Wolfgang Jauch hat nicht nur am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Marbach (Kreis Ludwigsburg) Maßstäbe gesetzt. Jetzt beendet der Musikpädagoge sein Berufsleben.
Dieser Mann lebt die Freude an der Musik: Wer Wolfgang Jauch einmal gesehen hat, wie er einen Chor dirigiert, der nimmt diesen Eindruck mit. Da ist jemand, dem liegen Musikalität und Begeisterung im Blut. Jetzt beendet er sein Berufsleben. Jauch, der als Musiklehrer am Friedrich-Schiller-Gymnasium in Marbach (FSG) jahrzehntelang Akzente gesetzt hat, wird nach einigen Abschiedskonzerten im Juli aufhören; er bleibt dem Chorgesang verbunden.
Jauch ist in Ulm geboren, in Göppingen aufgewachsen. Über die Kirche fand er früh zur Musik. Ab der Konfirmation sang er im Kirchchor und lernte auch früh, Orgel zu spielen. Sein Interesse galt aber auch den Sprachen. Jauch studierte Orgel, Gesang, Chor- und Orchesterleitung an der Musikhochschule Heidelberg-Mannheim, Französisch und Spanisch an der Universität Heidelberg.
Gelebte Zweigleisigkeit
Diese Zweigleisigkeit hat er später für seinen Fremdsprachenunterricht genutzt. „Meine Spezialität,“ meint er, „ist es, die Sprache auch mit gesungenen Liedern zu lernen.“ Er hat selber Musik zu Grammatiktexten geschrieben. Mit Erfolg, denn „ich kenne ehemalige Schüler, die können diese Lieder noch zitieren“ – ein Beweis, wie gut der Inhalt haften geblieben ist.
Nach einer Zwischenstation in Schwaigern, wo er die Musikschule leitete, wechselte Jauch 1994 an das FSG in Marbach. Von Anfang an dirigierte er den gemischten Schulchor, später auch den Kammerchor und den Eltern-, Lehrer/Lehrerinnen- und Ehemaligen-Chor. In dieser Arbeit hat er Maßstäbe gesetzt, mit den Auftritten der Chöre und dank des hohen Niveaus Schwung und Begeisterung nicht nur in die Schule getragen, sondern auch weit darüber hinaus. 1998 berief ihn die Chorgemeinschaft Liederkranz Marbach als Nachfolger des langjährigen Dirigenten Hermann Lauer. Dort wird Jauch im Ruhestand weiter tätig sein.
Eines hat ihn immer motiviert: „Musik trägt mich durchs Leben, das will ich vermitteln.“ Er wolle „die Begeisterung weitergeben“, ein Feuer entfachen, sowohl bei denen, die singen, als auch bei den Zuhörern. Für die Kinder sei die Erfahrung wichtig, dass sie in Chören gesungen haben, „dass sie Gemeinschaft erleben“. Dank der Musik bilde sich Gemeinschaft leichter.
Und: „Man muss die Schüler abholen.“ Da habe er selber Anregungen bekommen, zum Beispiel Melodien aus Zeichentrickfilmen, die die Schüler im Netz gesehen haben. Jauch selber setzt auf ein breites Spektrum an Musik, gern auf Musicals. Werke von Andre Lloyd Webber, „das geht immer“, oder die „Westside Story“, die wecke bei Jugendlichen heute die gleiche Begeisterung wie bei früheren Generationen. Auf vielem könne man aufbauen und die Schüler „auf das Größere hinführen“, bis hin zu Händels „Messias“.
Bei Konzerten kommt es ihm auch auf „die Botschaft“ an. „Frieden“ zum Beispiel, exemplarisch in der im Advent aufgeführten Komposition „The Armed Man – A Mass for Peace“ von Karl Jenkins, einem Werk, das in verschiedenen Sprachen den Grundgedanken der Verständigung und des friedlichen Miteinanders zum Klingen bringt. Und nicht zuletzt: das Künstlerische: Das gesamte Konzerterlebnis müsse stimmen, meint Jauch. Auch Eltern und Verwandte, die zu Konzerten kommen, sollen in den Genuss dieser besonderen Erfahrung kommen.
Noch eines ist Wolfgang Jauch wichtig: „Internationalität“. Wie erst jüngst wieder bei der Chorreise des FSG in die Marbacher Partnerstadt L’Isle-Adam erlebt und praktiziert. Auch da gelte doch: „Musik verbindet, sie bewirkt, dass wir als Menschen zusammenwachsen.“
Am Klavier sitzt er am liebsten
Welche Musik hört er am liebsten? Jauch muss ein wenig nachdenken, denn seine Liebe für die Musik umfasst vieles. „Bach, Mozart, Mendelssohn“ schätzt er besonders. Aber er betont seine Offenheit. Regelmäßig hat er die Schulgottesdienste begleitet. Auch für die neuen Lobpreis-Lieder „habe ich ein Herz, die machen mir total Spaß“. Und sein liebstes Instrument ist das Klavier.
So hat Wolfgang Jauch in seinem Berufsleben viel gegeben, aber auch vieles bekommen. „Ich bin oft total glücklich aus einer Chorstunde herausgekommen.“ Darauf wird er auch nach seinem Abschied vom FSG nicht verzichten müssen. Denn: „Im Liederkranz habe ich Aufgaben, etwa, der Arbeit dort eine neue Struktur zu geben.“ Seine Kontakte, sein musikalisches Netzwerk will er weiter pflegen. Es wird noch einiges von und mit Wolfgang Jauch zu hören sein.