Immergrün und leicht zu kultivieren – Büropflanzen sollen den Berufsalltag bei möglichst geringem Pflegeaufwand attraktiver machen. Aber welche Arten eignen sich am besten für den Arbeitsplatz und welche Gegenleistungen erwarten sie?

Stuttgart - Für die einen sind Büropflanzen überbewertete Staubfänger, andere schwören darauf, dass eingetopftes Grünzeug die Atmosphäre am Arbeitsplatz aufwertet. Tatsächlich haben Pflanzen im Büro viele positive Eigenschaften. Sie produzieren Sauerstoff, was die Arbeit der grauen Zellen anregt, sie binden Staub und filtern giftige Chemikalien wie Benzol oder Formaldehyd aus der Luft. Außerdem schlucken sie, etwa in Großraumbüros, Schall und helfen gegen trockene Raumluft. Nachweislich sinken zudem Pulsschlag und Blutdruck in Gegenwart von Pflanzen, was wohltuend für das Gesamtbefinden ist. Lebendiges Grün am Arbeitsplatz macht also produktiver, kreativer, reduziert Stress und wirkt beruhigend. Je größer die Blätter der botanischen Bürobegleiter sind, desto größer ist übrigens auch die positive Wirkung.

 

Damit für die Mitarbeiter kein Pflegestress durch sensible Pflanzenschätze entsteht, kommt es auf die richtige Auswahl der Arten an. Robust, pflegeleicht und dennoch schön sollten die Gewächse sein. Zu den beliebtesten Arten, die sich im Büroalltag bewährt haben, zählen Grünlilien, Bogenhanf, Glücksfedern, Dieffenbachien, Efeututen, Gummibäume und Strahlenaralien. Jede dieser Arten hat eigene Qualitäten, aber auch eigene Ansprüche.

Hart im Nehmen: Die Glücksfeder

Die Strahlenaralie (Schefflera arborescens) etwa mag helle bis halb schattige Standorte, verträgt Heizungsluft gut und gilt als robust und pflegeleicht. Der Bogenhanf (Sanseveria trifasciata) ist eigentlich eine Wüstenpflanze und mag es deshalb hell und karg. Die schwertförmigen, fleischigen Blätter speichern Wasser und die Pflanzen können viele Jahre ohne Umtopfen im gleichen Pflanzgefäß bleiben.

Die Dieffenbachie, von der es auch Sorten mit bunt gefärbten Blättern gibt, liebt helle bis halb schattige Standorte und eine gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit. Zum Dank dafür hält sie die Büroluft besonders rein.

Einen Ruf als nahezu unkaputtbar hat die Glücksfeder (Zamioculas zamiifolia). Das oft als „härteste Zimmerpflanze der Welt“ gepriesene Gewächs mit großen, gefiederten Blättern verzeiht fast alle Pflegefehler, ähnlich wie die Grünlilie (Chlorophytum comosum), die sich auch gut als Ampelpflanze für halb schattige bis schattige Standorte eignet. Die extrem pflegeleichten Gummibäume (Ficus elastica) und Efeututen (Epipremnum) sind Klassiker, die schon im letzten Jahrhundert Amtsstuben schmückten. Dementsprechend bieder ist ihr Image. In trendige Übertöpfe gesetzt und kreativ kombiniert mit anderen Gewächsen wirken sie weniger verschnarcht. Die allseits so beliebten Benjamin-Feigen (Ficus benjamina) sind allerdings keine idealen Büropflanzen. Sie mögen weder Zug- noch Heizungsluft und brauchen viel Licht. Schon kleine Pflegefehler quittieren sie schmollend mit sukzessivem Blattverlust.

Lieber was mit Blüten?

Wer am Arbeitsplatz lieber Blüten vor der Nase hat, ist mit dem Einblatt (Spathiphyllum) gut beraten. Die auch unter dem Namen Blattfahne bekannte Art braucht nur wenig Licht und blüht fast ganzjährig. Sie verträgt jedoch weder trockene Raumluft noch Staunässe im Topf. In jüngster Zeit schmücken immer öfter Orchideen den Arbeitsplatz. Dank züchterischem Fleiß haben sich die einstigen Hätschelkinder zu anspruchslosen Dauerblühern gemausert. Insbesondere die Phalaenopsis-Hybriden, gemeinhin auch als Schmetterlingsorchidee oder Malayenblume bezeichnet, sind äußerst pflegeleicht und dauerschön.

Auch wenn die Büropflanzen noch so robust sind, brauchen sie zumindest ein Mindestmaß an Zuwendung in Form gelegentlicher Wasser- und Düngergaben. Die letzten Tropfen aus der Dose eines Energy-Drinks oder der Bodensatz einer Tasse Kaffee sind erfahrungsgemäß nicht dazu geeignet, schlappe Grünlilien oder erschöpfte Efeututen zu neuem Leben zu erwecken. Abgestandenes Leitungswasser ist meistens die beste Wahl, um die Botanik im Büro kurzzeitig zu erfrischen und längerfristig am Leben zu erhalten. Und Zigarettenkippen sind keine Düngestäbchen!

Flüssigdünger hilft

Futter fürs Grün gibt es als Flüssigdünger im Fachhandel. Der ist einfach zu dosieren und wird übers Gießwasser verabreicht. Dabei sollte man aber maßhalten, denn allzu generöse Nährstoffgaben haben nicht etwa üppigeres Wachstum und prächtigere Blüten zur Folge, sondern meist ein baldiges Dahinscheiden der geliebten Gewächse wegen Übersättigung. Ganz anders sieht es beim Licht aus. Flimmernde lachbildschirme blenden vielleicht emsige Büroarbeiter, aber den Pflanzen nützt das künstliche Licht wenig. Deshalb sollten Zimmerpflanzen möglichst nah an Fenstern, aber nicht in der prallen Sonne platziert werden.

Bleibt noch die Frage: Wer kümmert sich um die Botanik, wenn sich mehrere Mitarbeiter ein Büro teilen? Erfahrungsgemäß sind das oft alle – oder eben keiner. Wenn keiner gießt, vertrocknen die Pflanzen, wenn es jeder tut, ertrinken sie. Also sollte man einen Gießplan erstellen oder eine Betreuungsperson beauftragen. Und für den Fall von Krankheit oder Urlaub auch für eine Pflegevertretung sorgen.

Lösung für Pflegemuffel

Für notorische Pflegemuffel gibt es eine Alternative zur klassischen Topfpflanze: die Hydrokultur. Dabei wird die Erde durch ein spezielles Kultursubstrat aus Blähton ersetzt. Die Wasser- und Düngerzufuhr wird durch ein Reservoir im Pflanzgefäß gewährleistet, wodurch sich eine deutlich geringere Gießfrequenz ergibt. Wem auch das noch zu viel ist, kann sich Mietpflanzen ins Büro ordern, die von den Verleihern mit Vollpflege im Abonnement angeboten werden. Einfacher geht’s nun wirklich nicht!