Seit Wochen mobilisiert die AfD ihre Anhänger für eine Demonstration in der Hauptstadt – manche bekommen dafür sogar Geld geboten. Doch die Zahl der Gegendemonstranten dürfte dennoch höher liegen.

Berlin - Die Polizei in der Hauptstadt bereitet sich auf einen anstrengenden Sonntag mit 2000 Polizisten im Einsatz vor: Grund ist ein Demonstrationsaufruf der AfD und verschiedene Versammlungen von Gegnern der rechten Partei. Unter dem Motto „Zukunft Deutschland“ hat die AfD zu einer sogenannten Großdemonstration aufgerufen und mobilisiert dafür seit Wochen ihre Anhänger.

 

In Rheinland-Pfalz versucht der Landesverband sogar, Demonstranten mit Geldzahlungen zu animieren. Ein Parteisprecher bestätigte Berichte, wonach Teilnehmer 50 Euro Entschädigung erhalten sollen, wenn sie ein Bild von sich auf der Demo einsenden. Zunächst hatte es von der AfD geheißen, man rechne mit 10 000 Teilnehmern. Inzwischen korrigierte der Parteivorstand seine Erwartungen nach unten und erwartet bis zu 5000 Demonstranten. Zum Ziel der Demonstration sagte der Parteivize Georg Pazderski: „Um Deutschland aufzurütteln, gehen wir am Sonntag auf die Straße.“

Morddrohungen gegen Renate Künast

Die Zahl derer, die gegen die AfD auf die Straße gegen, dürfte allerdings deutlich höher sein. Unter dem Motto „Hauptsache, es knallt. AfD wegbassen“ haben rund 150 Berliner Clubs zu einem Aufzug mit 14 Musikwagen aufgerufen – eine keine Loveparade, zu der allein schon 14 000 Teilnehmer erwartet werden. Berlins Clubkultur sei progressiv, queer, feministisch, antirassistisch und inklusiv, heißt es in dem Aufruf. Damit sei Berlins Clubkultur alles, „was die Nazis nicht sind und was sie hassen“. Insgesamt rufen fünf Bündnisse zu Versammlungen auf. Eine Sprecherin erklärte: „Unser Ziel ist es, so viele Menschen auf die Straße zu bekommen, dass für die AfD kein Durchkommen ist“.

Noch sind nicht alle Routen genehmigt. Die zentrale Kundgebung der Gegner findet von 11 Uhr an vor dem Reichstag statt, die AfD versammelt sich nicht weit entfernt, am Hauptbahnhof. Zu der Versammlung vor dem Reichstag rufen SPD, Grüne und Linkspartei auf.

Mit massiven Morddrohungen und Vergewaltigungsfantasien sieht sich die grüne Bundestagsabgeordnete Renate Künast konfrontiert, weil sie über das soziale Netzwerk Facebook zu der Demonstration aufrief. Mehr als 2300 Menschen kommentierten den Aufruf, darunter waren viele aggressive Nutzer. „Ich habe den Eindruck, die Rechte organisiert sich neu, auch digital“, sagte Künast dazu dem „Tagesspiegel“.