Nicolas Cage, Isabella Rossellini, George Clooney – die Filmfestspiele in Berlin erwarten eine ungewöhnlich hohe Stardichte. Auf der Leinwand hagelt es dagegen Gesellschaftskritik.

Berlin - Diese Berlinale könnte ein Festival werden, dessen Gegensätze manchmal wehtun: Auf dem roten Teppich werden vom 7. bis 17. Februar ungewöhnlich viele große Filmstars aus Hollywood und Europa erwartet. In den Kinosesseln werden die Zuschauer dagegen mit schwerem Stoff konfrontiert: viele Filme beschäftigten sich mit „dem Kampf des Einzelnen gegen gnadenlose Systeme“, wie der Direktor Dieter Kosslick bei der Vorstellung des Programms sagte. Ein Schwerpunkt liegt auf intensiven Independentfilmen aus Osteuropa, die nach Einschätzung Kosslicks manchmal erschreckend nah an der Realität entlang erzählen.

 

Aus Hollywood haben sich Schauspieler wie Jude Law, Ethan Hawke, Anne Hathaway, Nicolas Cage und Matt Damon angesagt. Erwartet werden auch Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Julie Delpy und Isabella Rossellini. Jane Fonda wird die Berlinale ebenso besuchen wie Anita Ekberg, die im Festivalprogramm einen Kurs für junge Schauspieler gibt. Tim Robbins sitzt in der Jury. Auch mit George Clooney ist zu rechnen – der hat zwar keinen Film auf dem Festival, bereitet aber in Babelsberg die Dreharbeiten für den Thriller „The Monuments Men“ vor. Im Wettbewerb ist Nina Hoss in dem deutschen Beitrag „Gold“ zu sehen, in anderen Produktionen zeigen sich Martina Gedeck („La Religieuse“) und August Diehl („Layla Fourie“) – und erstmals auch Til Schweiger, der an der Seite von Shia LaBeouf in der Action-Komödie „The necessary Death of Charlie Countryman“ spielt. In der siebenköpfigen Jury, der als Präsident der chinesische Filmemacher Wong Kar Wai vorsitzt, sitzt der deutsche Regisseur Andreas Dresen („Halt auf freier Strecke“).

Gesellschaftskritik wird bei allem Gala-Goldstaub allerdings dieses Festival prägen: Im Wettbewerb werden sowohl in den großen Beiträgen wie dem Umweltdrama „Promised Land“ von Gus van Sant als auch in den sogenannten kleinen Filmen bittere Geschichten erzählt – von einer Roma-Familie, die gegen Ausgrenzung kämpft, vom Machtkampf eines homosexuellen Priesters in Polen, von einem Jungen vom Lande in Kasachstan, der in einer Gewaltspirale unterzugehen droht.

Ein großes politisches Zeichen setzt die Berlinale mit dem Film „Pardé“ („Geschlossener Vorhang“) des verfolgten iranischen Regisseurs Jafar Panahi und seines Kollegen Kambozia Partovi. Panahi, der 2006 mit „Offside“ in Berlin einen Bären gewonnen hatte, darf sein Land nicht verlassen. Er war bereits vor zwei Jahren als Jurymitglied vergeblich eingeladen worden und ist nun mit diesem Film präsent, obwohl er mit einem Arbeitsverbot belegt ist. Wie das gelingen konnte, ließ Dieter Kosslick offen. Er hoffe jedenfalls, dass Panahi nach Berlin kommen könne, sagte er.

Ein Preisträger des Festivals steht bereits fest: Der Dokumentarfilmer Claude Lanzmann, dessen großes Thema die Verarbeitung des Holocaust ist, wird für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Lanzmanns Dokumentation „Shoah“ gilt als sein wichtigstes Werk und ist bei der Berlinale digital restauriert zu sehen.