Mit dem Rückzug der Energiestaatssekretärin Leadsom ist Innenministerin May die einzige noch verbliebene Kandidatin für den Vorsitz der Konservativen Partei. Ob sie den Chefposten tatsächlich bekommt, muss nun innerhalb der Partei entschieden werden.

London - Die britische Innenministerin Theresa May ist dem Amt der Premierministerin ein großes Stück näher gekommen. Ihre einzige Rivalin im Rennen um den Vorsitz der Konservativen Partei, Andrea Leadsom, gab am Montag überraschend bekannt, sich zurückzuziehen. Sie glaube nicht, genügend Unterstützung zu haben, um weiter zu kandidieren, erklärte sie. Innerhalb der Partei wird nun entschieden, ob May zur Siegerin erklärt wird.

 

Der Chef des für das Rennen zuständigen Ausschusses, Graham Brady, kündigte an, dass der Parteivorstand bei einem Treffen darüber diskutieren werde, ob May als Siegerin bestätigt werde. Wann die Partei bekanntgeben könnte, dass May gewonnen habe, sagte er nicht.

Innerhalb weniger Tage Premierministerin

Sollte die 59-Jährige bestätigt werden, könnte sie innerhalb weniger Tage neue Premierministerin werden. Regierungschef David Cameron hatte seinen Rücktritt angekündigt, nachdem die Briten in einem Referendum Ende Juni für den Ausstieg des Königreichs aus der Europäischen Union gestimmt hatten.

Leadsom hatte am Wochenende mit Äußerungen für einen Eklat gesorgt, wonach es im Job von Vorteil wäre, Mutter zu sein. Leadsom hat Kinder, May nicht. Ob die Reaktion ihre Entscheidung zu einem Rückzug beeinflusste, war zunächst unklar. Leadsom hatte sich bei May entschuldigt. Ihre Rivalen sagten, ihre Kommentare und ihre anschließende Positionsänderung zeigten, dass sie nicht die Erfahrung habe, die als Premier nötig sei. Leadsoms Verbündete warfen May-Anhängern hingegen vor, die Energiestaatssekretärin schwächen zu wollen.

Im Brexit-Lager engagiert

Die 53-jährige Leadsom hatte sich im Brexit-Lager engagiert. May hatte einen Verbleib Großbritanniens in der EU befürwortet. Sie hat eine lange Parteikarriere hinter sich und sitzt seit 1997 im Unterhaus. Als Innenministerin war die Pastorentochter seit 2010 nicht nur für Sicherheit und Anti-Terrormaßnahmen zuständig, sondern auch für die Grenzsicherung, die bei der Volksabstimmung eine wichtige Rolle spielte.

Das Kandidatenfeld für den Parteivorsitz war bereits von fünf auf zwei reduziert worden. Doch Leadsoms Rückzugsankündigung war eine Überraschung, eine endgültige Entscheidung in dem Rennen war erst im September erwartet worden. Weil die Konservative Partei an der Macht ist, dürfen nur ihre 150 000 Mitglieder darüber entscheiden, wer den Vorsitz übernimmt. Diese Person wird automatisch Premier.

Das Ergebnis des EU-Referendums hat Turbulenzen in der britischen Politik verursacht. Nicht nur bei den Konservativen, auch bei der oppositionellen Labour Party wird um die Parteiführung gerungen. Die Labour-Abgeordnete Angela Eagle wollte am Montag einen Versuch unternehmen, Parteichef Jeremy Corbyn abzusetzen.