Große Premiere in New York Was Anleger zum Birkenstock-Börsengang wissen müssen

Knallrote Birkenstock-Sandale mit dem typischen Fußbett aus Kork – die Ökolatsche hat sich zum großen Objekt der Begierde entwickelt. Foto: imago/Arnulf Hettrich

Vom beschaulichen Linz am Rhein geht es für den deutschen Sandalenhersteller Birkenstock aufs New Yorker Börsenparkett. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Früher Modesünde, heute High-Fashion-Marke: Beflügelt vom Hype um den jüngsten Hollywood-Kassenschlager „Barbie“, in dem Hauptdarstellerin Margot Robbie in einer Szene ein rosa Paar Birkenstocks trägt, wagt der fast 250 Jahre alte Sandalenhersteller jetzt den Gang an die Börse. Die Firma aus Linz am Rhein steht bei Investoren hoch im Kurs, ihre Produkte haben sich von schnöden orthopädischen Gesundheitsartikeln zu begehrten Modeaccessoires entwickelt. Wie die Chancen auf ein erfolgreiches Börsendebüt stehen und was die Aktie taugt.

 

Ist Birkenstock jetzt schon Luxus?

Na ja. Tatsächlich posieren inzwischen viele Promis und Influencer mit den einst als Lehrer- und Hippielatschen verpönten Sandalen. Das liegt vor allem an einer geschickten Marketingstrategie. Zwar hat Birkenstock über die Jahre auch seine Produktpalette erweitert, der Imagewandel geht aber eher auf exklusive Kollektionen und Kooperationen mit bekannten Edelmarken wie Dior oder Valentino zurück. Weiter erhöht wird die Strahlkraft durch Social-Media-Stars wie Kylie Jenner aus dem Kardashian-Clan, die 2021 eine angeblich bis zu 63 000 Euro teure Birkenstock-Nachahmung aus zerlegten Birkin-Taschen des Luxusmodehauses Hermès zur Schau stellte.

Wo ist der Börsengang?

Birkenstocks Aktien sollen an der New York Stock Exchange (Nyse) unter dem Börsenkürzel „Birk“ gelistet und erstmals an diesem Mittwoch gehandelt werden. Zu welchem Preis die Papiere ausgegeben werden, dürfte am Vorabend (Ortszeit) bestimmt werden. Davon hängt auch ab, wie hoch das Unternehmen bei der Premiere von Investoren bewertet und wie viel Geld es konkret erlösen wird. Wie üblich dürfte es an der Wall Street zum Start einen warmen Empfang geben, bei dem der Neuling traditionell mit dem feierlichen Läuten der Börsenglocke begrüßt wird.

Warum ist die Premiere in den USA?

New York gilt als weltweit wichtigstes Finanzzentrum und ist für Unternehmen beim Buhlen um internationales Finanzkapital ein attraktiveres Schaufenster als die meisten anderen Handelsplätze. Die USA sind für Birkenstock ein bedeutender Absatzmarkt und auch eine wichtige historische Wegmarke, die wesentlich zum Kultimage beitrug. Seit 1966 sind die Sandalen dort erhältlich – Kaliforniens Hippiebewegung verhalf ihnen ähnlich wie dem VW-Bus Bulli im vergangenen Jahrhundert zu großer Popularität. Hinzu kommt, dass Deutschland zwar Birkenstocks Geschäftssitz und mit Abstand wichtigster Produktionsstandort ist, das Unternehmen sich aber schon seit einiger Zeit im Besitz internationaler Finanzinvestoren befindet.

Wem gehört Birkenstock?

Die Firma blieb nach Gründung im 18. Jahrhundert sechs Generationen lang in Familienbesitz, doch 2021 verkauften die Birkenstocks die Mehrheit an die Private-Equity-Firma L Catterton. Dahinter wiederum stehen der US-Finanzinvestor Catterton und Beteiligungsgesellschaften des schwerreichen französischen Luxusmoguls Bernard Arnault und dessen LVMH-Konglomerat, die 2016 gemeinsam L Catterton gründeten. Birkenstock hat also amerikanisch-französische Eigner, wobei sich die Macht bei Arnault ballt, der laut der Superreichenrangliste des US-Magazins „Forbes“ mit einem geschätzten Familienvermögen von knapp 190 Milliarden Dollar der zweitreichste Mensch der Welt nach Tesla-Chef Elon Musk ist.

Macht Arnault ein gutes Geschäft?

Ja, so viel steht schon fest. Als die Mehrheit an Birkenstock vor rund zweieinhalb Jahren den Besitzer wechselte, lag die Bewertung des Unternehmens bei gut vier Milliarden Dollar. Jetzt dürfte es Birkenstock auf neun bis elf Milliarden Dollar bringen. Allerdings haben die Eigentümer nicht vor, ihre Anteile ganz zu versilbern, maximal 20 Prozent sollen an die Börse gebracht werden. Der Erlös dürfte auf Basis der bisherigen Planungen bei etwa 1,6 Milliarden Dollar liegen. Mit einem Teil des Geldes sollen Schulden von Birkenstock abgebaut werden. Die Mehrheitsbeteiligung und Kontrolle über das Unternehmen will L Catterton behalten.

Wird das Börsendebüt ein Erfolg?

Fest steht: Die Flaute bei Börsengängen ist vorbei. Laut US-Medien ist die Nachfrage nach den neuen Aktien von Birkenstock groß. Doch das Marktumfeld bleibt angesichts hoher Zinsen sowie anhaltender Inflations- und Rezessionsrisiken schwierig. Zum Handelsstart werden sich die mit der Betreuung des Börsengangs beauftragten Investmentbanken wie Goldman Sachs, JP Morgan und Morgan Stanley bemühen, den Kurs nach oben zu treiben oder zumindest zu stützen. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten.

Lohnt es sich, die Aktie zu kaufen?

Schwer zu sagen. Ob Birkenstock längerfristig ein gutes Investment ist, muss sich erst zeigen. Ein Blick auf die letzten US-Börsenneulinge wie den Chipentwickler Arm oder den Lieferdienst Instacart sollte Anleger eher vorsichtig machen. Beide waren zwar in der Lage, ihre Aktien zunächst am oberen Ende ihrer geplanten Preisspanne loszuschlagen, liegen mittlerweile jedoch deutlich unter dem anfänglichen Kursniveau. Auch andere börsennotierte Schuhfirmen wie Allbirds, Dr. Martens oder On tun sich schwer. Alle drei gingen 2021 an die Börse und liegen seitdem deutlich im Minus.

Wann kommen Kleinanleger zum Zug?

Für gewöhnliche Privatanleger gibt es keine Chance, vor dem öffentlichen Handelsstart an die Papiere zu kommen. Während Großanleger wie der Staatsfonds von Norwegen sich vorab in großem Stil mit Birkenstock-Aktien eindecken können, kommen Kleinanleger erst mit Start des offiziellen Börsenhandels an die Reihe. Wenn die Premiere erfolgreich verläuft, ist der Kurs dann schon deutlich gestiegen.

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