Pünktlich zum Verbandstag der Volkshochschulen (VHS) in Baden-Württemberg haben die Regierungsfraktionen Grüne und SPD angekündigt, die Landeszuschüsse an Volkshochschulen zu erhöhen. Der Bundesschnitt ist damit aber noch nicht erreicht.

Stuttgart - Pünktlich zum Verbandstag der Volkshochschulen (VHS) in Baden-Württemberg haben die Regierungsfraktionen Grüne und SPD angekündigt, die Landeszuschüsse an Volkshochschulen zu erhöhen. Im Doppelhaushalt 2015/16 werde die Förderung der allgemeinen Weiterbildung und damit auch der Volkshochschulen um 8,6 Millionen Euro aufgestockt, erklärten die Fraktionsvorsitzenden Edith Sitzmann (Grüne) und Claus Schmiedel (SPD). Das Ziel der Koalition sei es, die Landesförderung schrittweise auf den Bundesdurchschnitt anzuheben. Bundesweit liegt die Förderquote dem Volkshochschulverband zufolge bei 13,9 Prozent, Baden-Württemberg finanziere bisher acht Prozent des VHS-Budgets. Laut Kultusministerium beläuft sich in diesem Jahr der Landeszuschuss für die allgemeine Weiterbildung zu der auch kirchliche Träger gehören, auf 15,7 Millionen Euro.

 

Die Weiterbildungsträger beklagen bereits seit Mai mit einer Unterschriftenaktion die geringen Zuschüsse. Rund 100 000 Unterschriften erwartet Hermann Huba, der Direktor des Volkshochschulverbands aus der Aktion. Die jetzt angekündigte Erhöhung wertet er auch als Folge der Proteste.

Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) würdigte die angekündigten Landeszuschüsse als eine Anerkennung der Arbeit der VHS. Er betonte auch, „wir gleichen nur aus, was schwarze Regierungen gekürzt haben“. So sieht das auch Marion von Wartenberg, die SPD-Staatssekretärin im Kultusministerium. „Wir haben die jahrelange Unterfinanzierung der Weiterbildung durch unsere Vorgänger beendet und spielen bei der Förderung endlich im Mittelfeld der Länder“, sagte von Wartenberg. In den Jahren von 1990 bis 2009 wurde die Grundförderung der Staatssekretärin zufolge um 60 Prozent zurückgefahren. Grün-rot habe sie seit 2011 bereits um 4,3 Millionen Euro angehoben. Durch die höheren Landeszuschüsse könne ein weiterer Anstieg der Teilnehmergebühren gebremst werden, sagte Kuhn. In Baden-Württemberg liegen die Teilnehmergebühren schon jetzt 18 Prozent höher als in anderen Ländern.

Auch benachteiligte Menschen sollen erreicht werden

Kuhn und Huba wollen die höheren Landeszuschüsse in erster Linie einsetzen, um der „sozialen Selektion“ in der Weiterbildung zu begegnen. Huba betonte, Kurse zur Alphabetisierung, zur Integration und zur Allgemeinbildung könne der Verband „weder quer noch aus eigener Tasche finanzieren“. Deshalb sei die Erhöhung von überragender Bedeutung.

Die 173 Volkshochschulen im Land haben bei ihrer Tagung am Donnerstag und Freitag eine „Stuttgarter Erklärung“ verabschiedet, in der sie „Allgemeinbildung für alle“ als eine Zukunftsfrage und ein Menschenrecht definieren. Den Volkshochschulen komme bei der Inklusion durch Bildung und dem Schaffen einer Willkommenskultur eine wichtige Rolle zu. Es sei das Ziel der VHS, auch die Menschen zu erreichen, „die sonst aufgrund sozialer oder finanzieller Benachteiligung aus dem Bildungssystem herausfallen“, sagte Fritz Kuhn. Es gelte, der „Bildungsspaltung in der Gesellschaft“ entgegenzuwirken, sekundiert der Verbandsdirektor Huba.

Die Einrichtungen verzeichnen eine verstärkte Frage nach Integrationskursen. Dem Jahresbericht zufolge zählten die mehr als 730 VHS-Außenstellen im Jahr 2013 rund 2,16 Millionen Teilnehmer an 143 000 Veranstaltungen. Das seien 80 000 Interessierte mehr als im Vorjahr. Die meisten Unterrichtseinheiten liefert unverändert die Abteilung Sprachen. Die meisten Teilnehmer verbuchte der Bereich Gesundheitsbildung. Die finanzielle Schmerzgrenze liege meist bei 100 Euro pro Semester. So viel kostet etwa ein klassischer Sprachkurs.