In Steinheim wird geprüft, welche Immobilien für welchen Zweck in Zukunft noch benötigt werden. Das Ergebnis der Untersuchung könnte weitreichende Folgen haben.

Das Titelblatt des Steinheimer Haushalts für 2023 leuchtet nicht grundlos in sattem Rot. Mit der Alarmfarbe spielt Finanzchef Stephan Retter auch auf die sich verschlechternde wirtschaftliche Situation an. Steigende Stromkosten drücken ebenso aufs Gemüt wie die in Aussicht stehende Neuverschuldung. Bis 2026 dürften die Verbindlichkeiten um 30 Millionen Euro klettern. Höhere Steuern, Gebühren und Nutzungsentgelte für Vereine seien deshalb kein Tabu mehr. Zudem will man die Ausgaben reduzieren – und nimmt dabei nicht zuletzt die städtischen Liegenschaften in den Blick, was perspektivisch erhebliche Auswirkungen haben könnte.

 

„Die Datengrundlage ist einfach nicht sonderlich gut“

„Wir müssen uns sehr genau Gedanken machen, was wir mit dem Immobilienbestand machen, weil wir uns die unterschiedlichsten Nutzungen, so wie wir es jetzt haben, nicht mehr leisten können“, konstatierte Bürgermeister Thomas Winterhalter und erinnerte unter anderem an die allein vier Gebäude, auf die das Rathausteam verteilt ist. „Wir müssen auch Nutzungen zusammenführen, damit wir uns von unnötigen Gebäuden trennen können“, ergänzte Retter. Um solche weitreichenden Entscheidungen nicht aus dem hohlen Bauch heraus treffen zu müssen, soll zunächst der bauliche Zustand der Immobilien erhoben werden. Auf dieser Basis lasse sich dann ablesen, wie groß der Sanierungsbedarf ist und wann in welchem Umfang noch in die Substanz investiert werden müsste. „Die Datengrundlage ist einfach nicht sonderlich gut“, sagt Retter auf Nachfrage.

Angestrebt wird außerdem, ein Finanz- und Flächennutzungskonzept zu entwickeln. Dafür wird zunächst erfasst, wie die eigenen Liegenschaften im Detail verwendet werden. Retter deutet an, dass in der Hinsicht Effektivität bislang nicht unbedingt das Handeln bestimmt hat. Räumlichkeiten stünden teilweise leer, in andere kehre lediglich morgens, in andere nur abends Leben ein. Bei wieder anderen Immobilien stellt sich für die Rathausspitze die Frage, ob die Art und Weise der aktuellen Inanspruchnahme wirklich der Weisheit letzter Schluss ist. Als eindrückliches Beispiel nennt Retter die Kelter in Steinheim. „Das ist ein riesengroßes Gebäude mitten in der Stadt“, sagt der Erste Beigeordnete. Dennoch fristet das hübsche Kleinod ein tristes Dasein als schnöde Lagerstätte. Das Erdgeschoss des Adlers sei zudem in den Dornröschenschlaf gefallen. „Über kurz oder lang steht auch das Lamm leer“, gibt Retter zu bedenken. Momentan sind dort Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht. „Und bei der Bücherei stellt sich die Frage, ob man dort einen barrierefreien Zugang über ein Treppenhaus mit Aufzug schaffen sollte. Das würde viel Geld kosten. Und wir wissen derzeit nicht, ob das sinnvoll wäre. Es ist unklar, was vielleicht sonst in das Gebäude investiert werden müsste und ob die Bücherei dort überhaupt richtig aufgehoben ist“, sagt Retter.

Der Neubau des Rathauses ist bereits fix

Die Bücherei und auch die anderen genannten Liegenschaften sind allesamt in der Stadtmitte verortet, was zeigt: hier, im Kern, könnten größere Umwälzungen entstehen. Denn bei der bloßen Datenerhebung soll es natürlich nicht bleiben. Die Informationen sollen als Grundlage für die Diskussion darüber dienen, was mit den einzelnen Objekten, zu denen unter anderem auch das NKD-Gebäude oder das historischen Rathaus gehören, geschehen soll. „Es kann sein, dass auf der Basis Nutzungen zusammengelegt werden. Man kann sich aber auch von Gebäuden trennen. Das verschafft dann finanziellen Spielraum für andere Projekte und spart in den Folgejahren die Unterhaltungskosten“, erklärt Retter.

Sogar schon fix ist, dass ein neues Rathaus gebaut und der Platz davor neu gestaltet wird. Dafür war ein Ideenwettbewerb ausgelobt werden. „Die Ergebnisse sollen im Februar vorliegen“, kündigt Retter an.