Sechs neue Läden und ein Café möchte die Mutschler Outlet Geislingen Gesellschaft neben der WMF-Fischhalle bauen. Das sorgt für heftige Diskussionen in der Stadt.

Region: Corinna Meinke (com)

Geislingen - Das Geislinger City Outlet neben der traditionellen WMF-Fischhalle soll weiter wachsen. Die Mutschler Outlet Geislingen Gesellschaft hat dazu zwei Bauanträge bei der Stadt Geislingen gestellt. Erstens möchte sie auf einem fünften Bauabschnitt sechs weitere Läden und ein Café errichten und zweitens eine separate Zufahrt direkt von der Bundesstraße 10 auf das Gelände bauen. Insgesamt sollen rund 1,5 Millionen Euro in den Ausbau des Standorts investiert werden.

 

Die jüngste Erweiterung des Einkaufszentrums fand im Oktober 2016 statt. Obwohl nun noch mehr Läden entstehen sollen, bliebe die maximale Verkaufsfläche unverändert bei 4800 Quadratametern, da künftig mehr Lagerflächen ausgewiesen werden sollen. Dennoch stoßen die neuen Pläne vor Ort auf ein geteiltes Echo.

Pläne stoßen auf ein geteiltes Echo

Während der Geislinger Oberbürgermeister Frank Dehmer die geplante direkte Zufahrt von der Bundesstraße 10 auf einen neuen Kundenparkplatz lobt und eine Entlastung der Bewohner in der Knoll- und Fabrikstraße vom Lärm der Outlettouristen voraussagt, sprechen Einzelhändler von anhaltend schwierigen Zeiten.

„Mutschler hat uns mit dem Outlet nichts Gutes getan“, jede Vergrößerung dort habe die alteingesessenen Einzelhändler Umsatz gekostet, sagt Werner Gass, der 2017 sein Sportgeschäft in der Karlstraße nahe der Fußgängerzone schloss, weil das Gebäude verkauft wurde und er sich beruflich umorientierte. Schon damals habe er sich um die abnehmende Kundenfrequenz in der Fußgängerzone Sorgen gemacht. Heute verdient der Kommunalpolitiker, der für die Freien Wähler im Gemeinderat sitzt, sein Geld als Personal-Trainer. Gass glaubt nicht, dass die Läden in der Fußgängerzone von den Outletbesuchern profitieren. Zu seiner Zeit habe er jedenfalls nur wenige Kunden mit Outlettüten in der Oberen Stadt gesehen. Erhebungen dazu gibt es wohl keine. Das Outlet selbst sollen 2016 rund 800 000 Schnäppchenjäger besucht haben, Tendenz steigend.

Die Kommune versucht die Besucher zu lenken

Das ist Grund genug für die Kommune, alles zu tun, um wenigstens einen Teil der Besucher in die Obere Stadt umzulenken. Dazu wurden Banner gespannt, Broschüren im Outletcenter platziert und Fußspuren aufgemalt. Gleichzeitig werden die öffentlichen Gebäude in der Fußgängerzone vom Neuen zum Alten Rathaus und dem Alten Zoll in einem millionenschweren finanziellen Kraftakt saniert.

Nach der Schließung des Kauflands in der Oberen Stadt, der Schließung des Mediamarktes im Sonnecenter und den Verkauf an Modepark Röther warten die Händler allerdings noch auf den lange ersehnten neuen Magneten in der Fußgängerzone. Denn seit Jahren wird die Lage für den Geislinger Handel immer schwieriger. Dafür hat auch das Einkaufszentrum Nel Mezzo gesorgt, das an der B 10 im Jahr 2011 eröffnet wurde und den traditionellen Einzelhandelslagen am Sternplatz und in der Fußgängerzone starke Konkurrenz bescherte. Schon damals habe die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) Ludwigsburg der Textilbranche ein Minus von 14 Prozent vorausgesagt, erinnert sich Gass. Und auf zusätzliche neun Prozent Verlust stimmte die GMA den Handel ein, als Mutschler 2016 einen Bauantrag auf Nutzungsänderung fürs City Outlet stellte.

Auch die IHK hatte gewarnt

Trotz warnender Stimmen auch aus der Industrie- und Handelskammer segnete der Gemeinderat 2016 den Antrag ab. Seither dürfen im Outlet auch Bekleidung und Schuhe verkauft werden. Damit wurde die Kernidee verändert, die darauf fußte, rund um die traditionelle WMF-Fischhalle lediglich Haushaltswaren und ergänzende Sortimente zu vertreiben.

Unter den Mietern im City Outlet befindet sich mit Günther Rösch nur ein einziger alteingesessener Geislinger Einzelhändler. Auf knapp 80 Quadratmetern, einer der kleinsten verfügbaren Flächen von bisher 25 Läden, verkauft er Herrenhemden. Er sei dort auf einem guten Weg, doch die hohe Pacht und tägliche Öffnungszeiten von 10 bis 19 Uhr stellten ihn vor große finanzielle und personelle Herausforderungen.

Die Zahlen der GMA zur geplanten Erweiterung, die ein Minus von drei Prozent für den Textilhandel errechnet hat, sieht er skeptisch. Es sei ihm unklar, wie diese Zahl zustande komme. Klar sei nur, dass sich das Geschäft weiter ausdünnen werde.