Stadt und Evangelische Hochschule stellen Ergebnisse der Online-Befragung vor. Klimaschutz und Betreuung sind Kernthemen für die Ludwigsburger. Den Jüngeren fehlt es an Freizeitmöglichkeiten, an Gastro und Clubs.

Es lebt sich gut in Ludwigsburg. Diese positive Fazit lässt sich nach der Bürgerumfrage ziehen, die die Stadt in Kooperation mit der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg zum ersten Mal gemacht hat. 50 000 Euro hat die Kommune investiert. Herausgekommen ist ein knapp 400 Seiten füllendes Dokument, das Verwaltung und Gemeinderat in ihre Arbeit aufnehmen wollen. Auch in das Stadtentwicklungskonzept sollen die Daten einfließen.

 

10 112 zufällig aus dem Einwohnermelderegister ausgewählte Ludwigsburger – alle mit einem Mindestalter von 16 Jahren – waren eingeladen, von Anfang Februar bis Ende März an der Online-Befragung teilzunehmen. 32 Prozent sind der Einladung gefolgt. Ein guter Wert, wie Peter Höfflin, Rektor der Evangelischen Hochschule (EH) Ludwigsburg, betont. Die Rücklaufquote spreche für eine hohe Motivation der Befragten, ihre Belange und Ansichten einzubringen und das Leben in ihrer Stadt mitzugestalten

Wohnen und Betreuung waren wichtige Themen

Leitfragen für die Studie waren die Fragen Wie ist die Zufriedenheit mit dem Leben in Ludwigsburg? Was sind gerade die Probleme und Herausforderungen? Wie zufrieden sind die Bürger mit verschiedenen Bereichen des Lebens in der Stadt, und wie soll sie sich weiterentwickeln? Die Kernthemen Wohnen, Klimaschutz, Bildung/Betreuung und sozialer Zusammenhalt standen im Fokus. In den Bereichen Wohnungsbau, Kindergärten und Kindertageseinrichtungen, Energiewende und Klimaschutz sprachen sich die Befragten klar für Zukunftsinvestitionen aus. Zwei Bereiche heben sich ab: Kindergärten und Kindertageseinrichtungen sowie der Wohnungsbau. Dafür soll die Stadt künftig mehr Geld ausgeben, so der Tenor.

Oberbürgermeister Matthias Knecht warnt jedoch vor allzu großen Erwartungen. „Wir können nicht alle Kitas bauen, die wir bräuchten. Da sind uns finanzielle Grenzen gesetzt, deshalb beobachte ich diesen Punkt mit einer gewissen Skepsis.“ Erfreut ist der Verwaltungschef hingegen mit der Grundzufriedenheit der Ludwigsburger mit ihrer Stadt.

In der Tat leben drei von vier Befragten gerne sowohl in Ludwigsburg als auch in ihrem direkten Umfeld. Je älter, desto größer ist die Zufriedenheit. Am wohlsten fühlen sich die über 80-Jährigen. Woran es liegt, dass Jüngere das Leben in Ludwigsburg weniger favorisieren, könne mit den Umfrage-Ergebnissen nur teilweise erklärt werden, so die Experten. Zum einen könne es daran liegen, dass Jüngere in ihrem Urteil generell zurückhaltender seien. Zum anderen könnte einen Effekt auf die Bindung an den Wohnort jedoch auch eine steigende Wohndauer haben, die in den höheren Altersgruppen eben meist länger ist als bei den jüngeren. Am zufriedensten sind die Oßweiler (77 Prozent). Aber auch in Hoheneck und Pflugfelden lebt man gerne.

Nichtsdestotrotz planen viele in den nächsten Jahren einen Umzug. Hauptgründe sind zu kleine Wohnungen, oder zu teure Wohnkosten. „Jeder Dritte will aber eigentlich auch nach dem Umzug in Ludwigsburg bleiben. Das zeigt, wie stark die Bindung an die Stadt ist“, sagt Angelina Bartz von der EH.

Interessant, aber nicht überraschend: Das Thema Mobilität spaltet die Ludwigsburger wie kein anderes, sagt Peter Höfflin. Die einen wollen mehr Parkplätze, die anderen – vor allem Jüngere – einen besser ausgebauten ÖPNV und mehr Radwege. „Gerade in den Randstadteilen merkt man, dass der Pkw-Verkehr eine größere Rolle spielt.“

Und noch eine Erkenntnis gibt es. Die älteren Bürger schätzen die Freizeitmöglichkeiten in der Stadt mehr als die jüngeren. Letztere halten das kulturelle Angebot sowie das Angebot an Restaurants, Kneipen und Cafés für gerade mal unterdurchschnittlich. Knecht will die Kritik ernstnehmen. „Und man kann die Kritik sicher nicht nur auf die fehlende Rockfabrik schieben. Wir haben da definitiv noch eine Aufgabe vor uns.“ Handlungsoptionen sieht er etwa beim Angebot der Schlossfestspiele oder im Franck-Areal.

Man wolle die Stimme der Bürger ernstnehmen, versichert Knecht. Und es soll auch nicht die letzte Bürgerumfrage gewesen sein in Ludwigsburg. „Nächstes allerspätestens übernächstes Jahr wird es wieder eine geben.“

Die Ergebnisse der Bürgerumfrage stehen online auf www.meinlb.de.