Angestellte der britischen Königin Elizabeth II. sind unzufrieden. Die uniformierten Schloss-Aufseher drohen ihrer Arbeitgeberin mit Streik. Für Traditionalisten grenzt das bereits an Verrat.

Korrespondenten: Peter Nonnenmacher (non)

Stuttgart - Dienstboten sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren. Früher hätte kein Lakai aufgemuckt. Jetzt drohen die Bediensteten der Königin von England mit Arbeitskämpfen. Dabei hält die Queen sie doch mit kostenlosem Essen bei Kräften. Was, fragen Royalisten, wollen diese Leute eigentlich sonst noch?

 

Aber langsam – halten wir uns an die Fakten. Von 200 Angestellten der Krone in Windsor Castle sind 120 gewerkschaftlich organisiert. Diese stimmen zur Zeit darüber ab, ob sie künftig „Dienst nach Vorschrift“ schieben sollen. Denn sie fühlen sich überfordert und schlecht entlohnt.

Die Widerspenstigen von Windsor

Die Widerspenstigen von Windsor wollen vorübergehend bestimmte Rundgänge durchs Schloss nicht mehr anbieten und auch ihre Fremdsprachenkenntnisse nicht mehr zur Kommunikation mit auswärtigen Besuchern einsetzen. Denn dafür, erklären sie, würden sie nicht bezahlt – oder zumindest nicht ausreichend.

Bei den Rebellen handelt es sich also nicht um Zofen, Butler, Chauffeure oder Köche der königlichen Familie. Sondern um die uniformierten Aufseher, die in den zur Besichtigung frei gegebenen Räumlichkeiten des Schlosses Wache stehen, die die Tickets verkaufen und den Touristen Erfrischungen offerieren.

Kein Honorar für Extraarbeit

17 Millionen Pfund nimmt Windsor Castle im Schnitt jedes Jahr ein. Das Geld dient der Instandhaltung des größten und ältesten bewohnten Schlosses der Welt. Ein kleiner Teil fließt den Bediensteten zu – zu wenig, finden diese, für die Arbeit, die sie tun. Manche von ihnen verdienen gerade mal 1200 Pfund (rund 1660 Euro) im Monat. Im vergangenen Jahr hieß es, für Zusatzleistungen wie Spezialführungen und Dolmetschen werde 2015 extra bezahlt. Dazu ist es aber offenbar nicht gekommen.

Die Kronadministratoren beteuern derweil, es werde niemand zu Mehrleistungen gezwungen in Windsor. Außerdem gehe es den Bediensteten sehr gut – sie dürften etwa im Schloss gratis zu Mittag essen. Es ist das erste Mal in der Geschichte der britischen Monarchie, dass Bedienstete der Krone an Arbeitsverweigerung denken. Für Traditionalisten grenzt das an Hochverrat.

Breitet sich der Aufstand aus?

Fragt sich, ob dieser Aufstand Schule machen könnte. Denn sollten erst die wirklichen Lakaien der Windsors begreifen, dass ihre privilegierte Stellung ein Aufmucken nicht länger ausschließt, dann wäre es denkbar, dass die Royals für spezielle Leistungen künftig gewerkschaftlich vereinbarte Zulagen bezahlen müssen. Zum Beispiel Prinz Charles fürs Bügeln seiner Schnürsenkel. Oder fürs Auftragen von Zahnpasta auf seine Zahnbürste – eine Tätigkeit, die bekanntlich sein Kammerdiener für ihn besorgt.