Großübung der Leonberger Feuerwehr in unüberschaubarem, verwinkeltem Gelände. Trotz der schwierigen Bedingungen mit viel Rauch, Lärm und schlechter Sicht meistern die Einsatzkräfte die Lage – geholfen hat ein Training in der Schweiz.

Samstag, kurz nach 14 Uhr wird in der unterirdischen Parkkaverne in Leonberg Brandalarm ausgelöst. Generalstabsmäßig läuft jetzt alles nach Plan. Nur kurz nach der Alarmierung kommt der Einsatzleitwagen vor der Parkhauseinfahrt in der Seedammstraße an. Der Einsatzleiter prüft die Brandmeldeanlage und erkundet die Lage: Drei Autos brennen, es gibt starke Rauchentwicklung, und mehrere Personen befinden sich noch in der Parkkaverne, darunter ein Rollstuhlfahrer. Das ist das Szenario für die diesjährige Hauptübung der Leonberger Freiwilligen Feuerwehr und bedeutet jetzt Vollalarm für alle vier Leonberger Feuerwehrabteilungen.

 

Die Suche nach der Steigwasserleistung

Schnell trifft das erste „HLF“ ein, das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug mit dem sogenannten Stoßtrupp Löschen, der schon bei der Anfahrt die Atemschutzgeräte angelegt hat und jetzt zu Fuß über die Parkhauseinfahrt in die Untergeschosse vordringt. Als Erstes suchen die Feuerwehrleute vor Ort auf der Parkebene 2 die Steigwasserleitung und schließen die mitgebrachten Schläuche an. Als Nächstes dringt der „Stoßtrupp Retten“ in die Parkkaverne vor.

Diese Taktik, bei der zunächst die Löschgruppe vorangeht und dann erst der Rettungsstoßtrupp folgt, ist ein neues Einsatzkonzept für Tiefgaragen und Tunnel, das sich die Leonberger Feuerwehr bei ihren Schweizer Kollegen abgeschaut hat. Diese kennt sich mit Tunnelrettungen gut aus, letztlich ist die Parkkaverne unter der Leonberger Altstadt ein Tunnelsystem.

Alle Atemschutzträger der Leonberger Feuerwehr haben im schweizerischen Balsthal in einer Tunnelübungsanlage eine spezielle Ausbildung durchlaufen. Auch im Leonberger Autobahntunnel würde die Feuerwehr nach diesem Konzept vorgehen. Anders als bei einem normalen Brandfall rückt der erste Löschtrupp bereits mit fünf Feuerwehrleuten vor statt wie üblich nur zu zweit. Aufgrund der langen Anmarschwege in einen Tunnel würde es zu lange dauern, erst später die Verstärkung zu rufen. Wichtig bei der Tunnelrettung ist es, anders als in anderen Brandfällen, zuerst zu löschen und dann zu retten. Der „Stoßtrupp Löschen“ markiert zunächst die Verletzten nur und löscht den Brandherd, bis der Rettungsstoßtrupp die Verletzten bergen kann.

Theaternebel für die realistische Situation

Andreas Hansch, der Gruppenführer „Stoßtrupp Retten“ ist im dunklen, für die Übung mit Theaternebel verrauchten Parkdeck mit einer Wärmebildlampe unterwegs, um mögliche Verletzte zu finden. Jedes Auto wird kontrolliert und mit einer gelben Blinkleuchte markiert, sobald Insassen gerettet sind, damit die Fahrzeuge nicht mehrfach durchsucht werden müssen.

Es ist ein sehr anstrengender Übungseinsatz für die Retter, die in voller Montur mit schwerem Atemschutzgerät bei schlechter Sicht ihrer Arbeit nachgehen. Auch die Verständigung fällt mit den Atemmasken schwer, noch dazu läuft während des ganzen Einsatzes die Sirene und die Feueralarmdurchsage der Parkkaverne.

Am Ende kann Marcus Kucher, der Haupteinsatzleiter dieser Übung, dem obersten Chef der Feuerwehr, Oberbürgermeister Martin Georg Cohn, am Einsatzleitwagen erfolgreich Lagebericht erstatten: Alle zehn Personen, die sich noch im Parkhaus befanden, konnten gerettet werden. Kucher weiß immer genau, wie viele Feuerwehrleute wo im Einsatz sind und wie viele Verletzte es gibt, bei ihm laufen alle Informationen zusammen. Insgesamt sind jetzt rund 60 Feuerwehrleute vor Ort.

Oberbürgermeister Cohn ist zufrieden mit dem gut organisierten Ablauf: „Der Einsatz zeigt, dass wir einen sehr hohen Ausbildungsstand bei unserer Feuerwehr haben, auch bei schwierigen Zugängen. Und auch eine gute technische Ausrüstung ist für den Erfolg im Ernstfall sehr wichtig.“