feuerwehr – das war um 4.33 Uhr – ausgebrochen sei. Nur sieben Minuten später waren die Helfer vor Ort. Die Bewohner seien wahrscheinlich im Schlaf in der Fünfzimmerwohnung überrascht worden, sagt Schmidt, sie starben wohl an Rauchvergiftungen. Vier Leichen habe man in den Kinderzimmern gefunden, vier weitere in den Räumen nebenan.

Das Erdgeschoss wird mit schwarzen Tüchern zugehängt

Auf der Straße steht auch Doris Holzwarth, sie arbeitet als Tagesmutter und hat drei Söhne der Großfamilie regelmäßig nachmittags betreut. Sie hat ihnen bei den Hausaufgaben geholfen, mit ihnen gespielt. Die Familie sei arm und bedürftig gewesen, einer der Jungs habe später Polizist werden wollen. Doris Holzwarth blickt mit versteinertem Gesicht in Richtung der Brandruine. Aus den Fenstern im ersten Stock steigt noch immer leichter Rauch auf. Das Erdgeschoss wird jetzt mit schwarzen Tüchern zugehängt. Die Leichen sind noch im Gebäude, sie sollen nach und nach geborgen werden.

Ein paar Schritte weiter steht Kenan Demirkapi und blickt düster vor sich hin. Er lebt seit 1971 in Backnang und erzählt, dass er die 16-jährige Tochter der Familie gut gekannt habe. Die Schülerin habe bis Freitag bei seinem Bruder, der einen Friseursalon betreibt, ein Praktikum gemacht. „Wir sind geschockt“, sagt Demirkapi.

Viele sagen, sie hätten die Familie gekannt. Der 13-jährige Enes und sein ein Jahr älterer Kumpel Nebi erzählen, dass der Vater der betroffenen Familie noch in der Nacht zum Haus gefahren sei und verzweifelt versucht haben soll, in das brennende Gebäude zu gelangen, um seine Kinder zu retten. Vergeblich. Polizisten hätten ihn zurückgehalten. „Es ist traurig, wenn Freunde sterben“, sagt Enes.

Einen Anschlag vermutet keiner

Vor Ort sind viele türkische Journalisten, einer von ihnen ist Mustafa Gemici, der für eine türkische Fernsehstation und für eine türkische Zeitung arbeitet. Er hat sich alles angehört in der Pressekonferenz mit Backnangs Oberbürgermeister Frank Nopper, dem Rems-Murr-Polizeichef Ralf Michelfelder, dem Einsatzleiter der Feuerwehr Daniel Köngeter und dem türkischen Generalkonsul Mustafa Türker Ari. Er hat notiert, dass die Beamten einen fremdenfeindlichen Hintergrund ausschließen. Doch Gemici sagt, er bleibe skeptisch: „Alles ist offen.“ Es sei doch noch viel zu früh, die Sache abschließend zu bewerten. Nicht nur die türkischen Medienvertreter sind wegen der NSU-Morde sensibilisiert. Ein Frankfurter Journalist fragt den Generalkonsul, ob er den deutschen Ermittlungsbehörden vertraue. Natürlich, antwortet dieser. Ein Landsmann von Gemici, der schon lange in Backnang wohnt, sagt: „In Backnang leben wir gut zusammen.“ Ein Anschlag? „Nein, auf keinen Fall.“

Polizei und Feuerwehr gehen davon aus, dass das Feuer in der Wohnung der Großfamilie ausgebrochen ist. Es gebe keinerlei Hinweise auf ein Einwirken von außen, wird immer wieder betont. Die Türen seien verschlossen gewesen. Ein Anwohner, der den Brand entdeckt hatte, habe die Haustür aufgebrochen, sagt der Kreisbrandmeister Andreas Schmidt. Da seien ihm die Flammen entgegengeschlagen. Alles deute darauf hin, dass der Brand bereits einige Stunden vor der Alarmierung der Feuerwehr – das war um 4.33 Uhr – ausgebrochen sei. Nur sieben Minuten später waren die Helfer vor Ort. Die Bewohner seien wahrscheinlich im Schlaf in der Fünfzimmerwohnung überrascht worden, sagt Schmidt, sie starben wohl an Rauchvergiftungen. Vier Leichen habe man in den Kinderzimmern gefunden, vier weitere in den Räumen nebenan.

Das Erdgeschoss wird mit schwarzen Tüchern zugehängt

Auf der Straße steht auch Doris Holzwarth, sie arbeitet als Tagesmutter und hat drei Söhne der Großfamilie regelmäßig nachmittags betreut. Sie hat ihnen bei den Hausaufgaben geholfen, mit ihnen gespielt. Die Familie sei arm und bedürftig gewesen, einer der Jungs habe später Polizist werden wollen. Doris Holzwarth blickt mit versteinertem Gesicht in Richtung der Brandruine. Aus den Fenstern im ersten Stock steigt noch immer leichter Rauch auf. Das Erdgeschoss wird jetzt mit schwarzen Tüchern zugehängt. Die Leichen sind noch im Gebäude, sie sollen nach und nach geborgen werden.

Ein paar Schritte weiter steht Kenan Demirkapi und blickt düster vor sich hin. Er lebt seit 1971 in Backnang und erzählt, dass er die 16-jährige Tochter der Familie gut gekannt habe. Die Schülerin habe bis Freitag bei seinem Bruder, der einen Friseursalon betreibt, ein Praktikum gemacht. „Wir sind geschockt“, sagt Demirkapi.

Tief betroffen zeigt sich auch Oberbürgermeister Frank Nopper, der von Journalisten umringt wird und in viele Mikrofone sprechen muss. Er versichert, dass er tieftraurig sei, dass er mit den Hinterbliebenen und Freunden der Familie fühle. Was soll er auch sagen angesichts einer Katastrophe, für die es keine Worte gibt?

Der Innenminister trifft die Traumatisierten

Am frühen Nachmittag trifft der baden-württembergische Innenminister Reinhold Gall ein. In einem Seniorenheim in der Nähe hat das Rote Kreuz eine Erstversorgung für traumatisierte Beteiligte eingerichtet. Auch die Großmutter der Kinder, die zusammen mit einem Onkel und einem elfjährigen Jungen von einer Dachterrasse im Hinterhof gerettet werden konnte, soll sich dort aufhalten. Das Kind sei bei Verwandten untergekommen, der Onkel befinde sich in einem Krankenhaus, heißt es.

Der Innenminister spricht der Großmutter und anderen Angehörigen hinter verschlossenen Türen sein Beileid aus. Man solle an die Betroffenen und Hinterbliebenen denken, sagt er den Journalisten. „Diese Ereignisse haben Spuren hinterlassen, bei den Angehörigen, bei den Menschen in Backnang.“ Über die Ursachen will auch er nicht spekulieren, ebenso wenig wie der Ministerpräsident und der türkische Botschafter, die beide am frühen Abend in Backnang eintrafen.

Ob er so etwas in seiner Laufbahn je erlebt habe, wird der Waiblinger Polizeisprecher Klaus Hinderer gefragt. „Nein“, antwortet er mit brüchiger Stimme. „Oder sagen wir so: Das ist der zweite ,worst case‘ in meinen 42 Jahren als Polizist. Morgen ist der vierte Jahrestag des Amoklaufs von Winnenden.“