Das Frühlingsfest war eine der ersten Großveranstaltungen, die in Stuttgart abgesagt wurden. Nun ist dort im Sommer ein Festival mit Livemusik angedacht. Als Vorbild könnte das Autokino dienen.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Stuttgart - Eigentlich sind alle Großveranstaltungen bis zum 31. August abgesagt. Darauf verständigten sich Bund und Länder vergangene Woche. Dass noch in diesem Sommer ein Festival auf dem Cannstatter Wasen in Planung ist, scheint da Irrsinn. Ist es aber nicht unbedingt – die Veranstalter feilen nämlich an einem Konzept, das die Kontaktbeschränkungen achten, Menschen und Musik aber dennoch verbinden soll. Als Vorbild dient das Autokino – wie das in Kornwestheim. Auch für Nicht-Autofahrer wird an einer Lösung gefeilt.

 

Federführend bei der Idee sind das Stuttgarter Label Chimperator, die Veranstaltungslocation Wizemann am Pragsattel und die Konzertagentur C2. Zusammen mit der Veranstaltungsagentur in.Stuttgart, die normalerweise das 2020 abgesagte Frühlingsfest und das Cannstatter Volksfest ausrichtet, wollen sie ein Sommerfestival auf die Beine stellen, das in vielen Bereichen für Flachgefallenes in Stuttgart entschädigen soll.

„Zunächst dachten wir klassisch an Konzerte, die man aus dem Auto verfolgen kann“, sagt Matthias Mettmann vom Wizemann. Aber in der Konzeptionierungsphase sei schnell klar geworden, dass man auch andere Stuttgarter Einrichtungen mit ins Boot holen wolle. „Den SWR zum Beispiel oder das Trickfilmfestival“, sagt Mettmann, da gebe es Gespräche. Es gehe darum, eine Plattform und die Infrastruktur zu schaffen, vielfältige kulturelle Bereiche einbinden zu können. Dafür müsse man technisch solide aufgestellt sein.

Geplant wird zunächst bis Ende August

Ein weiterer Punkt, der Matthias Mettmann wichtig ist: „Wir verfolgen einen Ansatz, der nicht nur Autofahrer abholt.“ Hier gebe es unterschiedliche Ansätze, Details seien aber noch keine spruchreif. Die Veranstalter planen das Wasen-Festival zunächst jedenfalls bis Ende August. Bis dahin gilt das grundsätzliche Verbot für Großveranstaltungen. Am Mittwoch soll ein detailliertes Konzept stehen.

Auch der Volksfestveranstalter in.Stuttgart freut sich über den großen Bogen, den Mettmann und Mitstreiter spannen wollen. Der Vorschlag, die brachliegende Fläche für ein buntes Festival zu nutzen, sei auf großes Gegeninteresse gestoßen, heißt es seitens der Veranstaltungsagentur: „Jetzt muss nur noch die Stadt mitmachen.“

Die Verwaltung beschäftigt sich voraussichtlich ab Donnerstag damit, ob dem Festival trotz Coronakrise ein Chance gegeben werden kann und wie die Auflagen im Falle einer Zusage aussehen würden. „Wir werden dann Pro und Contra abwägen“, sagt Sven Matis, Pressesprecher der Stadt Stuttgart. Das Konzept müsse beim Ordnungsamt eingereicht werden, gegebenenfalls würde es auch im Verwaltungsstab diskutiert.

Grüner will abgegrenzte Flächen statt Autos

Das Popbüro Region Stuttgart begrüßt die Wasen-Initiative. „Es ist eine gute Idee, Menschen auf diese Weise zusammenzubringen, damit sie wieder gemeinsam ein Konzert erleben können und damit auch Veranstaltern und Künstlern ein wenig finanziell unter die Arme zu greifen“, sagt Geschäftsführer Walter Ercolino. Es könne aber weder ein Ersatz sein für dringend benötigte finanzielle Hilfe für Clubs und Veranstalter oder „endlich mal wieder dicht gedrängt und direkt ein Live-Konzert zu erleben.“

Auch der Stuttgarter Grünen-Stadtrat Marcel Roth, der sich für Stuttgarter Clubs und Veranstalter einsetzt, wäre erfreut, wenn die Ämter keine guten Einwände gegen das Wasen-Festival finden. „Ich halte Autokonzerte für eine kreative Übergangslösung zur Unterstützung der Livemusik-Szene“, sagt er. Wenn im Frühsommer schon wieder größere Menschenmengen draußen auf Abstand zusammenkommen könnten, sollte man auch beispielsweise abgegrenzte, zwei Mal zwei Meter große Flächen für die Festivalbesucher der Auto-Idee vorziehen. Klar sei: Man brauche eine unkonventionelle Lösung. Schließlich treffe die Krise Clubs und Livespielstätten besonders hart.