Am Limeswachturm bei Grab im mNorden des Rems-Murr-Kreises ist am Sonntag der länderübergreifende Aktionstag „Am Limes grenzenlos“ eröffnet worden. Wie andernorts am historischen Monument haben sich Alamannen, Legionäre und Gäste zum friedlichen Limesfest versammelt.

Großerlach - Vulpes ante portas“ – der Fuchs steht vor der Tür, so begrüßt in feinstem Latein der Rems-Murr-Landrat Johannes Fuchs die Gäste auf dem Großerlacher Heidenbuckel, dort wo beim Graber Limesturm am Sonntagmorgen, am Welterbetag, der grenzübergreifende Aktionstag „Am Limes grenzenlos“ eröffnet worden ist. Stilechte römische Legionäre sind neben dem über die „Via quadrodecim“ (B 14) angereisten „Praefectus der Provinz Rems-Murr“ bei der Gelegenheit natürlich genauso mit von der Partie wie eine wilde und lärmende Schar Männer, die sich als alte Alamannen verkleidet haben. Kampfbereit mit Schwert und Schild zwar, aber bei dieser quasi grenzübergreifenden Gelegenheit mit absolut friedlichen Absichten.

 

Ein Kampf zwischen Legionären und Germanen? Daraus werde heute wohl nichts, grinst der Obergermane Markus Stricker: „Die Römer wollen net.“ Dafür präsentiert er den Gästen, was außer Freiheitsliebe und Waffen den gepflegten, reicheren Germanen ausgemacht hat: ein beinerner Haarkamm im Lederetui, ein Kulturbeutel mit Ohrschmalzlöffel und Nagelknipser sowie ein Vorrat an Bernstein, auf den die Römer besonders scharf gewesen seien, wie er erzählt.

Das friedlich Verbindende an der einstigen Grenze des Römischen Reiches, die sich heute durch vier verschiedene Bundesländer zieht, betonte in ihrer Eröffnungsrede auch Beata Hertlein vom Landesamt für Denkmalpflege. „Heute verbindet die Grenze verschiedene Kulturräume“ und sie bilde eine Art Fundament für Verständnis. 550 Kilometer misst das archäologische Monument insgesamt. 164 Kilometer lang ist das Limesteilstück, das durch Baden-Württemberg führt und entlang dessen Verlauf heuer zum fünften Mal Aktionen unter dem Motto „Am Limes grenzenlos“ stattgefunden haben. Neben dem Eröffnungsspektakel am geschichtsträchtigen Heidenbuckel mit Limesturm, Palisade und seit einigen Jahren sorgfältig frei gehaltener Sichtschneisse entlang des Limes, ist der Aktionstag am Sonntag auch im Kreis an weiteren Stellen gefeiert worden. In Murrhardt mit diversen Führungen durch die römische Sammlung des Carl-Schweizer-Museums und am vor wenigen Jahren ausgegrabenen Römerbad im Ärztehaus sowie einem Konzert mit einer im römischen Kulturraum gebräuchlichen Wasserorgel („Hydraulis“). Oder in Welzheim unter anderem mit Nachtpatrouillen und einer Kastellwache.

Am Limesturm in Grab wiederum schaut sich am Sonntag nach den Eröffnungsreden auch die frisch gekürte Schwäbische Waldfee Jessica Wurster das Treiben der unter anderem mit antikem Übernachtungskarren ausgestatteten Alamannen und die Vorführungen über das An- und Ablegen der umfangreichen Legionärsausrüstung an. Und passend zum Anlass und dem vom Großerlacher Bürgermeister Christoph Jäger – bei lautstarker Unterstützung der in diesem Fall absolut einigen Alamannen und Legionäre – ausgegebenen Zusatzmotto „In cervisia veritas“, ist unterm römischen Wachturm bei Grab zu Römerwurst und alamanischen Frikadellenbrötchen das Limes-Pilsner im Ausschank gewesen.

„Edite, bibite, collegiales! – Schmaußet und trinket, Freunde“, lautet dazu die Anweisung des Präfekten Fuchs. Ach ja, auch der Großerlacher Bürgermeister Jäger hat seinen Part als Friedensgarant und Hausherr am Heidenbuckel („Collis gentiles“) in feinstem Latein und mit humoristisch-politischem Tiefgang geliefert: „Weder Weiber noch Kinder müssen den Fuchs fürchten, wenn der Jäger nah ist.“