Wochenlang hat die Liga für die Fortführung der Saison gekämpft. Jetzt, wo der Ball ab Samstag nach zwei Monaten Corona-Zwangspause wieder rollt, wird plötzlich über die Vorgehensweise bei einem Saisonabbruch debattiert. Vor allem im Tabellenkeller gibt es Kritik.

Frankfurt/Main - Die Fußball-Bundesliga hat noch gar nicht wieder angefangen, da wird schon heftig über die Modalitäten bei einem möglichen Saisonabbruch gestritten. Die Deutsche Fußball Liga würde in diesem Fall gerne die dann aktuelle Tabelle für die Entscheidungen um Meisterschaft, Europacup-Teilnahme und Abstieg nutzen - und stößt dabei auf Widerstand. Gar von einer knappen Abstimmung im Vorfeld der Mitgliederversammlung am Donnerstag war die Rede.

 

Laute Kritik ist aus Bremen zu vernehmen. Kein Wunder, droht dem SV Werder als Tabellen-17. doch der zweite Bundesliga-Abstieg nach 1980. „Das ist eine Regelung, die unglaublich viel nach sich zieht. Da kann man nicht einfach en passant wenige Tage vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebs eine Entscheidung solcher Tragweite treffen“, sagte Werder Bremens Aufsichtsratchef Marco Bode.

Alle 34 Spieltage müssten gespielt werden

Ähnliche Töne waren aus dem Lager des Tabellenletzten SC Paderborn und von Fortuna Düsseldorf (16.) zu vernehmen. Für Fortuna-Coach Uwe Rösler ist es wichtig, dass alle 34 Spiele gespielt werden. „Wenn uns diese Möglichkeit genommen würde, die letzten beiden Spiele zu spielen, würde ich ganz klar von Wettbewerbsverzerrung reden. Saison kann nur gewertet werden, wenn alle Spiele gewertet werden“, sagte der frühere Profi am Donnerstag.

Paderborns Sport-Geschäftsführer Fabian Wohlgemuth betonte: „Werte wie Solidarität und Fairness sollten im sportlichen Wettbewerb nicht an Bedeutung einbüßen. Es muss alles getan werden, damit die Konsequenzen selbst einer Notlösung nicht einseitig verteilt werden.“

Bode prangerte dabei die Kurzfristigkeit des Antrags an. Die DFL hätte die Modalitäten gerne vor dem Wiederbeginn festgelegt, was der frühere Fußballer und Funktionär Klaus Allofs gut verstehen kann. „Den Plan der DFL, vor dem Re-Start den Fall eines Abbruchs durchzuspielen und von den Clubs die Konsequenzen verbindlich festlegen zu lassen, begrüße ich“, schrieb Allofs in einer Kolumne bei „deichstube.de“.

Auch juristische Fragen bedenken

Kein Wunder, schließlich zeigen die Saisonabbrüche in Frankreich und den Niederlanden, was die Folgen sind. Clubs, die vom Saisonabbruch negativ betroffen sind, suchen ihr Glück auf juristischem Wege. Ein Szenario, was die DFL unbedingt im Vorfeld verhindern will.

Bode will – wenig verwunderlich – auch über andere Szenarien im Falle eines Saisonabbruchs diskutieren. „Die Wertung der aktuellen Tabelle, eine Annullierung der Saison oder eine Aufstockung der Liga. Alle diese Optionen muss man auch betrachten, da muss man auch juristische Fragen bedenken. Das war nicht der Fall“, sagte der Ex-Nationalspieler.

Für Allofs ist klar: „Eines muss man dabei wissen: Es wird eine ungerechte Entscheidung sein. Bei einem Abbruch gibt es nicht die eine faire Lösung.“ Das sieht auch der frühere Fußball-Star Stefan Effenberg so und fordert, notfalls die Saison bis Oktober zu verlängern. „Aus meiner Sicht gibt es nur ein Modell, um die Saison gerecht zu Ende zu bringen: Die Spielzeit darf nicht abgebrochen werden - egal wie lange sie dauert und selbst wenn sie erst im Oktober beendet wird“, schrieb Effenberg in einer Kolumne bei t-online.de.