Bei einem simulierten Großbrand im Lager von Helukabel ist vor allem das große Gelände eine Herausforderung. Zur Übung rücken viele Feuerwehren auch aus der Nachbarschaft an.

Hemmingen - Nicht nur Konrad Epple ist zeitweise außer Puste. „Die machen mich noch fertig“, ruft der Zugführer der Ditzinger Feuerwehr im Vorbeirennen. Ein paar Minuten später ist auf der anderen Seite des großen Industriekomplexes Jürgen Arnold, der Einsatzleiter der Hemminger Feuerwehr, im Eilschritt unterwegs. Mehrere Hundert Meter lang sind die Gebäude der Firma Helukabel – mittendrin liegt der angenommene Brandort für die Großübung einiger Feuerwehren im Strohgäu. „Absolut zufrieden“ sei er, sagt der Hemminger Feuerwehrkommandant Marco Spera nach anderthalb Stunden. Auch der Bürgermeister Thomas Schäfer macht einen glücklichen Eindruck. Und Petra Luksch vom gastgebenden Unternehmen meint, es sei spannend, so eine Übung mitzuerleben. Und es sei beruhigend, wenn sich die Feuerwehr im Betrieb auskenne.

 

Samstagmittag, kurz vor zwölf. Rings um den Helu-Komplex herrscht die Ruhe eines trüben Wochenendes. Noch behalten die Wolken den angekündigten Regen bei sich. Da ertönt im Hof, wo sonst Lastwagen Ware entladen, ein lauter Heulton. Eine Alarmanlage schlägt an – im Erdgeschoss des Gebäudes qualmt es. Die Batterie eines Gabelstaplers habe Feuer gefangen, erklärt der Feuerwehrkommandant, der das Übungsszenario mit der Firma ausgetüftelt hat. Heute simulieren Nebelmaschinen den Ernstfall.

Im Gebäude lagern tonnenweise Kabel und Kunststoffe sowie Paletten und Trommeln aus Holz. Kurz darauf piepst der Melder an Speras Gürtel. Die Leitstelle in Ludwigsburg hat den Alarm der automatischen Brandmeldeanlage empfangen und die Hemminger Feuerwehr in Marsch gesetzt.

Einsatzleiter „sieht“ dunkle Qualmwolke

Im Drehbuch steht, dass der Einsatzleiter bei der Anfahrt dunklen Qualm über dem Gebäude sieht – dafür könnte eine der Regenwolken gelten. Er erhöht die Alarmstufe. Das heißt: Die Wehren in Ditzingen und Korntal-Münchingen werden auch alarmiert. Zu groß ist der Gebäudekomplex, als dass die örtliche Feuerwehr die Aufgaben allein bewältigen könnte. Es müssen gleichzeitig Menschen aus Lebensgefahr gerettet werden, der Brand ist zu bekämpfen und Lager sind abzusuchen. Eine halbe Stunde später holt man auch noch die Wehr aus Gerlingen; dann sind 90 Leute und zwölf Fahrzeuge vor Ort. Und was ist mit der Sprinkleranlage, die im Ernstfall sofort auslösen müsste und Schlimmeres verhindern soll? „Die ist wegen Wartungsarbeiten außer Betrieb“, sagt Spera und grinst. Und wenn es wirklich brenne, seien natürlich auch die näher gelegenen Kollegen aus Schwieberdingen dabei.

In diesem Moment macht Walter Bauer, im Ort bekannter Landwirt und CDU-Gemeinderat, die Drehleiter einsatzklar. An einem Fenster stehen zwei Männer, die nicht mehr herauskommen. Routine. Obwohl – im vergangenen Jahr hat die Leiter bei der Übung am Schloss gestreikt. Jetzt ist sie längst repariert. Andere Wehrleute gehen mit Luftflaschen auf dem Rücken ins Gebäude. Man sieht keinen halben Meter weit. Der Theaternebel ist harmlos – richtiger Brandrauch ist schwarz, giftig und sehr heiß: Nach zwei, drei Atemzügen ist ein Mensch bewusstlos, wenn nicht tot.

Der Funk funkt nicht so richtig

Auf der anderen Seite der Halle sind drei Feuerwehrleute mit einer tragbaren Leiter unterwegs: noch ein Eingeschlossener an einem Fenster in sechs, sieben Meter Höhe. Er klettert herunter und meint, „die echten Bedingungen kann und will ich mir gar nicht vorstellen“. Es ist Stefan Schubert, der Technische Leiter der Firma. Sechs Eingeschlossene haben die Feuerwehrleute herausgeholt. Alles läuft geordnet, viele Schläuche sind ausgerollt, eine lange Leitung für die hausinterne Wasserversorgung ist gelegt. Nur der Funk von der Einsatzleitung zur anderen Seite des Geländes hat nicht richtig funktioniert. Da hat es keine weiteren Schikanen mehr gebraucht, die sonst gerne als Überraschung in Übungen eingebaut werden.