Mit dem Projekt „Coming Home“ versucht die Erlacher Höhe Menschen in Wohnraum zu vermitteln.

Leserredaktion : Kathrin Zinser (zin)

Großerlach - Wie extrem die Situation auf dem Wohnungsmarkt ist, hat sogar die Verantwortlichen der Erlacher Höhe überrascht – dabei setzt sich das diakonische Sozialunternehmen unter anderem für Wohnungslose ein. „Wir kannten die Frustrationserfahrungen derjenigen, die auf dem Wohnungsmarkt benachteiligt sind, aber selbst wir haben die Situation anfangs unterschätzt“, berichtet Sebastian Kirsch, der als Vorstandsassistent das Projekt „Coming Home“ begleitet hat.

 

Landesförderung für Vermittlungsprojekt

Beim Ideenwettbewerb „Strategien gegen Armut“ des Sozial- und Integrationsministeriums Baden-Württemberg hatte die Initiative des Diakonieverbunds Dornahof und Erlacher Höhe neben zwölf anderen Projekten den Zuschlag für eine Förderung erhalten. „Wir können Menschen derzeit nur noch in Wohnungen vermitteln, wenn wir diese Wohnungen selbst akquirieren“, beschreibt Kirsch die Lage.

Bislang hatte die Erlacher Höhe wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen mittels Sozialer Arbeit, Betreuung, Begleitung und praktischer Unterstützung in eine neue Bleibe verhelfen können. Durch die Krise auf dem Wohnungsmarkt greift dieses Konzept nicht mehr. „Coming Home“ setzt deshalb bei der Akquise von Wohnraum an. Doch dafür braucht es einen Profi. Mit 42 000 Euro Zuschuss des Landes im Rahmen des Ideenwettbewerbs und 10 500 Euro Eigenmitteln und Spenden konnte ein Jahr lang unter anderem die halbe Personalstelle eines Immobilienfachwirts finanziert werden.

Mit seiner Hilfe kann das Sozialunternehmen Wohnungen mieten oder kaufen, die es wiederum an Betroffene vermietet. Doch damit ist es nicht getan. „So viel Wohnraum, wie wir an Bedürftige vergeben könnten, können wir selbst gar nicht halten“, sagt Kirsch. Allein in der Wohnungslosenhilfe der Erlacher Höhe im Rems-Murr-Kreis stieg die Zahl der Hilfesuchenden 2017 um 6,6 Prozent auf 535.

„Coming Home“ zielt daher auch auf die Vermittlung von Wohnraum ab. „Viele Wohnungseigentümer lassen ihre Immobilien lieber leerstehen, als sie etwa an Hartz-IV-Empfänger zu vermieten“, sagt Kirsch. Auch das führe dazu, dass immer mehr Menschen um immer weniger Wohnraum im niedrigen Preissegment konkurrierten.

Versuche, das Vertrauen der Vermieter zu gewinnen

Deshalb versucht die Erlacher Höhe das Vertrauen der Vermieter zu gewinnen, indem sie sich um die Betreuung der Mieter kümmert: „Wir sorgen dafür, dass alles klappt und geben den Vermietern eine gewisse Sicherheit,“ erklärt Kirsch. „Da ist viel Überzeugungsarbeit nötig.“ Auch ein Netzwerk aufzubauen, an dem etwa das Kreissozialamt, das Jobcenter, die Kreisbaugesellschaft, Kirchen sowie die Diakonie beteiligt sind, habe sehr viel Zeit in Anspruch genommen. „Auf dieser Basis geht es jetzt darum, Wohnungssuchenden konkret Wohnraum zu vermitteln.“

Die Förderung des Landes im Rahmen des Ideenwettbewerbs ist inzwischen ausgelaufen. Die Erlacher Höhe hat eine Anschlussfinanzierung gefunden: Mit Mitteln der Aktion Mensch kann nun für ein weiteres Jahr eine volle Stelle mitfinanziert werden. „Danach müssen wir wieder schauen, wo das Geld her kommt“, sagt Kirsch. Denn ohne Fördermittel ist die Finanzierung von „Coming Home“ nicht möglich.